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Über die Einberechnung der Sonnenwanderung bei der Orientierung der Honigbiene

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Nach Wolf (1927) fliegen Bienen, die am Futterplatz 1 Std eingesperrt waren, nach der Freilassung in einem an Orientierungsmarken armen Versuchsgelände in falscher Richtung ab, da sie den Winkel zur Sonne einhalten, der zu ihrer Ankunftszeit gültig war. Nach neueren Erfahrungen wird aber die Sonnenwanderung von den Bienen einkalkuliert. Meine Versuche galten der Klärung dieses Widerspruches und haben folgendes ergeben:

  1. 1.

    Eine Wiederholung der Wolfsehen Versuche über die Heimflugzeiten der Bienen bei normaler Lage des Stockes sowie nach Versetzung des Bienenstockes um den Winkel der Sonnenwanderung während der Zeit der Gefangenschaft zeigte, daß sowohl die eingesperrt gewesenen wie die Kontrollbienen nach der Freilassung zuerst den normalen Standort des Stockes aufsuchten. Die Angaben von Wolf konnten nicht bestätigt werden.

  2. 2.

    Die Messung der Abflugwinkel vom Futterplatz heimwärts bei Bienen, die 1/2–3 Std in Dunkelhaft gehalten waren und bei Kontrollbienen ergaben keinen wesentlichen Unterschied. Auch konnte kein Zusammenhang zwischen der Azimutdifferenz vom Beginn bis zum Ende der Gefangensetzung und dem mittleren Abflugwinkel festgestellt werden. Die Bienen schlugen auch nach mehrstündiger Gefangenhaltung direkt die Richtung nach dem Stock ein. Es ist demnach erwiesen, daß die Bienen auch nach einer zeitweiligen Dunkelhaft bei ihrer Orientierung die Wanderung der Sonne tageszeitgerecht einkalkulieren.

  3. 3.

    Die Winkelmeßversuche gaben einen Hinweis darauf, daß die Bienen die Sonnenwanderung während der Haftzeit erst dann einkalkulieren, wenn die Azimutdifferenz den Öffnungswinkel eines Ommatidiums überschreitet.

  4. 4.

    Bei wiederholter Versetzung lernen die Bienen durch Erfahrung, daß reine Licht-Kompaß-Orientierung sie irreführt und korrigieren beim Abflug ihre Richtung. Doch behielt bei meinen (stets nur wenige Male wiederholten) Versetzungen die Sonne noch das Übergewicht.

  5. 5.

    Die Eignung meines Versuchsgeländes für die Nachprüfung der Wolfschen Versuche ergibt sich aus einem Vergleich mit dem von Wolf benützten Gelände und ferner daraus, daß Bienen, die vom Futterplatz nach einer anderen Stelle versetzt wurden, in der Richtung abflogen, die sie vom Futterplatz heimgeführt hätte. Ihre Orientierung nach der Sonne konnte so auf direktem Wege quantitativ erfaßt und bewiesen werden.

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Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. K. v. Frisch. zum 70. Geburtstag gewidmet.

Die Arbeit wurde aus Mitteln der Rockefeller Foundation und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, die Prof. v. Frisch zur Verfügung standen.

Dissertion der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität München.

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Meder, E. Über die Einberechnung der Sonnenwanderung bei der Orientierung der Honigbiene. Zeitschrift für vergleichende Physiologie 40, 610–641 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00340770

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF00340770

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