Zusammenfassung
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1.
Durch Untersuchung des periphersten Gefäßabschnittes an den verschiedensten Stellen der Körper-oberfläche konnte bei einer größeren Anzahl von Kranken mit Störung der inneren Sekretion ganz allgemein festgestellt werden, daß hierbei atypische Capillarbilder etwas häufiger sind als bei Personen ohne solche und daß die Atypie im ganzen nach der Seite der stärkeren Veränderungen hin tendiert, ohne daß aber eine Differenzierung der einzelnen innersekretorischen Störungen möglich wäre.
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2.
Im besonderen konnte ein wesentlicher Unterschied der Morphologie des periphersten Gefäßabschnittes bei Hyper-thyreosen und Hypothyreosen, namentlich auch im Sinne deutlich stärkeren Hervortretens atypischer Capillarbilder bei der Unterfunktion der Schilddrüse nicht festgestellt werden.
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3.
Es kamen sogar häufig Fälle zur Beobachtung, wo Unter-funktion der Schilddrüse mit erheblicher Störung der psychischen Sphäre, besonders hinsichtlich der Intelligenz, mit fast normalem oder sogar völlig normalem Capillarbild verbunden war, und andererseits wurden häufig Fälle beobachtet, wo keine nennenswerte Störung der inneren Sekretion bestand bzw. der hormonale Cyclus sogar völlig normal war und doch hochgradig atypische Capillarbilder mit zahlreichen Jaensch-schen Archiformen in die Erscheinung traten und wo sicherlich keine Störung der psychischen Sphäre im Sinne der ursprüng-lichen Auffassung vonJaensch vorlag.
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4.
Wir müssen darum die Möglichkeit, aus dem Capillarbild auf Störungen der inneren Sekretion ganz allgemein zu schließen oder dieses zur Beurteilung der psychischen Sphäre heranzuziehen, ablehnen.
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5.
Vielmehr zeigt uns ein atypisches Capillarbild lediglich an, daß wir es im betreffenden Falle mit einer Störung des vegetativen Systems im Sinne vonFriedrich Kraus, d. h. um eine Störung im vegetativen Nervensystem einschließlich des dazugehörigen Zentrums selbst, im Elektrolytensystem, im Säurebasenhaushalt und im endokrinen System zu tun haben.
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Bock, K.A. Über die Bedeutung Atypischer Capillar-Bilder bei Innersekretorischen Störungen. Klin Wochenschr 11, 102–104 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01757860
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