Zur Problematik der Suchtgefährdung von berufstätigen Medizinern

Zusammenfassung

In einer empirischen Querschnittsuntersuchung wurden zwei Stichproben berufstätiger Ärztinnen und Ärzte miteinander verglichen – eine repräsentative Stichprobe Substanzabhängiger (n=142) und eine für die Ärzteschaft repräsentative Kontrollgruppe (n=275) – mit der Zielsetzung, Präventionskonzepte zu entwickeln. Als Untersuchungsinstrument diente ein speziell entwickelter Fragebogen zur Lebensqualität von Ärztinnen und Ärzten (Reimer und Jurkat).

Insgesamt ist die Lebensqualität bei den Substanzabhängigen im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich geringer. Global kann gesagt werden, dass die Variablen zum Privatleben wesentlich stärker als die zum Berufsleben zwischen substanzabhängigen und nichtsubstanzabhängigen Ärztinnen und Ärzten differenzieren; d. h. also, dass die Themenkomplexe Lebenszufriedenheit/-unzufriedenheit und Gesundheit im Durchschnitt noch schärfer als die Bereiche Arbeitszufriedenheit/-unzufriedenheit und Berufswahl zwischen den Stichproben trennen. Während bei der Kontrollgruppe die Lebensqualität der Ärztinnen durchschnittlich etwas höher als die der Ärzte war, konnte dies bei den Substanzabhängigen nicht bestätigt werden.

Besondere prophylaktische Bedeutung kommt der eigenen Erholungsfähigkeit zu. Für berufstätige Ärzte ist es offenbar wesentlich, zum Ausgleich für den belastungsreichen Berufsalltag auch auf ein angemessenes und befriedigendes Privatleben zu achten.

Abstract

Two samples of working physicians have been compared in a cross-sectional study – one representative sample of addicted physicians with a substance abuse problem (n=142) and one representative sample (n=275) of physicians in general; the objective was to develop preventive strategies. As a measuring instrument a specific questionnaire on quality of life of physicians (Reimer and Jurkat) has been used. Generally, quality of life is lower in the substance abuse sample in comparison to the control group.

It can be concluded that the variables concerning the areas life satisfaction/-dissatisfaction and health differentiate even more between the groups than the areas work satisfaction/-dissatisfaction and choice of occupation. Whereas quality of life of female physicians was on the average somewhat higher than that of their male colleagues in the control group, this could not be confirmed in the sample of impaired physicians.

Especially the ability to relax seems to be essential as a preventive measure, and apparently it is of high importance for working physicians to care for an adequate and satisfying private life to balance their stressful working life.