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Die Demographisierung des Gesellschaftlichen

Zur Bedeutung der Repräsentationspraxis

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Demographisierung des Gesellschaftlichen

Auszug

„Dem Deutschen Volke“, so hatte es sein Architekt Paul Wallot 1882 vorgesehen, sollte das Reichstagsgebäude gewidmet werden. Diesen Schriftzug auf dem Portikus anzubringen lehnte jedoch Wilhelm II ab. Erst 1916, nachdem die SPD den Kriegskrediten zugestimmt hatte, ließ sich der Kaiser umstimmen. Die politische Loyalität der SPD gegenüber dem Kaiserreich wurde honoriert, die Zueignung angebracht. Nachdem der deutsche Bundestag in Bonn mit knapper Mehrheit beschlossen hatte, nach Berlin umzuziehen und nun wieder stets im Reichtagsgebäude zu tagen, galt es mit den undemokratischen Traditionen des Hauses zu brechen und es mit Symbolen gelingender Demokratie auszustatten. Eine neue, öffentlich zugängliche Kuppel wurde aufgesetzt und im nördlichen Lichthof ein hochbeetartiger Kasten mit der Widmung „Der Bevölkerung“ eingelassen. Diesen sollten die Abgeordneten mit Erde aus ihrem Wahlkreis auffüllen. Die neue Zueignung „Der Bevölkerung“ — so Hans Haacke, der das Kunstwerk entwarf — soll eine Distanzierung gegenüber der „Wortkombination ‘deutsches Volk’“ ausdrücken, bei welcher es sich um einen „Blutgemeinschaft suggerierenden Volksbegriff“ handelt, „der noch immer Unheil stiftet“ (Haacke 1999). Es ist nahe liegend, den historisch belasteten Begriff des Volkes, insbesondere mit dem Zusatz „deutsch“, zu vermeiden und ihn durch den scheinbar neutralen der Bevölkerung zu ersetzen.

Ich danke Daniela Schiek für ihre Unterstützung.

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Barlösius, E. (2007). Die Demographisierung des Gesellschaftlichen. In: Barlösius, E., Schiek, D. (eds) Demographisierung des Gesellschaftlichen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90417-7_1

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