Auszug
Nach den Koalitionskriegen (1792–1807), den Befreiungskriegen und den Napoleonischen Kriegen blickt Achim von Arnim auf seinem Gut Wiepersdorf, wohin er sich gerade aus Berlin zurückgezogen hatte, auf diese Zeit und auf sein Engagement in „Geschäften“, wie er es nennt, verbittert und voller Sarkasmus zurück. Dieser Brief vom 20. Juni 1814 an seinen Schwager, den Juristen Friedrich Carl von Savigny, der in seiner Frühzeit, wie Heinz Härtl gezeigt hat, in engem „Zusammenhang mit der nationalromantischen Bewegung der Heidelberger Romantik‘1 stand, endet mit einem ernüchternden Fazit:
Im Jahre 1805 forderte mich Prinz Louis auf ihn bey dem vorhabenden Feldzuge zu begleiten, ich richtete mich in Weimar darauf ein, da kam der Waffenstillstand und Friede mit Oesterreich zwischen, nachher lernte ich etwas mehr von seinen Verhältnissen kennen, sah ihn aber nicht wieder, im Jahre 1806 eröffnete sich der Feldzug ehe ich es erwartete und zwar mit seinem Tode, dadurch schwand mir jede Aussicht einer grösseren Wirksamkeit, zu dem ordinären Soldatenleben hatte ich weder Lust noch Geschick. Dennoch war ich auf dem Punkte in Königsberg aus Verzweiflung über einen Liebeshandel mich einem Freykorps nach Kolberg einzuschiffen [. . . ]. Noch einmal, als ich mit Stein wieder bekannt wurde und voll Hoffnung wie es dem Lande nutzen konnte ihm meine Dienste antragen wollte, zerfiel er total mit dem Könige und reiste voll Hast in die weite Welt. Letztlich im vorigen Frühling schrieb ich an Gneisenau, ich wünsche mehr militärisches Geschick und Uebung zu haben, um ihm dienen zu können, dachte, wenn er dich brauchen will, so wird ers schreiben, erhielt aber keine Antwort [. . . ]. Wenn ich nun noch die Aufhebung des Landsturms [hinzunehme], Bärensprungs [Berliner Bürgermeister] Transportierung nach Pillau, der mich ebenfalls noch zu etwas gebraucht hätte, wenn er bey Sack [Zivilgouverneur, verantwortlich für die Aufstellung des Landsturms] geblieben wäre, Niebuhrs Aergenisse um sehr grosse Kleinigkeiten in der Zeitungsredaktion [des Preußischen Correspondenten, den Arnim vom 1. Oktober 1813 bis 31. Januar 1814 leitete] und die daraus entstehende Zersetzung so wirst Du vollkommen überzeugt seyn, daß das Geschick mich entweder noch nicht oder überhaupt nicht in Geschäften dulden wollte.2
Härtl (Einleitung) in Arnim 1982, 16.
Arnim 1982, 86f. (Nr. 62).
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Pape, W. (2008). „Der König erklärt das ganze Volk adlig“: „Volksthätigkeit“, Poesie und Vaterland bei Achim von Arnim 1802–1814. In: Strack, F. (eds) 200 Jahre Heidelberger Romantik. Heidelberger Jahrbücher, vol 51. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-75234-9_27
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