In meinem Beitrag möchte ich die Frage verhandeln, welche Historiographie Soziale Arbeit braucht, wenn sie in ihrer kritischen Dimension und Potentialität zur Geltung gebracht werden soll. Dies will ich in mehreren Schritten tun: Zunächst wird der hier zugrundeliegende Begriff von Geschichteskizziert, der auch eine bestimmte Vorstellung vongesellschaftlicher Praxisimpliziert. In diesem Zusammenhang ist der Begriff gesellschaftliche Erfahrungvon Bedeutung. Sodann findet eine Annäherung an das Konzept einer reflexiven Historiographiestatt, das in einigen ausgewählten Aspekten formuliert wird. Insgesamt fasse ich Historiographie als Arbeit am gesellschaftlichen Gedächtnis. Dabei ist die Dimension derErinnerungspolitikeigens hervorzuheben. Schließlich wird eine Denkfigur entwickelt, mit der Soziale Arbeit als Gedächtnis, als Offenes Archiv gesellschaftlicher Konfliktegefasst werden kann, vielleicht auch – als Archiv der Zukunft.
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Maurer, S. (2009). Soziale Arbeit als „offenes Archiv“ gesellschaftlicher Konflikte. In: Mührel, E., Birgmeier, B. (eds) Theorien der Sozialpädagogik – ein Theorie-Dilemma?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91970-6_8
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