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Wie unterstützte die Mythenforschung den Kolonialismus? – Japan als polytheistischer Kolonialstaat

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Religionspolitik und politische Religion in Japan und Europa

Part of the book series: Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion ((STLIRE,volume 8))

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Zusammenfassung

In Japan fällt der Beginn der wissenschaftlichen Mythenforschung mit dem Beginn des Kolonialismus zusammen. Verglichen mit den europäischen Kolonialmächten erlangte Japan seine Kolonien erst spät, und auch die Gestalt des japanischen Kolonialismus unterschied sich von der des europäischen. So bestand zwischen den christlich geprägten europäischen Kolonialmächten und den von ihnen beherrschten Gebieten in religiöser Hinsicht eine große Kluft, da letztere meist keine monotheistischen Religionen besaßen. Japan hingegen kolonisierte benachbarte asiatische Länder wie Korea oder Taiwan. Sowohl die Kolonisten als auch die Kolonisierten lebten in polytheistischen Kulturen. Basierend auf den Schriften damals aktiver japanischer Mythenforscher geht der Beitrag der Frage nach, wie dieser Unterschied in der Mythenforschung thematisiert wurde.

Aus dem Japanischen übersetzt von David Weiß auf Grundlage einer früheren Übersetzung des ursprünglichen Vortragsmanuskripts durch Julia Dolkovski und Louise Neubronner, beide Universität Tübingen. Inhaltliche Anmerkungen sowie Verweise auf Literatur in westlichen Sprachen wurden von den Übersetzer*innen ergänzt.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Vf.: Shinwagaku to nihon no kamigami 神話学と日本の神々. Tōkyō 2004.

  2. 2.

    Vgl. Vf.: Shinwagaku hassei e no dōtei: Meiji sanjūninen wa donoyōni shite mukaerareta ka 神話学発生への道程:明治三二年はどのようにして迎えられたか. In: Yoshida Atsuhiko 吉田敦彦 (Hg.): Hikaku shinwagaku no chōganzu 比較神話学の鳥瞰図. Tōkyō 2005, S. 429–451.

  3. 3.

    Vgl. Kojiki – Aufzeichnung alter Begebenheiten. Hg. von Klaus Antoni. Frankfurt a. M. 2012, S. 9–270.

  4. 4.

    Das in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts vollendete Man’yōshū 万葉集 (Sammlung von zehntausend Blättern) gilt als die älteste auf uns gekommene Sammlung japanischer Gedichte.

  5. 5.

    Das Shoku nihongi (Fortgesetzte Chronik Japans) ist der erste von fünf Bänden offizieller Geschichtschroniken, die auf das Nihon shoki folgten. Es behandelt den Zeitraum von 697 bis 791. Für das Nihon shoki verwendet es den abgekürzten Titel Nihongi (Chronik Japans).

  6. 6.

    Vor der Entstehung japanischer Silbenschriften ab dem späten achten Jahrhundert wurden alle japanischen Texte ausschließlich mit chinesischen Schriftzeichen niedergeschrieben. Während das Kojiki jedoch häufig chinesische Schriftzeichen phonetisch verwendet, um altjapanische Begriffe wiederzugeben, folgt das Nihon shoki größtenteils chinesischer Syntax und ließe sich ohne weiteres auch als klassisch chinesischer Text lesen.

  7. 7.

    Vgl. Shinshaku zen’yaku Nihon shoki 新釈全訳 日本書紀. Hg. und übers. von Kōnoshi Takamitsu 神野志隆光, Kanazawa Hideyuki 金沢英之, Fukuda Takeshi 福田武史 und Mikami Yoshitaka 三上 喜孝, Bd. 1. Tōkyō 2021, S. 6–10.

  8. 8.

    Auf Japanisch: Teikoku Daigaku Bunka Daigaku 帝国大学文科大学. Die Bunka Daigaku (wörtl.: geisteswissenschaftliche Universität) war eine Art Zweig-Universität, welche der Teikoku Daigaku (kaiserliche Universität) untergeordnet war. Neben der Bunka Daigaku gab es noch fünf weitere Universitäten in den Bereichen Rechts-, Natur-, Ingenieurs- und Agrarwissenschaften sowie Medizin. Diese Zweig-Universitäten wurden später in Fakultäten umgewandelt.

  9. 9.

    „Ko-ji-ki“ or “Records of Ancient Matters”. Übers. von Basil Hall Chamberlain. Yokohama 1882.

  10. 10.

    Vgl. Vf.: Shoki japanorojisutotachi to shinwagaku 初期ジャパノロジストたちと神話学. In: Higashi ajia no kodai bunka 東アジアの古代文化 137 (2009), S. 260–263.

