Zusammenfassung
Zwei für quantitative Arbeiten geeignete Präparate von Tonusmuskeln werden beschrieben. Die damit erzielten Ergebnisse sind:
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1.
Die isometrische Zuckung zeigt in beiden Muskeln einen stark asymmetrischen Verlauf, ziemlich schnellen Anstieg der Spannung und langsame Erschlaffung.
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2.
Die ruhenden Muskeln entwickeln innerhalb des physiologisch wichtigen Längenbereiches keine nennenswerten bleibenden elastischen Kräfte und verhalten sich fast rein plastisch.
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3.
Dehnung des ruhenden Muskels hat eine vorübergehende Spannungserhöhung zur Folge, die aber bald verschwindet, wenn die Länge konstant bleibt. Der zeitliche Verlauf der Spannungsabnahme, der sogenannten Relaxation, geschieht nach einer einfachen Exponentialkurve, und diese ist identisch mit der Erschlaffungskurve einer isometrischen Kontraktion.
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4.
Beim Pecten-Tonusmuskel ist die Erschlaffung nach einer Serie von schwachen Reizen schneller, als wenn nur mit Einzelreizen in größeren Zeitabständen gereizt wird. Bei konstanter Belastung hat die gleiche Art der Reizung eine Beschleunigung der Dehnung des verkürzten Musels zur Folge.
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5.
Diese Hemmung ist mit einer Änderung der physikalischen Eigenschaften verbunden. Die Relaxation des ungereizten Muskels wird im gleichen Maße beschleunigt wie die Erschlaffung.
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6.
Die Bedeutung dieser Erscheinungen für die Energetik der Muskeln wird erörtert.
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Bozler, E. Untersuchungen zur Physiologie der Tonusmuskeln. Z. f. vergl. Physiologie 12, 579–602 (1930). https://doi.org/10.1007/BF00337898
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