Zusammenfassung
Es ist Vorsicht geboten, Autonomieansprüche zu erheben, insbesondere für einen Bereich gesellschaftlicher Realität, den man gewohnt ist, in Abhängigkeitsverhältnissen zu beobachten. Die Begründungslast ist erheblich, zumal neuerlich erst für dieses Feld bestenfalls ein Status nascendi diagnostiziert worden ist. So schreibt Niklas Luhmann mit Blick auf die Soziale Arbeit1, daß die „Ressourcenabhängigkeit dieser Bemühungen … so stark [ist], daß man zweifeln kann, ob sich ein gesellschaftliches Subsystem schon gebildet hat oder ob es sich um weit verstreute Bemühungen auf der Ebene von Interaktionen und Organisationen handelt. Deutlich erkennbar ist, daß es nicht mehr um Caritas oder um Armenpflege im Sinne der Tradition geht, sondern um Bemühungen um strukturelle Veränderungen (Stichwort: Hilfe zur Selbsthilfe). Vielleicht können wir hier ein Funktionssystem im Entstehen betrachten“ (Luhmann 1997a, 632f.). Mit dieser Form der Thematisierung wird also nicht die empirische Evidenz des Phänomens Soziale Arbeit in Frage gestellt, soweit es sich um die Ebenen Interaktion und Organisation handelt. Umstritten bleibt allein der Anspruch auf der Gesellschaftsebene. Und damit ist die Höhenlage der hier zu leistenden Analyse vorgezeichnet; sie muß auf der Ebene einer entwickelten Gesellschaftstheorie angesiedelt werden. Zu diesem Zweck soll hier auf die Systemtheorie zurückgegriffen werden, die ein begriffliches Instrumentarium bereitstellt, um die gestellte Aufgabe einer konstruktiven Lösung zuzuführen.
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Merten, R. (2000). Soziale Arbeit als autonomes Funktionssystem der modernen Gesellschaft? Argumente für eine konstruktive Perspektive. In: Merten, R. (eds) Systemtheorie Sozialer Arbeit. Lehrtexte Erziehung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80858-5_11
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