Physiologie und Intelligenz

Zusammenfassung

Physiologische Zugänge zur menschlichen Intelligenz stellen die zweite wesentliche Forschungslinie des Mental-speed-Ansatzes dar. Diesem Forschungszweig kommt insofern eine besondere Rolle zu, als hier der Versuch unternommen wird, die grundlegende Bedeutung der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit für menschliche Intelligenz auch auf der Ebene des physiologischen Substrats nachzuweisen. Neben vergleichsweise wenigen Versuchen, die Hintergrundaktivität (Spontan-Aktivität) im menschlichen Elektroenzephalogramm (EEG) zu psychometrischer Intelligenz in Beziehung zu setzen (Abschn. 3.1), hat sich diese Forschungsrichtung zunächst vorwiegend auf die physiologischen Parameter für neuronale Verarbeitungsgeschwindigkeit konzentriert, nämlich Latenzparameter des evozierten Potentials (EP) im EEG. Ergebnisse hierzu werden — zusammen mit Befunden zu den anderen wesentlichen Parametern des EP (Amplitudenmaße) — in Abschn. 3.2 dargestellt. Anschließend werden Studien zu Parametern, die — auf der Basis physiologischer Modelle der Intelligenz — aus dem EP abgeleitet wurden, wie die sogenannte „neural adaptability“ und die „string length“, referiert. Aufgrund der eher hohen Meßungenauigkeit und relativen topographischen Unspezifität aller EEG-Methoden (und damit auch des EPs) wurden in jüngster Zeit Versuche unternommen, die „Leitungsgeschwindigkeit“ einzelner Nerven mit Intelligenz in Beziehung zu setzen.