Auszug
Nachdem es in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts um die Geschlechterpolitik eher still geworden war, weht seit fünf, sechs Jahren ein frischer Wind durch dieses politische Feld — zumindest sind die Diskussionen über Geschlechterpolitik neu belebt worden. Anlass und Kristallisationspunkt ist der mit dem Amsterdamer Vertrag von 1997 EU-weit verbindlich gewordene Ansatz des Gender Mainstreaming. Seit dem ist eine kaum noch zu überblickende Fülle an Publikationen — wissenschaftliche Abhandlungen sowie Berichte aus der Praxis — erschienen. Die hohe Aufmerksamkeit, die der Ansatz des Gender Mainstreaming auf sich zieht, hat unterschiedliche Gründe. Entscheidend ist die vom Europarat vorgenommene Bestimmung, dass Gender Mainstreaming eine Querschnittsaufgabe (Council of Europe 1998) ist, also eine Aufgabe, die alle Ressorts auf allen Hierarchieebenen bei allen zu treffenden Entscheidungen betrifft, die Organisationen der öffentlichen Verwaltung mit der Anforderung konfrontiert, bei allen Arbeitsabläufen auf deren ‚Genderrelevanz‘ zu achten. Das erzeugt neue Handlungsanforderungen oder zumindest doch neue Darstellungszwänge. Um den einen wie den anderen Genüge zu tun, benötigen die Organisationen ein spezifisches Genderwissen. Dieses wird seit Anfang dieses Jahrzehnts in wachsendem Maße produziert, und die Wissensproduktion geht vermehrt mit einer Professionalisierung von Geschlechterpolitik einher (Meuser 2005a). Allein durch die Institutionalisierung der Produktion und Vermittlung von Gender-Kompetenz in Gestalt von Studiengängen, Akademien, Kursen ergibt sich eine hohe Aufmerksamkeit auf Gender Mainstreaming.
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Meuser, M. (2009). Humankapital Gender. Geschlechterpolitik zwischen Ungleichheitssemantik und ökonomischer Logik. In: Andresen, S., Koreuber, M., Lüdke, D. (eds) Gender und Diversity: Albtraum oder Traumpaar?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91387-2_8
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