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Primäre und sekundäre Oxybiose der Larve von Chironomus thummi (nebst ergänzenden Messungen an Tubifex tubifex)

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Atmungsgröße der Larven von Chironomus thummi kann bei Material, das unter respiratorisch günstigen Bedingungen gehalten wurde, (O2-Tiere; primäre Oxybiose), bis zu 3% O2 im Medium hinab konstant sein. Gewöhnlich ist bei dieser Spannung bereits Verminderung des O2-Verbrauchs zu verzeichnen, die mitunter sogar schon früher in Erscheinung tritt: es besteht offenbar kein großes „Interesse“ des Organismus an der Aufrechterhaltung der optimalen Atmungsgröße bei erniedrigtem Partialdruck.

  2. 2.

    Zuvor einer längeren Anaerobiose unterworfenes Material (N2-Tiere mit sekundärer Oxybiose) hat gesteigerten O2-Verbrauch (durchschnittlich 160% des Wertes der O2-Tiere). Seine Atmungsgröße ist stets vom O2-Partialdruck des Mediums abhängig. Oberhalb der O2-Spannung der Luft wird die Kurve des O2-Verbrauchs rasch asymptotisch zur x-Achse.

  3. 3.

    Die bisherigen experimentellen Prüfungen und Erörterungen der Funktion des Hämoglobins bei Wirbellosen werden kritisch besprochen.

  4. 4.

    Die Atmungsgröße der O2-Tiere von Tubifex wird unter Luft durch Zusatz von 10% CO nicht beeinflußt. — Die der N2-Tiere wird dagegen auf 86,7% (im Anfangswert auf 79%) des O2-Verbrauchs unter reiner Luft erniedrigt.

    Die Atmungsgröße der O2-Tiere von Chironomus thummi-Larven wird durch Zusatz von 20% CO gegenüber dem Luftwert nur innerhalb der Fehlergrenzen erniedrigt (97,1 % des Wertes unter reiner Luft). — N2-Tiere zeigen dagegen stets wesentliche Erniedrigung; der O2-Verbrauch beträgt unter CO im Durchschnitt 82,1% des Luftwertes.

    Aus diesen Daten wird geschlossen, daß bei O2-Tieren (primäre Oxybiose) die O2-Aufnahme beim Partialdruck der Luft über das Hämoglobin hinweggeht, bei N2-Tieren (sekundäre Oxybiose) hingegen das Pigment am Prozeß beteiligt ist.

  5. 5.

    Für O2- und N2-Tiere der Chironomus thummi-Larven wird die Atmungsgröße der CO-Tiere bei wechselndem Partialdruck verfolgt. Aus den Kurven (Abb. 4 und 5), in denen die prozentualen Werte mit den früher an Normal-Tieren gewonnenen verglichen werden, ist zu ersehen, daß bei den O2-Tieren (primäre Oxybiose) nur in einem ziemlich schmalen Bereich (von 11 % O2 im Medium an abwärts) Verminderung der Atmungsgröße unter CO-Einfluß vorliegt. Bei den N2-Tieren (sekundäre Oxybiose) hingegen liegt die Kurve der CO-Tiere durchweg niedriger als die der Normal-Tiere; der Ausfall an Sauerstoffverbrauch bei den CO-Tieren ist zwischen etwa 3 % und 21 % O2 im Medium am erheblichsten. — Vergleich des O2-Verbrauchs von N2-Tieren (sekundäre Oxybiose) unter und ohne CO-Einwirkung mit der optimalen Atmungsgröße der O2-Tiere ergibt, daß gesteigerter O2-Verbrauch bei unbehandelten N2-Tieren bis 3%, bei mit CO vergifteten hingegen nur bis etwa 11% O2 im Medium hinab statt hat.

    Hieraus wird geschlossen, daß wichtige Funktionen des Hämoglobins Beschleunigung sekundärer Oxybiose bei höheren und ihre Ermöglichung bei niederen Partialdrucken sind.

  6. 6.

    Durch Messungen unter erhöhtem CO2-Druck wurde bei Tubifex festgestellt, daß die Erniedrigung von RQ während der sekundären Oxybiose durch CO2-Retention bedingt ist. Schlüsse auf den Charakter der Prozesse der Erholungsatmung können aus dem Verhalten von RQ nicht gezogen werden; dagegen zeigt Erniedrigung seines Wertes an, daß Produkte anaeroben Stoffwechsels oxydativ verarbeitet werden.

  7. 7.

    Unter diesem Gesichtspunkt ausgeführte RQ-Messungen an N2-Tieren von Chironomus thummi-Larven bestätigen die aus dem Verhalten des O2-Verbrauchs gezogenen Schlüsse.

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Harnisch, O. Primäre und sekundäre Oxybiose der Larve von Chironomus thummi (nebst ergänzenden Messungen an Tubifex tubifex). Z. f. vergl. Physiologie. 23, 391–419 (1936). https://doi.org/10.1007/BF00338205

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