Zusammenfassung
1. Besteht eine durch Aconitin erzeugte kontinuierliche Kammerbigeminie und werden durch bestimmte Maßnahmen abnorme Schläge von den verschiedensten Stellen aus in den Bigeminusrhythmus hineinerzeugt, so sind auch diese abnormen Schläge zwangsweise von denselben Extrasystolen gefolgt wie die Normalschläge.
2. Trotz des gleichen Aussehens dieser auf die verschiedensten Kammerkomplexe folgenden Extrasystolen ist deren Kupplung verschieden. Sie zeigt gesetzmäßige Veränderungen, indem sie kürzer wird, wenn auslösender Schlag und Extrasystole von derselben Kammer ausgehen und länger wird, wenn beide in verschiedenen Herzhälften ihren Ursprung haben. Sie ist um so länger, je länger die Zuleitungszeit der auslösenden Erregungswelle zum Extrareizherd ist.
3. Wird während einer regelmäßigen Linksbigeminie der rechte Schenkel durchschnitten, so ändert sich weder das Aussehen der Extrasystole noch die Kupplung; wird dagegen der linke Schenkel durchschnitten, so ist bei gleichbleibendem Aussehen der Extrasystole die Kupplung sofort um 4 Sek./100 länger, da die Erregungswelle des auslösenden Schlages nunmehr einen ebenso langen Umweg machen muß, um zum Extrareizherde zu gelangen.
4. Wird durch eine mechanische Reizung der rechten Kammer eines mit Aconitin vorbehandelten Hundeherzens ein rechtsseitiger Extrareizherd geweckt, dann mitten hinein in die Rechtstachykardie auf dieselbe Weise eine Linkstachykardie erzeugt, so interferieren mitunter beide abnormen Rhythmen miteinander, so daß eine doppelseitige Schutzblockierung angenommen werden muß.
5. Durch eine mechanische Reizung umschriebener Stellen der rechten oder linken Kammer lassen sich nach Aconitinvorbehandlung Bigeminien auslösen, Tachykardien erzeugen, die dann in Bigeminien übergehen, oder Bigeminien in Tachykardien umwandeln. Die Form der Extrasystolen bleibt dabei gleich.
6. Diese Versuche beweisen somit, daß auch die fest gebundenen Extrasystolen von einem Extrareizherde ausgehen, der nur durch jede ablaufende Erregungswelle neu geweckt wird, also intermittierend tätig ist oder dessen kontinuierlich gebildete Reize nur unmittelbar nach einem Erregungsablauf beantwortet werden können. Die erstgenannte Möglichkeit scheint wahrscheinlicher.
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Scherf, D. Über den Zusammenhang zwischen festgekuppelten Extrasystolen und extrasystolischen Tachykardien. Z. Ges. Exp. Med. 70, 375–396 (1930). https://doi.org/10.1007/BF02621174
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