Zusammenfassung
Pädagogik und Biographie haben gemein, dass in ihnen der Mensch (im Kollektivsingular) sich selbst zum Thema wird, sei es unter dem Gesichtspunkt seiner Erziehung und Bildung oder sei es unter dem Gesichtspunkt seiner Lebensführung. Beide Male thematisiert sich der Mensch als Urheber und zugleich als Adressat eines praktischen Tuns, das ihn (als Gattungswesen) in seinem Werden oder Gewordensein unmittelbar selbst betrifft, im ersten Fall bezogen auf die praktisch-pädagogische Hervorbringung des Menschen, im zweiten Fall bezogen auf die von ihm ausgeübte, ihm zugerechnete und auf ihn zurückwirkende Lebenspraxis. So konfrontiert das pädagogische wie auch das biographische Interesse den Menschen mit der Frage, welches die in ihm (als Gattungswesen oder als Einzelwesen) selbst liegenden Voraussetzungen dieses Tuns sind, was die beabsichtigte Zielrichtung seines Strebens begründet und welches die relevanten äußeren Bedingungen sind, unter denen dieses praktische Interesse verfolgt werden kann.
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Müller, HR. (2014). Biographie. In: Wulf, C., Zirfas, J. (eds) Handbuch Pädagogische Anthropologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18970-3_49
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