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Part of the book series: Am Ende des realen Sozialismus ((RSOZ,volume 3))

Zusammenfassung

Die übergreifenden Beitrage in diesem Band zum Widerstand in den beiden letzten Jahrzehnten der DDR haben bereits deutlich gemacht, daB sich die explizite und politische Einforderung grundlegender Burger- und Menschenrechte als Programm und Handlungsgrundlage oppositioneller Gruppierungen erst sehr spat — ab Mitte der achtziger Jahre — durchsetzte. Aus dem breiten und in der Summe sehr diffusen Spektrum kirchlicher und kirchennaher Friedens-, Okologie- und sozialer Selbsterfahrungsgruppen wuchs ab 1986 mit der Initiative Frieden und Menschenrechte eine Gruppierung hervor, die in mehrerlei Hinsicht Neuland betrat und die Schritte eines unabhangigen Friedensengagements mit einem offensiven und phantasievollen Einfordern von Demokratie und Menschenrechten verband. Ihre alsbaldige Einstufung als kollektiver Staatsfeind Nummer eins zeigte, wie sehr sie damit den diktatorischen Nery des Systems getroffen hatte.

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Anmerkungen

  1. Die Literatur zum frühen Widerstand in der SBZ/DDR wä chst in jüngster Zeit erheblich an. Eine gute Zusammenfassung gibt Karl Wilhelm Fricke, Widerstand und Opposition von 1945 bis Ende der fünfziger Jahre, in: Materialien der Enquetekommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ (12. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), hrsg. vom Deutschen Bundestag, Baden-Baden 1995, (künftig: „Materialien“), Bd.VII/1, S. 15–25.

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  2. Dieses eigene Menschenrechtskonzept, ausgehend von der grundsatzlichen Überlegenheit der sozialistischen Staaten im historischen Sinne, der Garantie sozialer Menschenrechte im Sozialismus und der notwendigen Einschrankung politischer Rechte durch die Bedingungen des Klassenkampfes, wurde in den Ideologieinstituten der SED vorfabriziert und durch ein offiziell installiertes DDR-Menschenrechtskomitee international verbreitet. In den Hochzeiten der Entspannungspolitik gab es im Westen genügend Stimmen, die darin ein ernsthaftes und positives Bemühen der DDR in Sachen Menschenrechte sehen wollten.

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  3. Im Nachzug zu den DDRoffiziellen Bemühungen urn das Thema Menschenrechte bildete sich ab 1977 auch im Rahmen der Protestantischen Kirche auf der Ebene des Bundes eine eigene Arbeitsgruppe Menschenrechte. Leitende Vertreter dieser Gruppe, wie der Superintendent Günther Krusche und die Oberkirchenrä tin Christa Lewek, gaben hier die Gewä hr, daB diese Form kirchlicher Menschenrechtsthematisierung in genügender Staatsnahe blieb.

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  4. Dieser Handlungsdruck erfaßte nicht nur die unabhangigen Gruppen, sondern ging mitten in die Gemeinden hinein. In der Frage eines verantwortlichen Widerstehens oder einer Akzeptanz der gegebenen Verhä ltnisse standen sich Pastoren, Gemeindemitglieder und Vertreter der Kirchenleitungen oft scharf gegenüber. Beispielhaft fur einen solchen Prozeß ist die Dokumentation aus dem Thüringer Raum: Die „andere“ Geschichte, hrsg. v.e. Autorenkollektiv mit Unterstützung des Matthias-Domaschk-Archivs Jena. 1. Aufl.1993. Eigenverlag.

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  5. In einer Diplomarbeit an der Hochschule des MfS wird dieser Vorgang so beschrieben: „Bei der Gründung solcher sogenannter Menschenrechtsgruppen gab es unterschiedliche Auffassungen, die zum Teil konträr waren und durch gezielten Einsatz inoffizieller Mitarbeiter noch verstä rkt wurden. Das Resultat war das Entstehen von zwei Personenzusammenschlüssen, der ,Initiative für Frieden und Menschenrechte‘ und der ,Aktion Gegenstimme ’. Zeitweise auftretende Bestrebungen feindlich-negativer Krä zur Zusammenührung beider Personenzusammenschlüsse wurden durch das Wirken und durch Beeinflussung von IM zum Scheitern gebracht. Dazu wurden bestehende unterschiedliche Auffassungen zu den Formen und Inhalten der feindlichen Tä tigkeit, wie zum einen die Tendenz aggressiver öffentlich keitswirksamer Aktionen in direkter Konfrontation zum Staat, zum andern der Kurs der Ausarbeitung theoretischer Grundlagen zur ideologischen Arbeit und Gewinnung von Masseneinfluß, wie ,Solidarnosc“ in der VR Polen, verstä rkt und eine Einigung unmoglich gemacht. “ Vgl. Thomas Rieger, Erfahrungen bei der Beeinflussung feindlich-negativer Personenzusammenschlüsse sowie von Einzelpersonen, die im Sinne politischer Untergrundtatigkeit wirksam werden, mittels geeigneter, qualifizierter IM. Ministerium für Staatssicherheit, Hochschule, 1988.

