Zusammenfassung
Wie Gieseke (1999: 212) für die neunziger Jahre konstatiert, hatte Programmplanungshandeln in den damaligen erwachsenenpädagogischen Diskursen „keine Konjunktur“ und das, obwohl der Bedarf an einer organisationspädagogischen Klärung von Prozessen der Organisationsentwicklung in Weiterbildungseinrichtungen im selben Zeitraum in dramatischer Weise offenkundig geworden war. Hieran zeigte sich eine ökonomistische Schlagseite in der sog. „organisationsbezogenen Wende“ (Schäffter 2003: 59) innerhalb des damaligen erwachsenenpädagogischen Diskurses. Mit ihr verschoben sich zunächst das theoretische Erkenntnisinteresse und die praktischen Reformen deutlich in Richtung auf betriebswirtschaftliche Erklärungsmodelle und monetäre Lösungsstrategien. (Gieseke 2008) Das überaus komplexe Phänomen des Lernens von Erwachsenen wurde nun zeitweilig auf ein effizient zu erstellendes „Produkt“ utilitaristisch reduziert. Aus dieser Sicht begrenzte sich Programmplanungshandeln auf einen funktionellen Teilaspekt innerhalb eines verengten Verständnisses von „Weiterbildungsmanagement“, in dem erwachsenenpädagogische Prinzipien weitgehend unter marktstrategischen Gesichtspunkten wahrgenommen wurden oder sogar ganz aus dem Blick gerieten, soweit sie dafür nicht relevant erschienen. (s. auch Gieseke, 2003)
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Schäffter, O. (2013). Die Kategorie des „Angleichungshandelns“ bei Wiltrud Gieseke Eine relationale Sicht auf die empirische Rekonstruktion von „Programmplanungshandeln“.. In: Käpplinger, B., Robak, S., Schmidt-Lauff, S. (eds) Engagement für die Erwachsenenbildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19116-4_20
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