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Wärmeorientierung von Pediculus vestimenti

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Zusammenfassung

Die Kleiderlaus ist in hohem Maße wärmeempfindlich.

Obwohl hier, wie überall bei Tieren, über die morphologische Beschaffenheit von Thermorezeptoren nichts Sicheres bekannt ist, dürfen wir solche doch nach dem Versuchsverhalten in besonders dichter Anordnung oder besonders großer Empfindlichkeit auf den Antennen vermuten; aber auch auf dem Körper müssen welche vorhanden sein, denn antennenlose Tiere reagieren noch auf Wärmereize. Nur das Abdomen ist anscheinend wärmeunempfindlich, sogar bei Berührung mit der Wärmequelle.

Im gestreckten Wärmegefälle der Temperaturorgel suchen die Läuse ein Wahlgebiet zwischen 26,4 und 29,7° C mittels phobischer Orientierung auf. Daueraufenthalte in tiefen bzw. hohen Temperaturen scheinen die Wahltemperatur etwas zu erniedrigen bzw. zu erhöhen, so daß auch hier der Wärme-„Sinn“ relative Daten gäbe (Adaptation).

Darüber hinaus hat die Laus sicherlich auch das Vermögen topischer Wärmeorientierung.

Thermotropotaxis wurde erstmalig bewiesen in Versuchen mit nahezu punktförmiger, geruchloser Wärmequelle („Finger“):

  1. 1.

    Die geblendeten Läuse steuern einen stehenden„Finger“ gerichte tan und lassen sich durch den bewegten beliebig führen.

  2. 2.

    Im Versuch mit zwei stehenden gleichwarmen Fingern durchlaufen sie am häufigsten geradlinig gestreckte Bahnen im Bereich der Mittelsenkrechten auf der Verbindungslinie der beiden Wärmequellen, nicht ganz so oft parabelähnliche Bahnen zu einem der beiden Finger; auch die noch selteneren annähernd geradlinigen Läufe zu einem der beiden Finger widersprechen der Tropotaxisdeutung nicht, sondern sind, wie die variationsstatistische Verteilungskurve lehrt, lediglich Grenzfälle der Orientierung im Sinne der Mittelsenkrechten. Bewegt man die beiden Finger, während die Laus in Richtung der Mittelsenkrechten zu kriechen beginnt, parallel zueinander auf gleicher Höhe mit der Laus in der Geschwindigkeit ihres Kriechens gleichsinnig mit, so läßt sie sich, eingegabelt zwischen den beiden Wärmequellen, in dauernd thermotropotaktischem Gleichgewicht nach dem Belieben des Versuchsleiters führen.

  3. 3.

    In diffuser optimaler Wärme kreisen einseitig der Antennen beraubte Tiere vorzugsweise zur intakten Seite. Darüber hinaus ist auch Thermomenotaxis anzunehmen: Intakte Tiere kreisen oft andauernd in gleichem Sinne um den„Finger“ und können diese Richtung nach Umsetzen der Wärmequelle (mit ihr als Mittelpunkt der Kreise im alten Drehsinn) beibehalten. Eine Mitwirkung der gerichteten Wärmestrahlung als orientierender Reiz ließ sich bisher zwar nicht nachweisen, erscheint aber weiterhin erwägenswert, da die nachweislichen Temperaturunterschiede im wirksamen Reizgefälle außerordentlich gering waren.

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Homp, R. Wärmeorientierung von Pediculus vestimenti. Z. f. vergl. Physiologie 26, 1–34 (1938). https://doi.org/10.1007/BF00340591

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