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Zusammenfassung

Die vorliegende Untersuchung zeigt die organischen Rhodanide als eine Gruppe mit deutlich ausgesprochener eigenartiger Giftwirkung. Die mono- und disubstituierten aliphatischen Rhodanide haben sämtlich den Charakter von Krampfgiften mit Angriff am Hirnstamm. Die Koppelung der Krampfwirkung und Fiebersenkung ist bei manchen der Körper deutlich. Einige andere, die die Temperatursenkung vermissen lassen, zeigen, daß die Lehre vom Krampfgiftcharakter der Antipyretika nicht dogmatisch richtig ist, sondern Ausnahmen zuläßt. Allen oben genannten Körpern ist eine Erregung der Atmung am normalen und morphinbehandelten Tier eigen. Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, daß der Angriffspunkt dieser Wirkung zentral ist. Hierfür spricht ihr Bestehenbleiben in tiefer Narkose und unter Morphin. Weiter spricht dafür, daß Rhodanide mit Doppelbindung in dieser Richtung vollkommen unwirksam sind, während ihre lokale Reizwirkung, die bei der Ausscheidung durch die Atmungswege für die Atmungserregung in Frage käme, ganz erheblich ist. Die letztgenannten Körper sind nun aber nicht nur in bezug auf die Atmung, sondern auch in jeder anderen Richtung unwirksam. Sie sind es entweder an sich oder werden es, weil sie wegen der Doppelbindung besonders leicht im Organismus zerstört oder umgewandelt werden. Zu den charakteristischen Wirkungen der Rhodanide gehört offenbar auch die Blutzerstörung, die bei den meisten angedeutet ist, beim Anilinrhodanid schweren Blutgiftcharakter aufweist. Narkotische Wirkung der organischen Rhodanide, die in Analogie zu den organischen Bromiden und Chloriden möglich erschien, wurde beim Warmblüter nicht nachgewiesen. Allgemein läßt sich sagen, daß die Einführung der Rhodangruppe nicht zu Wirkungsbildern führt, die auf Grund von Analogieschlüssen zu erwarten wären. Eine Ausnahme macht hier nur die auch durch ihre Konstitution aus dem Rahmen fallende Rhodanessigsäure, die in ihrer Wirkung der Bromessigsäure sehr ähnlich ist. Eine therapeutische Verwendung dieser Körper kommt nach den geschilderten Befunden nicht in Frage. Von Intersse ist es aber, daß in Genußmitteln (Senf) und Medikamenten (Senföl, Senfpflaster, Rettichextrakt) mit der Anwesenheit von organischen Rhodaniden zu rechnen ist.

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Taubmann, G. Untersuchungen über die Wirkungen organischer Rhodanide. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 150, 257–284 (1930). https://doi.org/10.1007/BF01862067

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