Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde der Versuch gemacht, die Eigenschaften der mit Jod sich bläuenden und mit Jod sich rötenden Stärkesubstanzen derart zu ordnen, daß sich eine Hypothese über die Ursache dieser Farbenunterschiede aufstellen ließe.
Es wurde untersucht: die Lösungsbeständigkeit beim Altern, und gegenüber Fällungsmitteln für Stärke, der Dispersitätsgrad in Wasser und Formamid, die innere Reibung und die Abhängigkeit derselben von der Gegenwart und Konzentrationen von Laugen, die elektrische Leitfähigkeit, die H-Ionen-Konzentration, das potentiometrisch ermittelte Laugen-Neutralisationsvermögen. Diese letzteren Eigenschaften ließen sich mit dem Phosphorgehalte und dem Stickstoffgehalte in innige Beziehung bringen.
Aus dem Vergleich der ultramikroskopisch verfolgbaren Aggregationsform der Amylo- und Erythrokörper wurde auf eine verschiedene Oberflächenausbildung der Molate geschlossen. Hiermit erwiesen sich im Einklang: die Adsorbierbarkeit, die Lamellenfestigkeit, das Aufnahmsvermögen für Jod, die kolloide Schutzwirkung und die Dichte der Sole.
Da weder Trocknungs- und Wässerungsversuche noch die Elementaranalyse auf eine besondere Rolle des Wassers hinwiesen, mußte die Ursache der verschiedenen Molatoberflächen anderswo gesucht werden. Es wurde versucht, in der relativen Lagerung der OH-Gruppen in bezug auf die Molatoberfläche eine Arbeitshypothese zu gewinnen. Diese vielleicht im Verein mit sterischen Verschiedenheiten würde zu allen hier angeführten Besonderheiten und auch zu den bisher bekannten Verschiedenheiten im Verhalten der Amylo- und Erythrokörper gegenüber Fermenten gut stimmen.
Literatur
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Vgl. Literatur bei M. Samec, Kolloidchemie der Stärke, § 3–6.
Sackinhalt nach einem osmotischen Versuche.
Morphologische und physiologische Analyse der Zelle der Tiere und Pflanzen (Jena 1924), 248.
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Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daß alle diese Bestimmungen sowie alle anderen im Rahmen der Studien über Pflanzenkolloide mitgeteilten Zahlenwerte durch mehrere voneinander völlig unabhängige Versuche reproduziert sind, so daß sie sicher nicht Zufallswerte darstellen.
M. Samec, Biochem. Zeitschr.186, 348 (1927).
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Wir versuchten noch auf zwei anderen Wegen in dieser Frage Klarheit zu bekommen. Bei einer Versuchsreihe ließen wir annähernd gleiche Menge von Sol I, II und III im Vakuum über Schwefelsäure eindampfen, trockneten sie dann in gleichen Wägegläschen im Vakuum über P2O5 und bestimmten die Zeit, nach der sich Gewichtskonstanz eingestellt hat. Sie erwies sich für alle drei Solsubstanzen als annähernd gleich (5 Tage). Bei einem anderen Versuche ließen wir die im Vakuum erhaltenen Abdampfrückstände so lange an der Zimmerluft stehen, bis sich Gewichtskonstanz eingestellt hat und ermittelten dann durch Austrocknen im Vakuum über P2O5 den Feuchtigkeitsgehalt der lufttrocknen Substanz. Auch dieser erwies sich in allen drei Fällen als fast gleich (11–12 Proz. H2O).
Vgl. M. Dunkel, Zeitschr. f. phys. Chem. Abt. A138, 42 (1928); K. H. Meyer, Biochem. Zeitschr.208, 12 1929).
Literatur vgl. bei M. Samec, Kolloidchemie der Stärke, § 3 und 4.
Die mit Malzdiastase aus der Stärke erhältlichen Erythrodextrine lassen sich durch weitgehende Reinigung bis zu einem Drehungsvermögen von αD=196° bringen. Bei dem komplizierten Mechanismus, nach welchem die fermentative Stärkehydrolyse verläuft und während welcher auch ein Drehungsanstieg zu beobachten ist (vgl. R. Kuhn, loc. cit.) können wir hierauf keinen besonderen Schluß basieren.
Auf die großen Schwierigkeiten, welche bei der Ermittlung dieser Konstante vorwalten, haben wir an anderer Stelle bereits hingewiesen (Kolloidchemie der Stärke, S. 300 ff.); die Hauptaufgabe liegt in der richtigen Ermittlung des Trockengehaltes der Lösung. Da ein Eindampfen bei 100° in sehr verdünnten Lösungen bereits hydrolytische Prozesse einleiten kann, das Trocknen bei 105° nicht alles hygroskopische Wasser entfernt und ein Trocknen bei 115° von den Solen I und II gar nicht ohne Verkohlung vertragen wird und wohl auch bei den anscheinend resistenteren Substanzanteilen das Konstitutionswasser abzutreiben beginnt, wurden bei unseren Versuchen die optisch untersuchten Sole im Vakuum bei Zimmertemperatur über Schwefelsäure raschest eingedampft (innerhalb 12–24 Stunden) und der Rückstand im Vakuum über Phosphorpentoxyd bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Die so erhaltenen Werte, welche, wie durch eine große Menge von Verbrennungsanalysen konstatiert wurde, auf eine wasserfreie Anhydrohexose stimmen, wurden der Berechnung der spezifischen Drehung zugrunde gelegt. Da das Sol I überhaupt nicht über 1/2 Proz. Trockengehalt gebracht werden kann, ist es begreiflich, daß nur bei exaktestem Arbeiten reproduzierbare Resultate erhalten werden; Abweichung in Tausendsteln Prozent der Trockensubstanz geben ja ein paar Grad in der spezifischen Drehung aus.
A.443, 1 (1925).
Soc.127, 630 (1925).
K. H. Meyer, Biochem. Zeitschr.208, 8 (1929).
Es wurde uns von seiten einiger Fachkollegen der Vorwurf gemacht, daß die in den Studien über Pflanzenkolloide mitgeteilten Zahlenangaben durch detaillierte Berichte aus den Versuchsprotokollen nicht belegt sind und daß hierdurch den Angaben nicht jener Wert zukommt, den sie eigentlich verdienten. Wir verzichteten auf derartige Details vor allem, um den Umfang der Arbeiten nicht zu sehr zu steigern, wollen aber hier dieser Anregung Rechnung tragen.
M. Samec, Kolloidchemie der Stärke, S. 242.
log Faktor Na2S2O3/N=0,14613-4.
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Samec, M., Blinc, M. Studien über Pflanzenkolloide XXIII. Kolloidchem Beih 30, 163–196 (1930). https://doi.org/10.1007/BF02555410
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