Zusammenfassung
-
1.
Wie Versuche mit künstlichen Merkmalen gezeigt haben, können sowohl Düfte als auch Farben anlockend auf Suchbienen wirken. Künstliche Düfte vermögen unerfahrene Bienen nicht anzulocken, wohl aber natürliche Blütendüfte. Bei den Farbversuchen war die gelbe Farbe stets wirksamer als die blaue. Als wirksamstes Reizobjekt aber erwiesen sich, sowohl bei unerfahrenen Bienen als auch bei normalen Völkern, natürliche Blüten.
-
2.
Nur eine kleine Zahl von Bienen sind als Suchbienen begabt. Die große Masse reagiert erst auf den Tanz.
-
3.
Die Suchfunktion ist sehr labil und die Suchbienen sind viel leichter verstimmbar als die Sammlerinnen. Dies mag seinen Grund darin haben, daß die Reize für die Suchbienen, im Gegensatz zu den Sammlerinnen, nicht zwingend wirksam werden müssen, sondern nur mehr oder weniger anlockend wirken.
-
4.
Normale Völker zeigten sich durchweg suchlustiger als Brutableger, besonders isolierten Merkmalen gegenüber.
-
5.
Die Sucherinnen sind nicht durch ein bestimmtes Alter oder ein bestimmtes Vorleben charakterisiert. Sowohl unerfahrene, erstausfliegende Bienen als auch erfahrene Sammlerinnen haben die Fähigkeit als Suchbienen zu füngieren. Bei letzteren können also unter bestimmten Umständen Bindungen ihren zwingenden Charakter verlieren, die Biene wird für neue Reize aufgeschlossen und somit zur Suchbiene.
Literatur
Andreae, E.: Inwiefern werden Insekten durch Farbe und Duft der Blumen angezogen. Beih. Bot. Zbl. 15 (1903).
Beling, J.: Über das Zeitgedächtnis der Bienen. Z. vergl. Physiol. 9 (1929).
Bonnier, G.: Sur la division du travail chez les abeilles. Acad. Sci. Paris. 143 (1906).
Buttel-Reepen, H. v.: Sind die Bienen Reflexmaschinen? 1900.
Dobkiewicz, L. v.: Beitrag zur Biologie der Honigbiene. Biol. Zbl. 32 (1913).
Forel, A.: Das Sinnesleben der Insekten. München 1910.
Frisch, K. v.: Der Farbensinn und Formensinn der Bienen. Zool. Jb. 35 (1915).
- Über den Geschmackssinn der Bienen. Z. vergl. Physiol. 21 (1915).
- Über den Geruchsinn der Bienen und seine blütenbiologische Bedeutung. Zool. Jb. 37 (1919).
- Methoden sinnesphysiologischer und psychologischer Untersuchungen an Bienen. Techn. 32/33 (1922).
- Über die Sprache der Bienen. Jena 1923.
- Die Tänze der Bienen. Österr. zool. Z. 1, H. 1/2 (1946).
Gauhe, A.: Über ein glukoseoxydierendes Enzym in der Pharynxdrüse der Honigbiene. Z. vergl. Physiol. 28 (1940).
Hertz, M.: Die Organisation des optischen Feldes bei der Biene. Z. vergl. Physiol. 8, 11, 14 (1929–1931).
- Beitrag zum Farbensinn und Formensinn der Biene. Z. vergl. Physiol. 24 (1937).
- New Experiments on Colour Vision in Bees. J. exper. Biol. 6, No I (1939).
Hörmann, M.: Über den Helligkeitssinn bei Bienen. Z. vergl. Physiol. 21 (1934).
Ilse, D.: Über den Farbensinn der Tagfalter. Z. vergl. Physiol. 8 (1928).
Knoll, F.: Über Honigbienen und Blütenfarben. Naturw. 1913.
- Insekten und Blumen. Abh. zool. bot. Ges. Wien 12 (1926).
Knuth, P.: Handbuch der Blütenbiologie. Leipzig 1898.
Kühn, A.: Der Farbensinn der Biene. Z. vergl. Physiol. 5 (1927).
Kühn, A. u. D. Ilse: Die Anlockung von Tagfaltern durch Pigmentfarben. Biol. Zbl. 45 (1925).
Kugler, H.: Hummeln als Blütensucher. Erg. Biol. 19 (1943).
Lorenz, K.: Der Kumpan in der Umwelt des Vogels. J. Ornith. 83 (1935).
Lubbock, J.: Die Sinne und das geistige Leben der Tiere. Internat. wissensch. Biblioth. 67 (1889).
Müller, H.: Versuche über die Farbenliebhaberei der Honigbiene. Kosmos 12 (1882/83).
Rösche, G. A.: Untersuchungen über die Arbeitsteilung im Bienenstaat. Z. vergl. Physiol. 2 (1925); 12 (1930).
Schremmer, F.: Sinnesphysiologie und Blumenbesuch des Falters von Plusia gamma. Zool. Jb. 74 (1941).
Willem, V.: Quelques observations sur les visites d'Insectes a des fleures entomophiles. Acad. roy Belgiques Bull. Cl. Sci. V. s. 25 (1939).
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Herrn Prof. Dr. K. v. Frisch zum 60. Geburtstag gewidmet.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
zu Oettingen-Spielberg, T. Über das Wesen der Suchbiene. Zeitschrift für vergleichende Physiologie 31, 454–489 (1949). https://doi.org/10.1007/BF00338037
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF00338037