Zusammenfassung
Das bevorzugte Ausdrucksmittel von Gernot Fischer-Kondratovitch ist die Malerei, doch die Komplexität seiner künstlerischen Arbeit bedingt einen über die Gattungsgrenzen hinausgehenden offénen Zugriff auf alle Medien und so arbeitet der Künstler auch mit Film, Musik und Video. Er schöpft in seinen Animationstrickfilmen, für die er auch selbst als einer der Protagonisten des Emilio Sandmann Orchestra die Musik schreibt und interpretiert, ebenso wie in seiner Malerei aus dem Reservoir historischer und aktueller Bilder aus der Medienwelt. Die Eindrücke seiner zahlreichen Reisen sowie die damit verbundene Beschäftigung mit Literatur, Schrift und Sprache prägen die Komposition seiner Arbeiten. In der Malerei treffen grafische Abschriften historischer Texte sowie leere Plätze der Gegenwart auf einander. Über diese schreiten seine Protagonisten in zum Teil starker Verkürzunq und bringen eine über das dargestellte Motiv hinausgehende inhaltliche Konzeption zum Ausdruck. So stehen auch die Arbeiten für das Schaukraftwerk Forstsee in einem differenzierten inhaltlichen Kontext. Für die installativ gehängten Bildtafeln verwendete Gernot Fischer-Kondratovitch Auszüge aus Reden von Fidel Castro, George W. Bush sowie Textausschnitte aus dem Roman Die Suche nach der ver/orenen Zeit von Marcel Proust. Einsame, nicht näher individualisierte Akteure spazieren über die Texte und verorten diese gleichsam in das Archiv der Vergangenheit. Die Schauplätze, an denen Castro oder Bush einst die Zuhörer in ihren Bann ziehen konnten, sind vereinsamt. Die Archivierung der vorbeiziehenden Zeit, die heute zu einem großen Teil durch das Internet erfolgt, ist eines der zentralen Themen der Ausstellung. Indem der Künstler die Texte aus dem Internet benutzt, bedient er sich aus dem Bücherregal einer digitalisierten Geschichte.
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Gernot Fischer-Kondratovitch. (2009). Kleine Welt — Großer Platz. In: Aigner, S. (eds) Emanzipation und Konfrontation. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-89016-5_13
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