Zusammenfassung
In der Forschungs- und Technologiepolitik können inhaltliche Entscheidungen nicht ohne Unterstützung der Wissenschaft selbst getroffen werden. Die fachliche Kompetenz fließt in der Regel mit erfahrungsgestützter Expertise der Berater, in den letzten Jahren zunehmend durch quantitative und wissenschaftliche Bewertungen ergänzt, zur wissenschaftspolitischen Gestaltung zusammen. Wissenschaftliche Beratung ist in diesem Politikfeld im Unterschied zu anderen Feldern aus systematischen Gründen nicht interesselos. Im historischen Verlauf haben Ansprüche auf Mitgestaltung des Politikfeldes durch nichtwissenschaftliche Akteure zugenommen, so dass die wissenschaftliche Politikberatung sich in einer größeren gesellschaftlichen Auseinandersetzung behaupten muss und als eine Façette des gesellschaftlich stärker geforderten Engagements der Wissenschaft betrachtet werden kann. Umfassende empirische Arbeiten in diesem Kontext fehlen jedoch weitgehend.
Die vorliegenden Ausführungen geben ausschließlich die Meinungen und Überlegungen der Autoren wieder.
Notes
- 1.
Ein weiterer möglicher Weg zur Relativierung derartiger Empfehlungen ist es, Gegengutachten bei anderen Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern zu bestellen. Das führt dann allerdings in das Dilemma, dass aufgrund widersprüchlicher Expertisen für die Politikseite nicht mehr einzuschätzen ist, welche Empfehlungen sachlich angemessen sind.
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Buchholz, K., Patzwaldt, K. (2017). Politikberatung in der Forschungs- und Technologiepolitik. In: Falk, S., Glaab, M., Römmele, A., Schober, H., Thunert, M. (eds) Handbuch Politikberatung. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07461-6_30-1
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