Zwischen den Grenzen. Intersystemische Organisationen im Spannungsfeld funktionaler Differenzierung

Zusammenfassung

Die Rede von der modernen Gesellschaft als einer Organisationsgesellschaft hat, wie die „Risikogesellschaft“ oder die „Wissensgesellschaft“, den Charakter jener aus dem wissenschaftlichen in den öffentlichen Diskurs eingesickerten deutungsmächtigen Begriffe, die sich selbst zu plausibilisieren scheinen.¹ Manches an dieser Plausibilität verflüchtigt sich nicht zuletzt im Lichte empirischer Evidenzen, die als das Ende einer Organisationsgesellschaft oder des „organisierten Kapitalismus“ interpretiert werden (Lash/Urry 1987; Pollack 1990). Aber auch wenn man die ‚Welt der Organisationen‘ auf der Folie gängiger theoretischer Paradigmen betrachtet, dann erscheint das Verhältnis von Organisation und Gesellschaft keineswegs als geklärt: So lässt sich diese Welt, anders als einige dieser Ansätze suggerieren, nicht ohne weiteres nach Maßgabe von Homologien sortieren, die zwischen verschiedenen Organisationstypen (Differenzannahme) und den ausdifferenzierten Subsystemen der Gesellschaft — eben keineswegs durchgängig — bestehen. Aber auch die Annahme, dass Organisationen im Wesentlichen gleichartig funktionieren (Homogenitätsannahme) oder sich immer mehr aneinander angleichen (lsomorphieannahme) und durch die ‚gleichartigen‘ und aggregierten Effekte ihrer Funktionsweise die ‚Gesellschaft‘ prägen, beschreibt das Verhältnis von Organisation und Gesellschaft nicht zureichend. Die ‚Organisationsgesellschaft‘ besteht vielmehr (nach wie vor) als Ensemble strukturell unterschiedlicher Organisationen, wobei diese aber nicht selten an mehreren Funktionssystemen gleichzeitig orientiert sind.