Zusammenfassung
Die Beachtung der standörtlichen Reife-, Anbau- und Umweltbedingungen, der möglichen Spannbreite von der Kolbenlosigkeit bis zum maximalem Reifeverhältnis von Korn zu Restpflanze sowie die konsequente Sortenwahl umweltstabiler Maissorten sind die Kardinalfragen im Maisanbau.
Durch permanente Reifeprozesskontrolle im erntenahen Zeitraum bis zum maximal möglichen Reifeverhältnis von Korn zu Restpflanze (richtiger Erntezeitpunkt) und dessen Nachweis durch den Silomais-Reifeindex (SRI) als phänologischen Leistungs-, Selektions- und Stress-Indikator kann das umweltbezogene Leistungspotential aller Sorten, in allen Jahren sowie auf jedem Standort und für alle Nutzungsrichtungen voll ausgeschöpft werden.
Die Kolbenlosigkeit als konkreter Ausdruck der Reduzierung hochwertiger Biomassebildung, verursacht hauptsächlich durch Trockenstress, und der sorglose Anbau instabiler Sorten bieten zwangsläufig die Basis für drastische, abschätzbare Verluste bezüglich Qualität, Ertrag sowie weitreichende Risiken im Umwelt-, Verbraucher- und Tierschutz.
Reifedifferenter Mais mit grüner, vitaler und photosyntheseaktiver Restpflanze (TM-Gehalt von 22 %) ist im Bereich der physiologischen Kornreife von 63 % TM bis zum agroökoeffizienten Reifepunkt, gleichzeitig Schnittstelle aller Nutzungsrichtungen, zu führen. Siliermais (Silo- und Energiemais) mit dem SRI von 2,8 und noch grüner Restpflanze sollte im Interesse der Effektivität der Hochleistungsfütterung, soweit wie möglich, bis zum maximalen Reifeverhältnis geführt werden.
Die Etablierung einer angemessenen Pflanzenarchitektur durch hohe Maisbestände von ca. 225 cm ist zur Verbesserung des Ertragspotentials gegenüber kompakteren anzustreben. Diesbezügliche Unterschiede bei den Qualitätskennziffern waren indifferent bzw. nicht stark ausgeprägt.
Durch die Phänotypisierung des Produktionsniveaus im Maisanbau sind neben der Schätzung von Qualität und Ertrag auch die Risiken aller Art erkenn- und vermeidbarer. Des Weiteren kann rückwirkend bei gleichem Sortiment eine Bewertung und Einstufung der Reife,- Anbau- und Umweltbedingungen der Anbaujahre anhand des SRI summarisch erfolgen.
Im Rahmen des Dynamischen Reife- und Analysesystem (DRA) sind mit dem agroökoeffizienten Reifepunkt (SRI von 2,8) eine universelle Schnittstelle für die Kopplung anderer Kulturpflanzenmodelle, ein Selektionsindex für Zuchtziele aller Nutzungsrichtungen (Leistungs-, Resistenz- und Futterwertmerkmale) als umweltbezogene Variable und ein einheitlicher Standard für eine vergleichbare Versuchsbasis geschaffen worden. Die Effizienz des gesamten Produktionszweiges Mais, ist selbst nach Gesichtspunkten der Maximierung des Erfolges, bei jeder Nutzungsrichtung auch ökologisch zu rechtfertigen.
Abstract
The consistent appropriate selection of environment-stable varieties, the range of plant without ear up to maximal ripeness ratio of grain to residual plant are the cardinal question in maize cultivation respecting the ripeness, growing and environmental conditions.
By permanent control of the ripening process in the pre-harvest period up to ripeness maximum possible ratio of grain to rest plant (real time of harvest) and its detection by the Silage maize Ripeness Index (SRI) as phenological performance, selection and stress indicator the environmental performance potential of all varieties can be exploited, in all years, as well as each location and in all directions of use.
The plant without ear as a concrete expression of the reduction of biomass production caused by drought stress and the careless cultivation of unstable varieties provide the base inevitably for drastic, estimated losses with regard to quality, yield, as well as extensive risks in environmental, consumer and animal welfare.
Ripe different maize with green, vital and active photosynthesis residual plant with 22 % dry matter is in the field of physiological ripeness of grain by 63 % up to the agro-eco-efficient ripeness point and the interface of all use directions.
Silage and energy maize with the SRI of 2.8 and still green residual plant should be continued in the interest of the effectiveness of the high-performance feeding up to the maximum possible ripeness ratio.
The establishment of the plant architecture in the form of high maize high of about 225 cm is better for improve the yield potential compared to compact. Such differences were indifferent and not pronounced at the quality indicators.
By phenotyping of the production levels in maize, also the risks of all kinds are estimated preventable in addition to the appraisal of quality and yield. In addition an assessment of ripeness, growing and environmental conditions of the crop year can be on the other hand same range based on the SRI retroactively.
