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Über den Helligkeitssinn der Bienen

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Zusammenfassung

  1. 1.

    In Versuchen und Gegenversuchen mit Grauzusammenstellungen wurde gezeigt, daß sich die Bienen vorwiegend nach relativen Merkmalen orientieren, sobald ihnen die Möglichkeit zwischen einer absoluten und relativen Wahl der Helligkeiten geboten ist.

  2. 2.

    Die Bienen übertragen das Gelernte auch auf andere Grauzusammenstellungen, die absolut mit denen der Dressur nichts zu tun haben, sowohl nach dem dunklen (Schwarz) als auch nach dem hellen (Weiß) Ende der Grauserie zu, wodurch der relative Charakter ihrer Wahl besonders deutlich wird.

  3. 3.

    Die Fähigkeit, auch nach dem hellen Ende der Grauserie, nach Weiß zu transponieren, wird überdeckt durch eine starke natürliche Dunkelvorliebe. Durch genügend lange Übung gelingt es, die spontane Tendenz bis zu einem gewissen Grad zu brechen. Auf die biologische Bedeutung der bevorzugten Dunkelreaktion wurde schon mehrfach anläßlich anderer Untersuchungen in dem Sinne hingewiesen, daß viele Saftmale und junge Knospen sich dunkel von ihrer Umgebung abheben.

  4. 4.

    Die Grenze der Helligkeitsunterscheidung im hellen Bereich der Grauserie liegt bei relativer Wahl zwischen Grau 5 und 6 einerseits gegenüber Grau 3, liegt also um ein Beträchtliches tiefer als die Unterscheidungsgrenze des Menschen.

  5. 5.

    Unter methodisch neuen Bedingungen ist es gelungen, die Fähigkeit für eine absolute Wahl der Helligkeiten bei den Bienen nachzuweisen. Unter natürlichen Verhältnissen allerdings kommt eine absolute Wahl kaum vor.

  6. 6.

    Die Grenze der Helligkeitsunterscheidung bei absoluter Wahl liegt bei bedeutend größeren Graukontrasten als bei relativer Wahl. Darin drückt sich vor allem die Schwierigkeit und Unnatur einer absoluten Wahl aus.

  7. 7.

    Die Versuche bei konstantem Licht bestätigen den Reaktionsverlauf der Freilichtversuche, ergaben aber wegen der zunächst ungünstigen Verhältnisse in der Dunkelkammer eine allgemeine Verschlechterung der Resultate. Dagegen schienen bei sehr heller und diffuser Beleuchtung des ganzen Raumes die Flugbedingungen für die Bienen so günstig zu sein, daß ein im Freien gewonnenes Ergebnis um nahezu 4% übertroffen wurde.

  8. 8.

    Zum Vergleich wurde das Gedächtnis des Menschen für Helligkeiten unter den gleichen Bedingungen geprüft mit dem Ergebnis, daß es weit höher steht als das der Bienen. Die Gedächtniseinprägung der Helligkeiten bietet dem Menschen im Gegensatz zu den Bienen keine besonderen Schwierigkeiten und kann vermutlich über verhältnismäßig große zeitliche Zwischenräume anhalten. Die Empfindlichkeit für Helligkeitsunterschiede war bei allen Menschen, Erwachsenen und Kindern, ungefähr gleich.

  9. 9.

    Die Grenze der Helligkeitsunterscheidung des Menschen im mittleren Graubereich muß zwischen Grau 12 und 11 (3,89% Weißunterschied) liegen, konnte aber wegen der ungenügend feinen Abstufung der Serie nicht genauer festgelegt werden. Der Unterschied von Grau 12 und 13 (1,11% Weißdifferenz) hält einer absoluten Gedächtnisprobe nicht mehr stand. Am hellen wie am dunklen Ende der Serie unterscheiden die Menschen die nächsten Abstufungen noch verhältnismäßig gut.

  10. 10.

    Die Kontrollversuche mit ruhendem Hintergrund ergaben durchwegs eine Verbesserung der Versuchsergebnisse, wodurch bewiesen ist, daß die Methode des bewegten Hintergrundes, die eine möglichste Ausschaltung der konstanten Umgebungshelligkeit anstrebte, tatsächlich geeignet ist, die absolute Gedächtniseinprägung zu prüfen.

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Hörmann, M. Über den Helligkeitssinn der Bienen. Z. Vergl. Physiol. 21, 188–219 (1935). https://doi.org/10.1007/BF00713485

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