Zusammenfassung
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1.
Der Sauerstoffverbrauch der Honigbiene wird durch Chinin herabgesetzt, durch Thyroxin und durch Adrenalin gesteigert. In der Narkose mit Äthylurethan ist der Sauerstoffverbrauch auf nur etwas über 1% herabgesetzt, die Zunahme durch Thyroxin und Adrenalin ist jetzt prozentual etwas größer.
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2.
Der Tanzrhythmus ist durch den Stoffwechsel beeinflußbar. Die Zahl der Schwänzelläufe in der Zeiteinheit wird durch Verfütterung von Chinin in 50 mg-%iger Lösung meist um etwa 5,4% herabgesetzt, durch Verfütterung von Thyroxin in 3–5mg-%iger oder Adrenalin in 100 mg-%iger Lösung im Mittel um 8,1% bzw. um 10,5% erhöht.
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3.
Ist die Flugentfernung so, daß Rund- Und Schwänzeltänze gemischt auftreten, so verändern die Pharmaka das Verhältnis der beiden Tanzarten zueinander nicht, obzwar sie den Tanzrhythmus beeinflussen. Der entfernungsabhängige Divergenzwinkel der Schwänzeltänze wird durch die Pharmaka nicht verändert. All das spricht dafür, daß die Pharmaka über eine Aktivitätsänderung, nicht über Änderung der Entfernungsschätzung den Tanzrhythmus beeinflussen.
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4.
Eine Aktivitätsänderung ließ sich tatsächlich nachweisen: Nach Verfütterung von Adrenalin (100 mg-%) und Thyroxin (5 mg-%) liefen die Bienen um 12–18% rascher, nach Verabreichung von Chinin (50 mg-%) um 12% langsamer einer Lichtquelle zu, als gleichzeitig beobachtete Normalbienen.
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5.
Auf eine bestimmte Fütterungsstunde dressierte Bienen erscheinen auch nach der Verfütterung stoffwechselbeeinflussender Pharmaka zur Dressurzeit am Putterplatz
Literatur
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Ich danke Herrn Prof. K. v. Frisch für die Anregung zu diesen Untersuchungen und für seine wertvollen Ratschläge, Herrn Prof. K. Umrath für die Leitung der Arbeit und sein ständiges Interesse, Herrn Prof. W. Kühnelt für die Überlassung eines Arbeitsplatzes und Frau Dr. A. Müssbichler für die Einführung in die Arbeitsmethoden mit Bienen.
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Werner, G. Tänze und Zeitempfinden der Honigbiene in Abhängigkeit vom Stoffwechsel. Zeitsehr. f. vergl. Physiol. 36, 464–487 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00326955
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