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Neue Frauenbewegung, Feminismus und Geschlechterforschung

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Geschlechterverhältnisse im sozialen Wandel

Part of the book series: Geschlecht und Gesellschaft ((GUG,volume 26))

Zusammenfassung

Als die neue Welle der Frauenbewegungen ab 1965 Beziehungen, Arbeit und Politik grundlegend veränderte, schien sie mit dem Feminismus identisch und trug die neue Frauenforschung in die etablierten männlich zentrierten Wissenschaften hinein. Diese drei Strömungen erschienen durch gemeinsame Perspektiven und Anliegen miteinander verquickt. Dreißig Jahre nach der Neuen Welle des Feminismus hat sich die Triade von Neuer Frauenbewegung, Feminismus und Frauenforschung allmählich differenziert; sie bewegen sich nun in neuen komplexeren Wechselbeziehungen. Diese Differenzierung ist nicht nur eine Geschichte von Auflösungen, Trennungen und Neuorganisationen vorher ungeschiedener, teils diffuser Zusammenhänge, sondern sie birgt auch neue Potenziale und Voraussetzungen für wechselseitige Impulse und Kooperationen.

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Literatur

  1. Dieser Artikel ist im Rahmen eines größeren Projektes zur vergleichenden Untersuchung der Neuen Frauenbewegungen in Deutschland und Japan entstanden. Für Unterstützung danke ich dem Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung Nordrhein-Westfalen und für Diskussionen und Anregungen Ruth Becker, Karin Klose, Beate Kortendiek, Brigitte Schneider, Helen Schwenken, Charlotte Ullrich, Michiko Mae und weiterhin Ulla Müller und den Mitgliedern des von uns betreuten Promotionskollegs „Geschlechterdemokratie und Organisationsrefonn in globalen Kontext” des Feministischen Instituts der Heinrich-Böll-Stiftung.

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  2. Das feministische Engagement gegen die Sklaverei, die rassistische Missachtung und Aberkennung von Menschenrechten hat eine lange Geschichte. Zwar waren auch die Frauenbewe- gungen historisch und gegenwärtig von Rassismus und Antisemitismus geprägt, jedoch bildete das antirassistische Engagement insgesamt ein wesentliches Anliegen und während schwarze oder jüdische Frauen und Migrantinnen feministische Gruppen bildeten, schlossen sie Bündnisse mit Teilen der „weißen” Frauenbewegungen.

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  3. Vgl. die Zusammenschau und Fallstudien in Holland-Cunz 2000; Lenz, Mae, Klose 2000; Klingebiel, Randeria 1998.

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  4. Zu den unterschiedlichen feministischen Ansätzen und Theorien s.u.; die Vielfältigkeit konnte es auch angebracht erscheinen lassen, im Plural von Feminismen zu sprechen, worauf aus pragmatischen Gründen hier verzichtet wird.

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  5. Allerdings wird die Lösung nicht in einer schrankenlosen Veröffentlichung des „Privaten” angestrebt, sondern einerseits in der Befreiung von patriarchaler oder zwangsweiser Abhängigkeit und in der Selbstbestimmung, andererseits in neuen Grenzziehungen zwischen öffentlich und privat. So wird Kinderversorgung als öffentliche Frage gefasst, die beide Eltern und die Gesellschaft angeht.

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  6. Während kreativ und plural neue Leitbilder fir Frauen entworfen wurden, wurde eine vergleichbare Energie für männliche Leitbilder weder von der Frauenbewegung, noch von der Männerbewegung eingebracht. Letztere griff in ihren männlichkeitsorientierten oder den antifeministischen Flügeln auf herkömmliche Männerrollen und -mythen zurück.

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  7. Während Judith Lorber sich auf die Debatten im englischen Sprachraum konzentriert, werden auch internationale Einflüsse aufgezeigt. Allerdings scheint mir das teleologische Schema fraglich, nach dem nach den ersten Stufen des liberalen, sozialistischen oder Entwicklungsfeminismus schließlich der dekonstruktive Feminismus als radikalste und weitestgehende Kritik patriarchaler Ungleichheit eingeordnet wird.

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  8. Lorber spricht von gender reform feminism, wobei sie wohl annimmt, dass diese Ansätze dem herkömmlichen Geschlechtsdualismus verhaftet bleiben und „Geschlecht” nicht neu denken. Doch unterschätzt sie m. E. die transformative Bedeutung dieser Ansätze erheblich.

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  9. Er leitet sie nicht aus individuellen Motiven oder von einem psychologischen Dominanzanspruch der Männer her, wie in einigen zeitgenössischen soziobiologischen oder psychologischen Ansätzen.

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  10. Judith Lorber spricht nicht ganz exakt von einem Develop ment feminism (1998: 45–49); es handelt sich aber m.. E. nicht um einen „speziellen Feminismus”, sondern um eine internationale Perspektive; neben den verschiedenen Richtungen des sozialistischen Feminismus hat der liberale Feminismus wichtige Beiträge zur Unterordnung der Frauen in der Entwicklung und der Entwicklungspolitik eingebracht.

