Zusammenfassung
In diesem Werk veröffentlichte Jung 1921 Erkenntnisse, die bis in die Anfänge seiner Beschäftigung mit dem Typenproblem zurückreichen. Seine Versuche mit dem Assoziationsexperiment (bei dem Testpersonen auf Reizworte mit dem ersten Wort, das ihnen dazu einfällt, antworten sollten; ausgewertet wurden die Reaktionszeit und der Inhalt der Antworten) verfolgten nicht zuletzt die Absicht, den großen psychiatrischen Krankheitsbildern, vor allem der Hysterie und der Dementia praecox (Schizophrenie), bestimmte psychologische Reaktionstypen zuzuordnen (Diagnostische Assoziationsstudien, 1904). 1913 veranlasste ihn das drohende Schisma der Psychoanalytischen Gesellschaft, genauer der scheinbar unversöhnliche Gegensatz zwischen Sigmund Freud und Alfred Adler, zu einer ersten Formulierung zweier grundsätzlich entgegengesetzter Typen. Danach ist die Libido (seelische Energie) bei allen Menschen in typischer Weise entweder vorwiegend zentrifugal (d. h. auf das Objekt) oder aber zentripetal (d. h. auf das Ich) gerichtet. Den erstgenannten Typus nannte der Autor extravertiert, den zweiten introvertiert. War Jung zunächst noch der Meinung gewesen, dass der Extravertierte vorwiegend seinem Gefühl folgte, der Introvertierte dagegen seinem Denken, so differenzierte sich diese Auffassung in den folgenden Jahren insofern, als er nunmehr unterschied zwischen den beiden „Einstellungen“ der Extraversion und Introversion und den vier „Funktionen“ des Denkens, Fühlens, Empfindens und der Intuition. Indem sich die Einstellungstypen mit den Funktionstypen kombinieren lassen, erhielt Jung nun insgesamt acht verschiedene Typen (z. B. den extravertierten Denktypus, den introvertierten Empfindungstypus usw.). Eine allgemeine Beschreibung dieser acht Typen gibt Jung im zehnten Kapitel seines Buchs.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
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Bibliographie
Literatur
M. L. von Franz/J. Hillman: Lectures on J.'s Typology, 1971.
C. A. Meier: Persönlichkeit. Der Individuationsprozeß im Lichte der Typologie C. G. J.s, 21986.
D. Sharp: Personality Types. J.'s Model of Typology, 1987.
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Frey-Wehrlin, C.T., Liebscher, M. (2020). Jung, Carl Gustav: Psychologische Typen. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_9212-1
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