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Über die Einwirkung von Duft- und Geschmacksstoffen sowie anderer Faktoren auf die Tänze der Bienen

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Zusammenfassung

Eine der Hauptaufgaben für den Bienenstaat muß die geschickte Lenkung des Bienenfluges zu den jeweils ergiebigsten Trachtquellen sein. Die Möglichkeit zu dieser Lenkung des Bienenfluges liegt darin begründet, daß sich die Sammelbienen durch einen Rund- oder Schwänzeltanz über aufgefundene Trachtquellen verständigen können. Somit kommt der Frage, durch welche Faktoren solche Tänze ausgelöst werden, hohe Bedeutung zu.

Durch die Untersuchung von v. Frisch war bereits bekannt, daß die leichte Gewinnbarkeit des Nektars sowie sein Geschmack für die Auslösung der Tänze an erster Stelle verantwortlich gemacht werden müssen. Im Verlauf meiner Untersuchungen zeigte sich, daß noch verschiedene andere — sowohl äußere als auch innere — Faktoren ihren Einfluß auf die Tänze der Bienen geltend machen. Im einzelnen ergab sich:

  1. 1.

    Im Frühjahr während der Haupttrachtzeit können die Sammelbienen viel schwieriger zum Tanzen veranlaßt werden als im Herbst, wo von der Natur nur spärliche Tracht geboten wird. Im Mai und Juni muß man den Bienen fast durchwegs eine 11/2 bzw. 2 mol Zuckerlösung darbieten, um Tänze auslösen zu können, von Juli ab dagegen gelingt dies schon mit einer 1/4 mol, oft auch mit einer 1/8 mol Lösung. Es stellte sich im ersten Sommerhalbjahr sogar heraus, daß die Herbstbienen beim Eintragen dieser verdünnten Zuckerlösung im Durchschnitt lebhafter und öfter getanzt hatten als die Frühjahrsbienen, denen die hochkonzentrierte Lösung geboten worden war.

  2. 2.

    Die entscheidende Bedeutung, die dem Geschmackssinn für die Auslösung der Tänze zufällt, wurde durch das Ergebnis der Vergällungsversuche, die vor allem die Wirkung der 3 Geschmacksqualitäten salzig, bitter und sauer analysieren sollten, erneut klargelegt. Schon durch eine leichte Vergällung der Futterlösung durch Kochsalz-, Salzsäure- oder Chininzusatz wurde die Tanzlust merklich beeinträchtigt. Jedoch war die Wirkung dieser Vergällungsstoffe immer eine relative: die Frühjahrsbienen ließen sich z. B. viel leichter durch eine Vergällung verstimmen als die Herbstbienen. Auf keinen Fall ist es so, daß sich der kleinste von den Bienen wahrnehmbare Vergällungsgrad immer auch negativ auf die Tänze auswirken müßte.

  3. 3.

    Auch Duftstoffe können, wenn man sie in geeigneter Form der Futterlösung beigibt, einen Einfluß auf die Tanzlust der Sammelbienen haben, und zwar kann ihre Wirkung eine positive oder negative sein. In den untersuchten Fällen ergab sich eine positive Wirkung für den Duft von Pfefferminzöl, Phlox-, Kohldistel-, Flieder-, Nelken-, Raps-, Gartenjasmin-, Rosen- und Lindenblüten; eine negative Wirkung mußte dem Duft von Skatol, Bärenklau- und Hollerblüten zugeschrieben werden. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, daß zu den positiv wirkenden Duftstoffen die „würzigen“, „fruchtigen“ und „blumigen“ Gerüche zählen, zu den negativ wirkenden die „faulig“ riechenden Substanzen. Diese Annahme muß aber erst noch durch weitere Versuche bestätigt werden.

    Der Einfluß der positiv wirkenden Duftstoffe machte sich besonders dann entscheidend bemerkbar, wenn die Konzentration der dargebotenen Zuckerlösung gerade zu schwach war, um Tänze auslösen zu können. Aber auch bei höherer Konzentration trat ihre Wirkung noch in der erhöhten Lebhaftigkeit der Tänze in Erscheinung.

    Die Duftstoffe in Form einer „Duftlauge“ darzubieten, wie es bei der Durchführung einer Duftlenkung teilweise üblich ist, erwies sich als unzweckmäßig. Die Zuckerlösung wurde fast durchweg durch die Beigabe des Blütenextraktes vergällt.

  4. 4.

    Die Tanzlust der Sammelbienen ist am Anfang ihrer Sammeltätigkeit stark gemindert; erst nach mehreren erfolgreichen Sammelflügen setzen die Tänze in der gewohnten Weise ein.

  5. 5.

    An sonnigen, warmen Tagen wurde regelmäßig das Auftreten einer Ruheperiode (etwa zwischen 13 und 15 Uhr) beobachtet. Während dieser Ruheperiode war auch die Tanzfreudigkeit der Sammelbienen merklich herabgesetzt.

  6. 6.

    Für die Auslösung der Tänze der. Pollensammlerinnen scheint der Geschmackssinn nicht die Bedeutung zu haben, wie dies für die Nektarsammlerinnen gilt. Es wurden nämlich nicht nur beim Eintragen von natürlichem Pollen Tänze beobachtet, sondern auch dann, wenn an dessen Stelle Trockenmilch, Kartoffel-, Weizen- oder Sojamehl geboten wurde. Bedingung dafür, daß Tänze durch „Ersatzpollen“ ausgelöst werden konnten, war nur, daß diese Surrogate eine günstige mechanische Beschaffenheit aufwiesen und daß im Stock Pollenmangel herrschte.

  7. 7.

    Auf Grund fortlaufender Beobachtungen, die ich bis jetzt über den Zittertanz der Bienen machen konnte, darf angenommen werden, daß Zittertänze dann ausgelöst werden, wenn die Tanzlust der Sammlerinnen durch irgendwelche Faktoren (z. B. Vergällung der Futterlösung, Altersschwäche) gehemmt wird.

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Herrn Prof. Dr. K. v. zFrisch zum 60. Geburtstag gewidmet.

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Lindauer, M. Über die Einwirkung von Duft- und Geschmacksstoffen sowie anderer Faktoren auf die Tänze der Bienen. Z. Vergl. Physiol. 31, 348–412 (1949). https://doi.org/10.1007/BF00297951

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