Zusammenfassung
Die Zunahme prekärer Beschäftigung als charakteristisches Merkmal heutiger Arbeitsgesellschaften diskriminiert unweigerlich all diejenigen, die trotz Beschäftigung über ungenügende materielle wie soziale Teilhabemöglichkeiten verfügen. Erreicht die erwerbsarbeitsbezogene Diskriminierung in Folge zunehmender prekärer Beschäftigungsverhältnisse eine kritische Masse, leidet darunter – genauso unweigerlich – der gesellschaftliche Zusammenhalt. Um dieser Problemzuspitzung im Folgenden genauer nachzuspüren, bedarf es zuallererst des kritischen Umgangs mit herkömmlicher Arbeitsmarktstatistik: Bloße Arbeitslosenzahlen sind heute weniger denn je ein zuverlässiger Gradmesser für den Zustand einer Gesellschaft. Der in den letzten beiden Jahren zu verzeichnende Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland auf gegenwärtig rund 3 Millionen Arbeitslose (Stand: November 2008) verschleiert die reale Arbeitsmarktsituation. „Mehr Jobs, weniger Sicherheit“ titelte die Süddeutsche Zeitung am 10. September 2008 pointiert und bezog sich dabei auf den Rückgang normaler Vollzeitstellen während der letzten zehn Jahre um rund 1,5 Millionen bei gleichzeitigem Zuwachs sogenannter atypischer Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit und Minijobs zwischen 1997 und 2007 um 2,5 Millionen auf rund 7,7 Millionen Stellen (Bovensiepen, 2008).
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Speidel, F. (2009). Diskriminierung in der prekären Arbeitsgesellschaft. In: Beelmann, A., Jonas, K.J. (eds) Diskriminierung und Toleranz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91621-7_19
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