Zusammenfassung
Schon vor seinem Amtsantritt als 44. Präsident der Vereinigten Staaten am 20. Januar 2009 war Barack Obama zu einer Ikone zeitgenössischer politischer Körperlichkeit avanciert. Kommentatoren in aller Welt schwärmten nicht nur von seinen viel versprechenden politischen Ideen und der Chance auf einen grundlegenden Neuanfang in Washington, sondern auch von Obamas unkonventioneller Art, sein Reformprogramm in der Öffentlichkeit zu verkörpern. Seither hat sich der Eindruck verfestigt, dass in Obamas Selbstdarstellung Politik und Körper auf besondere Weise zusammenwirken. Weit mehr als sein Vorgänger George W. Bush, aber auch anders als der physisch ebenfalls stark präsente Bill Clinton versteht es Obama, seinen Körper in der politischen Kommunikation zur Geltung zu bringen. Er scheint, so könnte man zuspitzen, ein zeitgemäßes Konzept des körperlichen Erscheinens in der Politik gefunden zu haben. Wie lässt sich dieses Konzept ausbuchstabieren? Wofür steht Obamas Körper in den verzweigten öffentlichen Diskursen um Macht, präsidentielle Führung und demokratische Legitimation? Welche Perspektiven für zukünftige Formen politischer Öffentlichkeit liegen in der Weise, wie Obamas Körper weltweit in den Medien zum Erscheinen kommt? Diese Fragen sollen im Folgenden aus theaterwissenschaftlicher Perspektive erörtert werden – ohne damit konkrete Ratschläge für eine gelungene Darstellung von Führungskompetenz zu verbinden. In dieser Hinsicht ist Zurückhaltung geboten, weil der Fall Obama nicht zuletzt zeigt, wie schwer sich erfolgreiche individuelle Selbstdarstellungsstrategien übertragen, geschweige denn kopieren lassen. Die wenigen Versuche deutscher Politiker, sich einzelne Obama-Gesten oder -Slogans anzueignen, sind kläglich gescheitert. Strategien der Selbstdarstellung können schon deshalb nicht einfach von anderen adaptiert werden, weil sie an Physiognomien konkreter Körper gebunden sind, die sich nicht unbegrenzt transformieren lassen. Diese körperliche Komponente politischer Performance soll im Folgenden am Beispiel Obamas genauer untersucht werden.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Warstat, M. (2010). Obamas Körper Performative Aspekte politischer Rhetorik. In: Weibler, J. (eds) Barack Obama und die Macht der Worte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92547-9_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92547-9_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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