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  6. Nach wie vor existiert keine umfassende Dokumentation aller vorhandenen IFM-Materialien. Neben den Dokumenten im Anhang des vorliegenden Beitrags ist insbesondere der Nachdruck des „Grenzfalls“ eine wichtige Informationsquelle, s.u. Anm. 8

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  7. Am 25. Januar 1988 wurden die Mitglieder der IFM Barbel Bohley, Werner Fischer, Regina und Wolfgang Templin sowie Ralf Hirsch verhaftet und ohne Prozeß in die Bundesrepublik abgeschoben. Mit Ausnahme des ausgebürgerten Ralf Hirsch erhielten sie unterschiedlich terminierte Einreiseverbote in die DDR. Vor dem 9. November 1989 konnten nur Barbel Bohley und Werner Fischer im August 1988 in die DDR zurückkehren.

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  8. Vgl. Ralf Hirsch, Lew Kopelew und Initiative Frieden und Menschenrechte (Hrsgg.), Grenzfall. Sammelnummer 1–12, (Berlin 1986 — Ende 1987), Selbstverlag Berlin 1988.

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  9. Vgl. György Dalos, Der politische Umbruch in Ost- und Mitteleuropa und seine Bedeutung für die Bürgerbewegung in der DDR. In: Materialien, Bd. VII/1, S. 540–557, 1409–1436.

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  10. Vgl. Wilhelm Knabe, Westparteien und DDR-Opposition. Der Einfluß der westdeutschen Parteien in den achtziger Jahren auf unabhangige politische Bestrebungen in der ehemaligen DDR, in: Materialien, Band VII/2, S. 1110–1202; Reinhard Weißhuhn, Der EinfluB der bundesdeutschen Parteien auf die Entwicklung widerstandigen Verhaltens in der DDR der achtziger Jahre. Parteien in der Bundesrepublik aus der Sicht der Opposition in der DDR, a.a.O., S. 1853–1949.

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  11. Auch konspirative Arbeitsfelder der IFM wie die Herstellung eigener Publikationen waren dem MfS durch den Einsatz von IM weitgehend bekannt.

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  12. Vgl. als Beispiel Gerd Poppe, Dialog oder Abgrenzung? in: Grenzfall — Vorabdruck 11/87, s.o.Anm. 8), S. 131–133.

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  13. Vgl. Reinhard Weißhuhn, Der Kirche ist das alles nur passiert. In: Manfred Richter, Elsbeth Zylla (Hrsgg.), Mit Pflugscharen gegen Schwerter — Erfahrungen in der Evangelischen Kirche in der DDR 1949–1990. Bremen 1991, S. 147–154, hier: S. 150–153.

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  14. Vgl. Armin Mitter, Stefan Wolle (Hrsgg.), Ich liebe euch doch alle! Befehle und Lageberichte des MfS Januar — November 1989. Berlin 1990, S. 46–71, hier S. 48–49, 68–69.

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  15. Vgl. Birgit Lahan, Genosse Judas. Die zwei Leben des Ibrahim Böhme. Berlin 1992, S. 209–225.

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  16. Vgl. Irena Kukutz, Katja Havemann, Geschützte Quelle. Gesprä che mit Monika H. alias Karin Lenz. Berlin 1990, S. 17–28.

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  17. S. Anm. 18.

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  18. Die Gruppe um das regelmaBig genutzte Telefon der Gethsemanegemeinde spielte eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Demonstrationen am 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin und den nachfolgenden Untersuchungen des Verhaltens der Polizei.

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  19. Die Absicht eines Wahlbündnisses wurde am 4. Oktober 1989 verabredet zwischen Vertretern von Demokratie Jetzt, Demokratischem Aufbruch, der Gruppe Demokratischer SozialistInnen, IFM, SDP, Neuem Forum und Friedenskreis Pankow und im Januar 1990 ohne Beteiligung der Gruppe Demokratischer Sozialistlnnen und des Friedenskreises Pankow wiederholt.

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  20. Vgl. Uwe Thaysen, Der Runde Tisch oder: Wo blieb das Volk. Opladen 1990, S. 25–31.

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  21. Vgl. 10 Fragen aus dem Volk ... und die Antworten von 10 neuen Parteien vor der Wahl. STERN extra, Sonderdruck für die DDR, Februar 1990, 5.24–67.

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Templin, W., Weißhuhn, R. (1999). Die Initiative Frieden und Menschenrechte. In: Opposition in der DDR von den 70er Jahren bis zum Zusammenbruch der SED-Herrschaft. Am Ende des realen Sozialismus, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01229-0_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01229-0_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1965-3

  • Online ISBN: 978-3-663-01229-0

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