Zusammenfassung
Der Geruchssinn erfüllt die eingangs umschriebene Aufgabe im Leben der Viper in weitgehender Weise.
Vermittelst des Geruchssinnes findet und erkennt die hungrige Viper ihre Beute und deren Spuren.
Chemische Reize, Geruchs oder Geschmacksreize oder beide müssen im Bißreiz enthalten sein, wenn durch ihn als Ursache eine Suchhandlung im Nahrungserwerb der Viper auftreten soll.
Mit Hilfe des Geruchssinnes unterscheidet die Viper während der Brunstzeit die Artgenossen gleichen und anderen Geschlechts.
Der Biß ist an der Auslösung der instinktautomatisch ablaufenden Suchhandlung nach der gebissenen und fahrengelassenen Beute nur indirekt beteiligt. Er dient mit dem durch ihn zur Auswirkung gelangenden Gift dem Beuteerwerb und der Verteidigung.
Das Gift der Viper verursacht den rasch eintretenden Tod der Beute und erleichtert dadurch der infolge des Bißreizes suchenden Viper das Finden derselben.
Das Gift der Viper scheint auch im Körper des toten Beutetieres eine Beschleunigung des Ablaufes der postmortalen Stoffumsetzungen zu bedingen, die den Geruch desselben zu einem intensiven Reiz für die suchende Viper machen. Durch ein schnelleres Auftreten dieses Reizes wird ihr das Finden der totgebissenen Beute vermittelst des Geruchsorganes erleichtert.
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Baumann, F. Experimente über den Geruchssinn und den Beuteerwerb der Viper (Vipera Aspis L.). Z. f. vergl. Physiologie 10, 36–119 (1929). https://doi.org/10.1007/BF00340744
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