Interfaces, as the agro-eco-efficient ripeness point, for the coupling of other crop models, a selection index for breeding objectives of all use directions (performance, resistance and food value) as an environmental variable and standard for trial basis have been created with this Dynamic Ripeness and Analysissystem (DRA). The efficiency of the entire production branch is also ecologically to justify itself according to maximize success in each direction of use maize.
Literatur
Amler R (2002) Trockenmasse im Korn als Maßstab für die Silierreife. Schwächen von FAO-Fahl und SRZ bei der Beurteilung von Silomais und Silage. Landpost 57(14–15):28–29
Amler R (2004) Die Reifeprüfung. Optimale Silomaisreife durch praktische Reifekontrolle ermitteln. Neue Landw 15(8):49–51
Amler R (2008) Beitrag zum Qualitäts- und Ertragspotenzial stress- und trockenheitstoleranter Sorten für Silo- und Energiemais bei optimaler Reife. Ges Pfl 60(1):5–13
Amler R. (2009) Der Einfluss der Reifedifferenz von Korn zu Restpflanze auf den optimalen Erntezeitpunkt und die standortgerechte Sortenwahl von Energie- und Silomais. Die Bedeutung des für Silo- und Energiemais optimierten Reifesystems (SEMORS). Ges Pfl 61(2):57–71
Amler R (2010) Energie zum richtigen ERNTE-Zeit-Punkt bei Optimierung von Qualität, Ertrag, Produktsicherheit und Umweltverträglichkeit im Siliermaisanbau durch Dynamische ReifeAnalyse (DRA). Gesunde Pflanzen 62(2):71–83
Amler R (2011) Effizienz, Umwelt- und Verbraucherschutz durch standortgerechten Maisanbau und Mittelpunkt des umweltbezogenen Dynamischen Reife- und Analysesystems (DRA). Ges Pfl 63(3):111–127
Amler R (2012) Agro-Ökoeffizienz im Maisanbau durch Selektion des Sortenmaterials und Ermittlung der Reifestadien von Siliermais (Silo- und Energiemais) – aus der Sicht von Ökonomie und Ökologie. Ges Pfl 64(2):57–69
Amler R (2013a) Beitrag zum Sortentyp und Merkmalskennung der Reifedynamik durch den phänologischen Indikator, dem Silomais-Reifeindex. Ges Pfl 65(2):57–64. doi:10.1007/s10343–013-0298-1
Amler R (2013b) Beziehungen zwischen Reife, Ertrag und Umwelt bei 50 jähriger Silomais-Monokultur im Dauerdüngungsversuch „Ewiger Roggenbau“ in Halle (Saale) – Chancen und Risiken eines verstärkten Maisanbaus. Mitt. Agrarwissenschaften 24:155–181
Bunting ES (1975) The question of grain content and forage quality in maize: comparisions between isogenic fertile and sterile plants. J Agri Sci (Camb) 85:455–463
Craig WF (1966) Prediction factors from corn silage production. Diss. Abstr. 27, 2988 B 3
Dänicke S, Valenta H, Ueberschär K-H (2000) Risikoabschätzung und Vermeidungsstrategien bei der Fütterung. Landbauforschung Völkenrode. Sonderheft 216:35–138
DLG (1997) DLG-Futterwerttabellen – Wiederkäuer. Hrsg.: Universität Hohenheim – Dokumentationsstelle. 7. erw. u. überarb. Aufl. – Frankfurt a. M.: DLG-Verl
Dörfel H (1967) Die Eignung und Interpretation von wirtschaftlich relevanten Größen, abgeleitet aus einer Polynomialfunnktion zweiten Grades, 151–157. In: Regressionsanalyse und ihre Anwendung. Tagungsberichte Nr. 87, AdL. zu Berlin
Epinat-Le Signor C, Dousse S, Lorgeou J, Denis J-B, Bonhomme R, Carolo P, Charcosset A (2001) Interpretation of Genotype × Environment interactions for early maize hybrids over 12 years. Crop Sci 41(3):663–669
Ettle T, Schwarz FJ (2003) Effect of maize variety harvested at different maturity sages on feeding value and performance of dairy cows. Anim Res 52:337–349
Fairy NA (1980) Hybrid maturity and the relative importance of grain and stover for the assessment of the forage potential of maize genotypes grown in marginal and non-marginal environments. Can J Plant Sci 60:539–545
Flachowsky G (2000) Glucosebedarf und Glucosequellen der Hochleistungskuh. Landbauforschung Völkenrode. Sonderheft 217:3–13
Groß F (1979) Nährstoffgehalt und Verdaulichkeit von Silomais. 1. Mitt. Bewertung von Silomais. Das wirtschaftseigene Futter 25(2):215–225
