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Über den Farbensinn der Bienen

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Bienen lassen sich darauf dressieren, in einem Zimmer mit verminderter Tageslichtbeleuchtung auf Ausschnitten aus einem kontinuierlichen Spektrum oder auf Spektrallinien zwischen etwa 650 μμ und 313 μμ Wellenlänge wie auch auf Streifen unzerlegten Lichts Futter zu suchen. Nachdem sie auf den Feldern, die hell auf dem dunkleren Untergrund erscheinen, mit Zuckerwasser gefüttert wurden, fliegen sie diese Felder auch ohne Futter an und sammeln sich darauf. Der Sichtbarkeitsbereich der Wellenlängen ist also für die Bienen auf der roten Seite unserem Sehen gegenüber verkürzt, reicht aber bis tief ins Ultraviolett hinein.

  2. 2.

    Die Bienen lassen sich nicht auf eine bestimmte Helligkeit einer Lichtsorte (unzerlegten Lichts oder eines Spektrallichts) dressieren. Werden sie bei der geringsten Helligkeit einer Lichtsorte gefüttert, die sie auf dem Tisch eben noch finden, so bevorzugen sie doch immer das hellste Feld, wenn man ihnen von derselben Lichtsorte verschieden helle Felder zur Prüfung ohne Futter vorlegt. Wenn sich also die Bienen auf die Unterscheidung verschiedener Lichtsorten dressieren lassen, so können diese Lichtsorten für die Blenen nicht nur in ihrer Helligkeitswirkung verschieden sein.

  3. 3.

    Die Bienen unterscheiden alle Wellenlängen des Spektrums zwischen ungefähr 650 μμ und ungefähr 313 μμ von unzerlegtem Licht. Bietet man den Bienen nach Fütterung auf einer Spektrallinie oder einem Spektralausschnitt neben ihrer Dressurwellenlänge das unzerlegte Licht des Spaltbildes, das sicher heller ist als jeder Teil des Spektrums, so wird doch die Dressurwellenlänge bevorzugt. Werden Bienen auf der geringsten Helligkeit unzerlegten Lichtes gefüttert, bei der sie das Feld noch anfliegen, so bevorzugen sie das weiße Dressurlicht vor Spektralausschnitten, die den Bienen sicher heller erscheinen als jene minimale Weißhelligkeit; denn wenn man auf diese Spektralausschnitte dressiert hat, kann man deren Helligkeit noch um einen bestimmten Betrag herabsetzen, ohne daß die Bienen den Anflug einstellen.

  4. 4.

    Innerhalb des für sie sichtbaren Spektrums unterscheiden die Bienen vier Reizqualitäten. Die 1. reicht von 650 μμ bis ungefähr 500 μμ und umfaßt unser kurzwelliges Rot, Gelb und Grün, die 2. von ungefähr 500 μμ bis 480 μμ (Blaugrün), die 3. von ungefähr 480 μμ bis 400 μμ, unser Blau und Violett umgreifend. Zwischen den Wellenlängen von ungefähr 500–530 μμ und ungefähr 480–460 μμ liegen schmale Übergangsgebiete zwischen der 1. und der 2. und der 2. und der 3. Reizqualität. Diese Übergangsgebiete erscheinen den Bienen beiden Nachbarqualitäten ähnlich. Jenseits von 400 μμ folgt im Ultraviolett eine 4. Reizqualität, die bis gegen 310 μμ reicht.

  5. 5.

    Pigmentpapierversuche zeigen für die Bienen die Erscheinung des simultanen Farbenkontrastes. Ein graues Feld in gelber Umgebung erhält für den Lichtsinn der Bienen den Reizwert von Blau; denn es wird von Bienen aufgesucht, die auf Blau dressiert sind. Ebenso kann blauviolette Umgebung einem Graufeld den Reizwert von Gelb erteilen.

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Kühn, A. Über den Farbensinn der Bienen. Z. Vergl. Physiol. 5, 762–800 (1927). https://doi.org/10.1007/BF00302277

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