Zusammenfassung
Hintergrund
Vergangene Studien legen nahe, dass es Unterschiede hinsichtlich der Lebensqualität von Ärzten gibt, die zum Teil von Geschlecht und Fachrichtung abhängen. Über die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Dermatologen ist bisher kaum etwas bekannt.
Material und Methoden
Mittels SF-36-Fragebogen zum Gesundheitszustand wurde die Ausprägung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität anhand der z-Werte von 112 Dermatologen und 113 Ärzten anderer Fachrichtungen auf den 4 psychischen und 4 körperlichen Skalen des SF-36 zu ihren jeweiligen Normpopulationen in Beziehung gesetzt und miteinander verglichen.
Ergebnisse
Die psychische gesundheitsbezogene Lebensqualität der Dermatologen lag insgesamt unter der physischen. Die Frauen schnitten hinsichtlich beider Aspekte etwas besser ab als die Männer. Dies stand im Gegensatz zu den Medizinern anderer Fachrichtungen. Die Unterschiede zwischen psychischer und physischer gesundheitsbezogener Lebensqualität einerseits und zwischen Frauen und Männern andererseits zeigten sich in der Tendenz über alle betrachteten Altersstufen hinweg.
Schlussfolgerung
Dermatologen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität kaum von Medizinern anderer Fachrichtungen. Auch bei ihnen sollte die niedrige psychische gesundheitsbezogene Lebensqualität zu präventiven Maßnahmen anregen.
Abstract
Background
According to recent studies, there may be differences in quality of life for physicians depending on gender and field of medicine. Presently, there are hardly any data with respect to health-related quality of life in dermatologists.
Methods
Using the SF-36 Health Survey, 112 dermatologists and 113 physicians in other fields of medicine were studied in a cross-sectional study.
Results
Dermatologists’ mental health level averaged lower than their physical health level (χ2=28.49; p<.001). The mental and physical health level were higher in female dermatologists than in their male colleagues (e.g., GH: χ2=6.15; p<.05 and MH: χ2=6.83; p<.05). These findings are the opposite of results in other medical specialists. The differences between mental and physical health dimensions on the one hand, and between women and men on the other hand, were found in all age groups.
Conclusions
In comparison to other medical specialists, dermatologists differ only slightly in their health-related quality of life. Therefore, it may be advisable to implement preventive measures concerning their comparatively low mental health status.
Notes
Die Erhebung wurde in den Fortbildungsveranstaltungen mit freundlicher Unterstützung der Firma Galderma GmbH Deutschland, Frau Dr. C. Seitz, durchgeführt.
Wir hätten uns gerne für 2 Standardabweichungen entschieden (eine oberhalb, eine unterhalb des Normwertes), doch liegen die Normwerte der physischen Skalen des SF-36 bereits so hoch, dass eine Überschreitung um eine ganze Standardabweichung teilweise nicht möglich ist (Deckeneffekt). Beispiel: Normwert einer 45-jährigen Frau auf Skala KÖFU=91; Standardabweichung in ihrer Normgruppe=16,6. Überschreitung ihrer Norm um eine Standardabweichung also erst bei Punktwert von 107,6, was wegen der Begrenzung der Skala auf maximal 100 nicht möglich ist.
Cramér’s-V ist eine Abwandlung des Phi-Koeffizienten für Matrizen größer als 2×2 Zellen. Da die Analysen in der vorliegenden Arbeit, bei denen V berechnet wurde, mit df=2 Freiheitsgraden operierten, sind Ausprägungen von V <0,21 als kleine, 0,21 <V <0,35 als mittlere und V >0,35 als große Effekte zu interpretieren [23].
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Die Fa. Galderma gestattet die Verteilung der Fragebögen, es fand kein Sponsoring statt!
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Jurkat, H.B., Cramer, M., Reimer, C. et al. Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Dermatologen im Vergleich zu anderen Arztgruppen. Hautarzt 58, 38–47 (2007). https://doi.org/10.1007/s00105-006-1260-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00105-006-1260-2