Hahnen S (2004) C3- und C4-Photosynthese in Mais (Zea mays): Das Hüllblatt der weiblichen Infloreszenz als Modellsystem zur Analyse photosynthetischer Genexpression. Diss. RWTH Aachen
Hoffmann E (1965a) Über den Einfluss von Standort- und Witterungsfaktoren sowie der Saatzeit auf die Erträge von Silo- und Grünmais. Thaer-Archiv 9(2):197–212
Hoffmann E (1965b) Über den Einfluss von Standort- und Witterungsfaktoren sowie der Saatzeit auf die Erträge von Silomais. Thaer-Archiv 9(2):677–701
Hunter RB (1979) Verfahren zur Selektion und Beurteilung von Mais für Ganzmaissilage. Übers Tierern 7:51–74
Johannsen W (1911) The genotype concept of heredity. Am Natur 45:129–159
Larcher W (1994) Ökophysiologie der Pflanzen, 5. Aufl. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Lozan, JL,. Kausch H (2004) Angewandte Statistik für Naturwissenschaftler, 3. Aufl. Wiss. Auswertungen, Hamburg
Maiworm K (1994) Wirkung havarierter Maissilage auf Fermentationsvorgänge im Pansensaft des Rindes (in vitro). Diss. TiHo Hannover
Matthé A (2001) Nährstoffumsetzungen im Verdauungstrakt des Rindes nach Einsatz unterschiedlicher Mengen an Mais- oder Weizenstärke. Diss. Uni Gießen
Mechelke W (1986) Wertung von Umwelten für die Selektion als biometrisches Problem. Diss. Uni Hohenheim
Nehring K, Hoffmann K (1966) Carotinuntersuchungen an Futterpflanzen. Arch Tierern 16(6/7):553–568
Odenbach W (1997) Biologische Grundlagen der Pflanzenzüchtung. Parey Buchverlag Berlin
Oldenburg E, Valenta H, Sator C (2000) Risikoabschätzung und Vermeidungsstrategien bei der Futtermittelerzeugung. Landbauforschung Völkenrode. Sonderheft 216:5–34
Piepho H-P (2005) Erfassung der phänotypischen Stabilität in züchterischen Versuchen. 56. Tagung der Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs
Pigliucci M (2001) Phenotypic plasticity. The Johns Hopkins University Press, Baltimore and London
Roemer T (1917) Sind die ertragreichen Sorten ertragssicherer. Mitt der DLG 32:87–89
Roether K (1996) Beiträge zur Analyse der phänotypischen Stabilität unter Heranziehung von Ertragskomponenten. Diss Uni. Kiel
Schilling G (2000) Pflanzenernährung und Düngung. Verlag Ulmer, Stuttgart
Schlumbohm FW (1975) Untersuchungen zur Ertragsanalyse bei Mais in Abhängigkeit von Anbauort, Jahreseinfluss, Bestandesdichte, N-Gabe-Menge und N-Gabe-Zeit. Diss Uni Kiel
Schmidt W (2006) Maiszüchtung für die Energieerzeugung. agrarspectrum. DAF e. V. 39:115–127
Schmuths H (2004) Genetische Variabilität und phänotypische Plastizität der Modellpflanze Arabidopsis thaliana (L.) Heynh. (Brassicaceae). Diss. MLU Halle-Wittenberg.
Schuster, W. (1961): Mehrfaktorielle Versuche zur Anbautechnik beim Silomais. Z Acker Pflbau 113:243–262
Stieger W (1981) Wachstumsverlauf und Reifeentwicklung bei Mais. Mais 3:S30
Thomas E (2006) Feldversuchswesen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Warnstorff K, Dörfel H (1999) Anwendung nichtlinearer Wachstumsfunktionen und aus ihnen abgeleitete relevante Größen. J Agron & Crop Sci 182:259–271
Weiß C (2007) Datenanalyse und Modelling mit Statistica. Oldenbourg Verlag München, Wien
Weißbach F, Auerbach H (1999) Wann ist der Mais siloreif? Mais 10:72–77
Worku M, Zelleke H, Taye G, Tolessa B, Wolde L, Abera W, Guta A, Tuna H (2001) Yield stability of maize (Zea mays L.) genotypes across locations. Seventh Eastern and Southern Africa Regional Maize Conference 11th-15th February, 139–142
Danksagung
Meiner Schwiegertochter, Frau Dr. jur. Almut Amler, zur ihrer juristischen Promotion und meinem Sohn, Herr Richter Dr. jur. Falk Amler zum 40. Geburtstag gewidmet.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Amler, R. Maisernte nach Maß. Gesunde Pflanzen 66, 41–51 (2014). https://doi.org/10.1007/s10343-014-0318-9
Received:
Accepted:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s10343-014-0318-9