Auszug
Nach gutem akademischem Brauch wird eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Kulturbegriff in der Regel mit einer Klage über dessen Vielfalt, Komplexität und Unübersichtlichkeit eingeleitet. Will oder kann man diesen Umstand der scientific community überhaupt verübeln, und bringen es nicht Ajiferuke und Boddewyn (1970, S. 154) auf den Punkt, wenn sie konstatieren: „Culture is one of those terms that defy a single all-purpose definition, and there are almost as many meanings of „culture“ as people using the term. “? Ich erinnere mich noch lebhaft an Diskussionen mit einem Kollegen, der im Kontext der Begrifflichkeit von Kultur fast immer mit melancholischem Unterton zu sagen pflegte: „Das ist doch wie einen Pudding an die Wand nageln!“ Studenten, die ich hinsichtlich dieser Thematik im Rahmen eines kulturgeographischen Proseminars zu Ad-hoc-Befragungen auf die Straßen einer beschaulichen bayerischen Universitätsstadt schickte, bemerkten bei ihrer anschließenden Auswertung ziemlich schnell, dass die eingefangenen Impressionen ein durch und durch heterogenes Bild ergeben, das sich — trotz Berücksichtigung der entsprechenden Fachliteratur — nur schwerlich konzeptionalisieren lässt. Das einstige „Mysterium“ Kultur (vgl. Bausinger 1980) ist an der Schwelle zum dritten Jahrtausend omnipräsent, so dass man gelegentlich geneigt ist, von einem Zeitalter der Kultur zu sprechen (vgl. Steinmetz 2001 und Bukow 2002): Globale Kultur, regionale Kultur, Multikulturalität, Interkulturalität, Transkulturalität, aber auch Begriffe wie politische Kultur, Unternehmenskultur, Reisekultur, Fernsehkultur, Sexkultur, Fußballkultur und feministische Kultur sind Schlagworte, die sukzessive Einzug in unseren Wortschatz gehalten haben. Gleichwohl war es bis dahin ein langer und häufig beschwerlicher Weg, den zudem nicht jeder einschlagen wollte: Das eingangs angeführte Zitat von Adair (1992, S. 3) im Kontext seiner Reflexionen über Kultur im Zeichen der Postmoderne trifft den heutigen Zeitgeist wesentlich besser als noch so manch traditionelle Auffassung von Kultur, die häufig nicht nur mit elitären Konnotationen belegt wurde, sondern auch — zumindest auf einer impliziten Ebene — zur Exklusion bestimmter Kulturträger führte.
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(2006). Kultur, Interkulturalität und interkulturelle Kompetenz. In: Bilaterale Unternehmenskooperationen im Tourismussektor. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9261-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9261-1_3
Publisher Name: Gabler
Print ISBN: 978-3-8349-0243-6
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