  11. 11.

    Vgl. Vf.: Shinwagaku to nihon no kamigami (Anm. 1), S. 6–11.

  12. 12.

    Takayama Rinjirō 高山林次郎: Kojiki jindaikan no shinwa oyobi rekishi 古事記神代巻の神話及歴史. In: Chūō kōron 中央公論 14/3 (1899), S. 7–17.

  13. 13.

    Für eine ausführliche Darstellung vgl. Vf.: Shinwagaku to nihon no kamigami (Anm. 1), S. 11–24. Für eine deutsche Übersetzung des im Folgenden diskutierten ersten Faszikels des Kojiki vgl. Kojiki – Aufzeichnung alter Begebenheiten (Anm. 3), S. 16–93.

  14. 14.

    Das Institut für nationale Studien ging aus dem 1882 gegründeten Forschungsinstitut für die japanischen Klassiker (Kōten Kōkyūjo) hervor. Am Institut konnten die Fächer japanische Geschichte, japanische Literatur und japanisches Recht studiert werden. 1920 wurde es offiziell als eine der ersten Privatuniversitäten Japans anerkannt.

  15. 15.

    Vgl. Takahashi Tatsuo 高橋龍雄: Takayama Rinjirō-shi no „Kojiki jindaikan no shinwa oyobi rekishi“ o yomu 高山林次郎氏の「古事記神代巻の神話及歴史」を読む. In: Nihon shugi 日本主義 4/23 (1899), S. 14–31.

  16. 16.

    Vgl. Takagi Toshio 高木敏雄: Bunkai no shingenshō 文界の新現象. In: Teikoku bungaku 帝国文学 5/4 (1899), S. 108–109; Takagi Toshio 高木敏雄: Takayama-shi no Kojiki ron 高山氏の古事記論. In: Teikoku bungaku 帝国文学 5/5 (1899), S. 79–84.

  17. 17.

    Vgl. Anesaki Masaharu 姉崎正治: Susanoo no mikoto no shinwa densetsu 素戔嗚尊の神話伝説. In: Teikoku bungaku 帝国文学 5 (1899), H. 8, S. 1–25, H. 9, S. 1–29, H. 11, S. 14–35, H. 12, S. 1–25.

  18. 18.

    Vgl. Takagi Toshio 高木敏雄: Su[sanoo no] mikoto ranshin ron 素尊嵐神論. In: Teikoku bungaku 帝国文学 5 (1899), H. 11, S. 35–60, H. 12, S. 53–78.

  19. 19.

    Vgl. Anesaki Masaharu 姉崎正治: Gengo gakuha shinwagaku o hyō shite Takagi-kun no Su[sanoo no] mikoto ranshin ron ni oyobu 言語学派神話学を評して高木君の素尊嵐神論に及ぶ. In: Teikoku bungaku 帝国文学 6/1 (1900), S. 13–39.

  20. 20.

    Vgl. Takagi Toshio 高木敏雄: Ranshin ron fukanō setsu ni kotaete jiko no rikkyakuchi o akiraka ni su 嵐神論不可能説に答へて自己の立脚地を明にす. In: Teikoku bungaku 帝国文学 6/2 (1900), S. 22–40.

  21. 21.

    Vgl. Takayama Rinjirō 高山林次郎: Shokuminteki kokumin toshite no Nihonjin 植民的国民としての日本人. In: Taiyō 太陽 5/6 (1899), S. 48–51.

  22. 22.

    Vgl. Vf.: Nihon ni okeru shinwagaku no hassei to Takayama Chogyū: Nihon shugi to no kakawari o chūshin ni 日本における神話学の発生と高山樗牛―日本主義との関わりを中心に. In: Kokugakuin daigaku kiyō 國學院大學紀要 43 (2005), S. 141–156.

  23. 23.

    Für eine ausführliche Darstellung des Zusammenhangs von Mythenforschung und Kolonialismus vgl. Vf.: Shokuminchi teikoku nihon no shinwagaku 植民地帝国日本の神話学. In: Takezawa Shōichirō 竹沢尚一郎 (Hg.): Fashizumu to shūkyō ファシズムと宗教. Tōkyō 2010, S. 311–347.

  24. 24.

    Mishina Shōei 三品彰英: Chōsenshi gaisetsu 朝鮮史概説. Tōkyō 1940.

  25. 25.

    Dieser Begriff war die häufigste japanische Bezeichnung für China in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die respektvollere Bezeichnung chūgoku 中国 (Reich der Mitte) gebräuchlich, die bereits im vormodernen Japan gängig war. Für eine Diskussion zu dem Begriff shina und dessen Implikationen vgl. Stefan Tanaka: Japan’s Orient. Rendering Pasts into Histories. Berkeley 1993, S. 3ff.