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  11. Die abwertenden und stereotypen Attacken sowohl von Seiten des antifeministischen Flügels der Männerbewegung als auch von Seiten der Publizistinnen, die die Geschlechterdifferenz dogmatisch zu Grunde legen und verteidigen (vgl. z.B. Rutschky 1999) wirken in Richtung einer Stabilisierung der pauschalen Gewaltdiskurse, da eine Differenzierung wie Verrat an der gemeinsamen Sache erscheinen könnte. Dennoch ist der Preis fir Verengungen zu hoch; das Nachdenken üiber neue Formen von gleichheitlicher Erotik zwischen Frauen und Männern oder über Bündnisse für Gleichheit wird dadurch behindert und für junge Frauen und Männer sind die pauschalen Argumente schwer nachvollziehbar.

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  12. Lorber spricht von multiracial feminism. Im Deutschen ist es aufgrund der biologistischen Konnotationen kaum möglich, den Begriff der „Rasse” kritisch zu verwenden. Die Betonung liegt auf den sozialen Unterschieden im Geschlechterverhältnis, die sich — auch zwischen Frauen — aufgrund rassistischer oder ethnischer Unterdrückung ergeben.

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  13. Dabei sollen Geschlechterungleichheit und Gewalt unter Migrantlnnen-Gruppe ebenso wenig bagatellisiert oder verharmlost werden wie in der Mehrheitsgruppe; vielmehr wird ihre „Ethnisierung” oder „Kulturalisierung” als Mechanismus kritisiert, mit dem das Problem auf die „Anderen” projiziert und deren Andersartigkeit zugleich festgeschrieben wird.

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  14. Vgl. Lorber 1998: 149–159, Connell 1999; eine deutsche Übersetzung zu men’s feminism ist angesichts des anderen und noch eher anfänglichen Verlaufs schwierig; in Deutschland sind feministische Männergruppen u.a. unter dem Leitwort der Geschlechterdemokratie aktiv.

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  15. In der öffentlichen Meinung wird dagegen häufig das gleiche Bild vorn Aktions-Feminismus (und „Anti-Männerfeminismus”) wie in den 1970er Jahren verbreitet. Wenn es sich damals schon überwiegend als ausgrenzendes Stereotyp erwies, so kann man heute von entleerten Zerrbildern sprechen, deren Zählebigkeit vermutlich auf Uninformiertheit, Desinteresse oder einen soliden Antifeminismus zurückgeht. Allerdings nehmen auch nachdenkliche und offene Berichte zu.

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  16. Vgl. auch Lenz 2001 zum Konzept der Transformation in der Neuen Frauenbewegung und zu einer etwas ausführlicheren Darstellung.

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  17. Der englische Begriff gibt eher wieder, dass es sich nicht — wie oft unterstellt — um , subjektive Labergruppen”, sondern um die kritische Rekonstruktion der sozialen Machtverhältnisse handelt, die allerdings nicht von der Theorie diktiert, sondern von der Sicht der betroffenen Individuen her erarbeitet werden sollten. Die Bewusstwerdungsgruppen diskutierten durchaus kontrovers und politisch orientiert; aufgrund des basisdemokratischen Ansatzes sind sie bis heute wichtig fir Organisationsansätze „von unten”. Vgl. Davis 1999; DuPlessis, Snitow 1998.

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  18. Warum die Neue Frauenbewegung mehrheitlich den Weg des Separatismus einschlug, der in der Folge kaum hinterfragbar und quasi naturalisiert wurde, wäre eine wichtige Forschungsfrage. Einige männerdominierte kommunistische Zirkel unternahmen in der Tat den Versuch, diese zu vereinalunen, während die autonome Bewegung zu Beginn der 70er Jahren ein kritisches Trommelfeuer patriarchaler und sexistischer Presseangriffe und massive politische Ausgrenzungen durchstehen musste. Dies mag den Separatismus begiinstigt haben.

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  19. Die Angaben beruhen auf einer Leserinnenumfrage der Zeitschrift Courage mit einem Sample von 663 Frauen 1978 (vgl. Courage 1978, Heft 11: 31); es handelt sich also nur um Trendaussagen.

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  20. Vgl. Bruckner 2000 zur Professionalisierung und selbstreflexiven Weiterentwicklung der Frauenprojekte.

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  21. Allerdings sind die Betreuungszeiten vor allem in Westdeutschland unzureichend und die öffentliche Betreuung von Kindern bis 3 Jahre und Schulkindern kaum entwickelt.

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  22. Der Ansatz wurde um das Feministische Institut der Heinrich-Böll-Stiftung entwickelt; er erscheint als „work in progress”, so dass sich weitere Fragen stellen.

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  23. Im Gegensatz dazu ist die Zustimmung bei jungen Männern gegenüber den etwas älteren Generationen gesunken. Der Gender-Gap im Verhältnis zur Neuen Frauenbewegung scheint sich gerade bei den Jüngeren zu öffnen; vgl. Institut für Demoskopie Allensbach 2000, S. 30ff.

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Eva Schäfer Bettina Fritzsche Claudia Nagode

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© 2002 Leske + Budrich, Opladen

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Lenz, I. (2002). Neue Frauenbewegung, Feminismus und Geschlechterforschung. In: Schäfer, E., Fritzsche, B., Nagode, C. (eds) Geschlechterverhältnisse im sozialen Wandel. Geschlecht und Gesellschaft, vol 26. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99617-6_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99617-6_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3010-8

  • Online ISBN: 978-3-322-99617-6

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