Zusammenfassung
Was der Geheimrat noch ironisch als ein harmloses Phänomen scheiternder Salon-Konversation beschreiben konnte, hat sich zu einem universalen Phänomen der Moderne ausgeweitet. Mathematik redet über (fast) alle wesentlichen gesellschaftlichen Belange mit, meistens jedoch auf eine völlig unverständliche Weise, und irgendwie hat man das Gefühl, dass die mathematische Beschreibung nicht mehr (genau) das trifft, was ursprünglich anlag. Die Situation ist gegenüber Goethes Salon noch insofern verschärft, als die Mathematik nicht mehr brav abwartet, bis sie auf das eine oder andere Thema angesprochen wird; vielmehr spricht sie selbst als erste und definiert die Agenda. Darüber hinaus kann ihr selbst der mathematikaffine Konversationspartner nicht einmal mehr in ihre Anfangsgründe folgen.
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Nickel, G. (2011). Mathematik – die (un)heimliche Macht des Unverstandenen. In: Helmerich, M., Lengnink, K., Nickel, G., Rathgeb, M. (eds) Mathematik Verstehen. Vieweg+Teubner. https://doi.org/10.1007/978-3-8348-9836-4_4
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