Zusammenfassung
Der Beitrag widmet sich der Aussage des Bundespräsidenten, dass das Nachdenken über Außenpolitik in die Mitte der Gesellschaft gehöre. Er fragt, wie es um diese gesellschaftliche Debatte deutscher Außenpolitik bestellt ist. Welche Rolle nehmen Medien und Denkfabriken in dieser Debatte ein? In welchem Maße gelingt oder misslingt es Medien und Denkfabriken, die Distanzen zwischen Politik und Gesellschaft einerseits sowie zwischen universitärer Grundlagenforschung und Politikberatung andererseits zu überbrücken?
Abstract
This contribution focuses on the statement of Federal President Gauck that any debate on foreign policy belongs in the middle of society. The article thus inquiries into the level of quality of the public debate on German foreign policy. What is the role of the media and think tanks in this debate? How do they manage in decreasing the distance between politics and society on the one hand as well as university research and think tanks on the other?
Notes
Eine derartige Sichtweise hatte jedoch der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler kurz vor seinem Rücktritt vertreten, die u. a. auf die verteidigungspolitischen Richtlinien von 2003 zurückgeführt wurde (Hellmann 2010, S. 749).
Der Bundespräsident lies zwar seinen Staatssekretär Daniel Gill schriftlich auf die erheblichen Anwürfe von ostdeutschen Pfarrern antworten. Aber diese Antwort wurde nicht vollständig veröffentlich, sondern nur ausschnittsweise bekannt (Decker 2014). Auch der Brief, der von 67 Pfarrern unterschrieben wurde, wurde nicht im Wortlaut veröffentlicht (epd 2014a; Stalinski 2014). Von katholischer Seite wurde diesen Pfarrern widersprochen (mkr/stz/KNA 2014). Die evangelische Kirche zeigte sich in der Frage von Militäreinsätzen gespalten (Bingener 2014).
Die wachsende Konkurrenz zwischen Medien ist weitgehend unbestritten (Bernau et al. 2014; Röper 2014; ZMG/Mediendaten Südwest 2013). Sie ist u. a. in den Modulbeschreibungen der Kommunikationswissenschaften als eine Gegebenheit eingeflossen, die in der akademischen Ausbildung zu berücksichtigen ist (Freie Universität Berlin. Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften 2013a, b).
Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass der für die mediale Verarbeitung der Gauck-Rede erhobene Befund eher die Ausnahme als die Regel ist.
Die AutorInnen sprechen sich nach einer Gegenüberstellung von pro und contra Argumenten klar gegen eine Reform des deutschen Parlamentsbeteiligungsgesetz aus. Allerdings fällt auf, dass die für eine solche Diskussion einschlägige Vetospielerforschung nicht zur Urteilsfindung herangezogen wurde.
In einer Evaluation der Erfahrungen mit der Afghanistan-Mission wird kritisiert, dass sich die beteiligten Ressorts der Bundesregierung nicht einmal auf eine gemeinsame Festlegung von Zielen verständigen konnten (Tettweiler 2011, S. 22).
In der Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung werden einzelne Militäreinsätze der Bundeswehr qualitative evaluiert. Im Ergebnis hätten diese Einsätze alle vorab formulierten Ziele verfehlt. Dies sei ein Indiz dafür, dass die deutsche Außenpolitik mit Militäreinsätzen andere als humanitäre Ziele verfolge (Brehm et al. 2012).
Eine Ausnahme ist Jan Techau (Techau 2014, S. 37, 38).
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Für nützliche Hinweise und Verbesserungsvorschläge danke ich besonders Sven-Eric Fikenscher, Axel Heck, Gunther Hellmann, Ansgar Kemmann, Hartmut Mayer und Ingo Peters. Alle Unzulänglichkeiten dieses Beitrags liegen jedoch in meiner eigenen Verantwortung. Das Manuskript wurde Ende August 2014 abgeschlossen.
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Tuschhoff, C. Distanzverbreiterung vs. Gemeinschaftsbildung: Die Rolle von Medien und Denkfabriken bei der Verarbeitung der Rede von Bundespräsident Gauck. Z Außen Sicherheitspolit 8 (Suppl 1), 99–122 (2015). https://doi.org/10.1007/s12399-014-0449-1
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