Zusammenfassung
Basierend auf einer Befragung amtierender PolitikerInnen erfasst dieser Beitrag die sicherheitspolitischen Wissensaustauschpraktiken der Schweiz. Er zeigt, dass der Schweizer Sicherheitsbereich zwar kein geschlossenes Wissenstransfersystem darstellt, aber dennoch von verwaltungsorientierten, nationalen und geschlossenen Transfermechanismen dominiert wird. Als erste empirische Auslegeordnung des Wissenstransfers im Sicherheitsbereich arbeitet der Beitrag der vergleichenden Untersuchung nationaler Sicherheitskulturen zu und hinterfragt, wessen Wissen wie in der Sicherheitspolitik Gehör findet.
Abstract
This article addresses knowledge transfer practices in Swiss national security affairs. Drawing on survey work, it shows that Swiss security politics do not form a closed knowledge exchange system, but that they are dominated by administration-centric, national and closed-door knowledge transfers nonetheless. As a first empirical mapping of actual knowledge exchange practices in national security affairs, the article enables comparative analyses of national security cultures while at the same time questioning whose positions are being heard in security affairs and how.
Notes
Die „Pariser Schule“ bezeichnet eine lose internationale Gruppe von SozialwissenschaftlerInnen. Diese untersucht anhand von Überlegungen französischer SoziologInnen wie transnationale Unsicherheitsthemen geschaffen werden und wie diese neue Zugänge zur Organisation öffentlicher Räume ermöglichen (vgl. Hagmann 2010a). Das Frankfurter Projekt Sicherheitskultur im Wandel analysiert etwas breiter gefasst, wie individuelle und institutionelle Überzeugungen, Werte und Praktiken interagieren um Gefahrenbilder zu schaffen und zu handhaben (vgl. Daase et al. 2012).
Die Schweizer Regierung basiert auf sieben Bundesministerien (den sogenannten eidgenössischen Departementen) sowie einer apolitischen Stabsstelle (der Bundeskanzlei). Jedes der sieben Fachministerien wird von einem gewählten Exekutivpolitiker, einem Bundesrat, geleitet. Die sieben BundesrätInnen zusammen stellen die Landesregierung. Die BundesrätInnen stimmen intern über Positionen und Entscheidungen der Landesregierung ab, vertreten getroffene Entschlüsse gegen außen aber gemeinsam. Der Vorsitz des Siebenergremiums ist vorwiegend symbolischer Natur und rotiert jährlich. Die sieben Sitze werden traditionell proportional der Wählerstärke der nationalen Partien, aber auch der Landesregionen und der Landessprachen verteilt.
Dieser Ansatz bedeutet nicht zuletzt, dass Sicherheitspolitik – und somit der Untersuchungsgegenstand dieses Beitrags – in der hier vorliegenden Arbeit anhand einer formellen Selbstassoziation einzelner Akteure mit dem Sicherheitsbegriff eingegrenzt wird.
Als die „Genfer Zentren“ werden die von der Schweiz geführten Organisationen Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP), Genfer Zentrum für die demokratische Kontrolle der Streitkräfte (DCAF) und Genfer Internationales Zentrum für Humanitäre Minenräumung (GICHT) bezeichnet.
Diese Idealtypisierung des Ist-Zustandes hat prinzipielle Gültigkeit, verdeckt aber in einzelnen Fällen auch Überlappungen zwischen den Gruppierungen. So sind gewisse Abgeordnete gleichzeitig auch Milizoffiziere oder unterrichten Offiziere zum Teil auch an Universitäten. Da die befragten Personen in der Datensammlung nach ihrem hauptsächlichen Arbeitsfeld ausgewählt und kontaktiert wurden, stieß ihre Zuordnung zu den einzelnen Gruppen jedoch auf keine nennenswerten methodischen Probleme.
In der Befragung wurden die verschiedenen Wissensaustauschformate zwecks genauerer Spezifikation jeweils mit solchen Beispielen versehen. Um auch die LeserInnen der ZfAS über die im Schweizer Sicherheitsbereich gebräuchlichen Formate zu orientieren, wird eine Auswahl dieser Spezifikationen hiernach auch im Text wiedergegeben.
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Die Autoren bedanken sich bei den Befragten für ihre freundliche Mitarbeit, bei Valentin Misteli und Res Marti für die Forschungsassistenz, für die konstruktiven Kommentare der TeilnehmerInnen des SVPW Jahreskongresses und des CSS Forschungscolloquiums sowie beim Center for Security Studies für die Finanzierung der Befragung.
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Hagmann, J., Szvircsev Tresch, T. Der Staat weiß es am besten? Die Schweizer Sicherheitspolitik als verwaltungszentriertes Politikfeld. Z Außen Sicherheitspolit 6, 199–223 (2013). https://doi.org/10.1007/s12399-013-0321-8
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