Zusammenfassung
Während Wiethölter (diese Zeitschrift, 56 [1982], 1–64) den Text der Wahlverwandtschaften in drei getrennte »Lektüren« zerlegt, versuchen die Autoren die verschiedenen, alchimistischen, mythologischen und christlichen Anspielungen in eine kohärente Interpretation einzubeziehen. Zusätzlich wird neues Material bereitgestellt- nebst Vorschlägen, wie es auf die erwähnten Daten funktional bezogen ist.
Abstract
Whereas Wiethölter (this journal, 56 [1982], 1–64) divides the text of Die Wahlverwandtschafien into three separate readings (»Lektüren«), the authors try to integrate the various allusions (alchemistical, mythological and Christian) into one coherent interpretation. In addition, some new material is provided and several suggestions are made on how it is functionally related to the data mentioned.
Literature
Waltraud Wiethölter, “Legenden: Zur Mythologie von Goethes Wahlverwandtschaften,” DVjs, 56 (1982), 1–64. Im folgenden zitiert als ‘Wiethölter.’
Vgl. Michael Titzmann, Strukturale Textanalyse (1977), S. 330 ff.
Grundlegend: Erich Auerbach, “Figura,” in ders., Gesammelte Aufsätze zur Romanischen Philologie (1967), sowie (kürzer) ders., Mimesis (71982 [zuerst 1946]), bes. S. 74ff. und Friedrich Ohly, Schriften zur mittelalterlichen Bedeutungsforschung (21983).
Vgl. William J. Lillyman, “Analogies for Love: Goethe’s Die Wahlverwandtschaften and Plato’s Symposium,” in Goethe’s Narrative Fiction, hrsg. Lillyman (1983), S. 128–144.
Vgl. Beda Allemann, “Zur Funktion der chemischen Gleichnisrede in Goethes Wahl verwandtschaften” FS Benno von Wiese (1973), hier S. 200, sowie Goethes Selbstanzeige (639).
Zu Goethes Vorliebe für Vierer-Figuren vgl. Wolfgang Binder, “Goethes Vierheiten,” in FS Max Wehrli (1969), S. 311–323 und Goethes eigene Tabelle in Die Schriften zur Naturwissenschafl, I, 3, hrsg. R. Matthaei (1951), S. 507.
Heinz Schlaffer, “Namen und Buchstaben in Goethes Wahlverwandtschaften,” zuletzt in Goethes Wahlverwandtschaften, hrsg. N. W. Bolz (1981), hier S. 218. Schlaffer geht so weit, das Kind (Otto) als ‘Stein der Weisen’ zu deuten (ebd., S. 218).
Anthony Blunt, Nicolas Poussin (1967). Nr. 65 ‘Kingdom of Flora.’ Nr. 50 ‘Lamenta tion over the dead Christ.’ Nr. 58 ‘Rinaldo and Armida.’ Nr. 70 ‘Tancred and Erminia.’ Nr. 85 ‘Rinaldo and Armida.’ Nr. 105 wieder ‘Tancredi und Erminia.’
Vgl. F. J. Stopp, “Ein wahrer Narziß: Reflections on the Eduard-Ottilie Relationship in Goethe’s Wahlverwandtschaften,” Publ. of the English Goethe Society, N. S. 29 (1960), 52–85.
Dieser Befund bezieht sich auf einen anderen Sachverhalt als a) eine Ableitung des Textes aus der Psychobiographie seines Autors oder b) eine nach tiefenpsychologischen Kriterien vorgenommene Analyse der Figuren des Romans. Vgl. als Beispiel für a) Peter Dettmering, Dichtung und Psychoanalyse II (1974), S. 33–68; für
Stefan Blessin, Die Romane Goethes (1979), hier S. 59–109. Unsere Beobachtungen sind textanalytisch spezifisch auf die Wahlverwandtschaften bezogen, während a) und b) Beispielfälle einer (angeblich) universal anwendbaren Interpretationsmethode darstellen. Vgl. dazu die skeptischen
Bemerkungen von Marianne Wünsch, “Zur Kritik der psychoanalytischen Textanalyse,” in Methoden der Textanalyse, hrsg. W. Klein (1977), S. 45–60.
Vgl. Keith A. Dickson, Raumverdichtung in den Wahlverwandtschaften, in Goethes Roman “Die Wahlverwandtschaften”, hrsg. Ewald Rösch (1975) und
Eberhard Mannack, Raumdarstellung und Realitätsbezug in Goethes epischer Dichtung (1972), bes. 163–194.
Einen fragwürdigen Ansatz mit weiterzuverfolgenden Hinweisen auf Schelling bietet Grete Schaeder, Gott und Welt (1947), S. 284 ff.
Vgl. Jacobus a Voragine, Legenda Aurea, hrsg. Th. Graesse (31890, repr. 1969).
Vgl. Kurt von Fritz, “Pandora, Prometheus und der Mythos von den Weltaltern,” in Hesiod, hrsg. Ernst Heitsch, WdF 44 (1966), S. 367–410.
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Seibt, G., Scholz, O.R. Zur Funktion des Mythos in Die Wahlverwandtschaften. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 59, 609–630 (1985). https://doi.org/10.1007/BF03374787
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