  26. 26.

    Vgl. Mishina: Chōsenshi gaisetsu (Anm. 24), S. 6–7.

  27. 27.

    Vgl. Yi Man-yŏl 李萬烈: Kingendai kannichi kankei kenkyūshi. Nihonjin no kankokushi kenkyū o chūshin ni 近現代韓日関係研究史―日本人の韓国史研究を中心に―. In: Nikkan Rekishi Kyōdō Kenkyū Iinkai 日韓歴史共同研究委員会 (Hg.): Nikkan rekishi kyōdō kenkyū hōkokusho 日韓歴史共同研究報告書 3/2 (2005), S. 419–452.

  28. 28.

    Für eine englische Übersetzung des Werks vgl. Overlooked Historical Records of the Three Korean Kingdoms. Übers. v. Kim Dal-Yong. Seoul 2006.

  29. 29.

    Vgl. Mishina Shōei 三品彰英: Nissen shinwa densetsu no kenkyū 日鮮神話伝説の研究. Kyōto 1943, S. 59–60.

  30. 30.

    Vgl. Mishina: Chōsenshi gaisetsu (Anm. 24), S. 24.

  31. 31.

    Für eine englische Übersetzung und Diskussion des Mythos vgl. James Grayson: Myths and Legends from Korea. An Annotated Compendium of Ancient and Modern Materials. Richmond 2001, S. 31–42.

  32. 32.

    Vgl. z. B. James Grayson: The Myth of Tan’gun. A Dramatic Structural Analysis of a Korean Foundation Myth. In: Korea Journal 37/1 (1997), S. 35–52.

  33. 33.

    Dieser Geschichte zufolge besuchte ein junger Mann jede Nacht eine junge Frau und schwängerte sie. Eines Nachts befestigte die Frau einen Faden am Gewand des Mannes. Als sie dem Faden am nächsten Tag folgte, führte die Spur sie zum Schrein des Berges Miwa. Daraus folgerten die Frau und ihre Eltern, dass der Liebhaber die Gottheit des Berges sein müsse. Die Nachkommen, die aus dieser Verbindung hervorgingen, wurden später als Priester am Schrein der Miwa-Gottheit eingesetzt. Vgl. Kojiki – Aufzeichnung alter Begebenheiten (Anm. 3), S. 124f.

  34. 34.

    Mishina Shōei 三品彰英: Shinwa to bunka kyōiki 神話と文化境域. Kyōto 1948, S. 268f.

  35. 35.

    Matsumoto Nobuhiro: Recherche sur quelques thèmes de la Mythologie japonaise. Paris 1928.

  36. 36.

    Matsumoto Nobuhiro 松本信広: Nihon shinwa no kenkyū 日本神話の研究. Tōkyō 1931.

  37. 37.

    Toyotama-bime war eine Tochter des Meeresgottes, die vom Sohn des Himmelsenkels geschwängert wurde. Während der Niederkunft nahm sie ihre wahre Gestalt als Krokodil an. Als sie feststellte, dass der Vater des Kindes sie beobachtet hatte, ließ sie das Kind (das der Vater des legendären ersten Kaiser Japans werden sollte) zurück und floh ins Meer. Vgl. Kojiki – Aufzeichnung alter Begebenheiten (Anm. 3), S. 90f.

  38. 38.

    Matsumoto Nobuhiro 松本信広: Indoshina no minzoku to bunka 印度支那の民族と文化. Tōkyō 1942.

  39. 39.

    Der Hase von Inaba wollte von einer Insel auf das Festland hinübersetzen, daher überredete er die Krokodile des Meeres durch eine List, sich aufzureihen, sodass er auf ihren Rücken trockenen Fußes zum Festland gelangen konnte. Als er vom Rücken des letzten Krokodils zum Festland sprang, prahlte er damit, die Krokodile hereingelegt zu haben, woraufhin das letzte Krokodil ihn packte und ihm das Fell abzog. Die Gottheit Ōkuninushi heilte den Hasen schließlich. Vgl. Kojiki – Aufzeichnung alter Begebenheiten (Anm. 4), S. 46f. Für eine ausführliche Diskussion dieses Mythos und seiner Parallelen zu südostasiatischen Erzählungen vgl. Klaus Antoni: Der weisse Hase von Inaba. Vom Mythos zum Märchen. Wiesbaden 1982.

  40. 40.

    Matsumoto: Indoshina no minzoku to bunka (Anm. 38), S. 335. Matsumoto verwendet den Begriff hakujinshu 白人種, „die weiße Rasse“.

  41. 41.

    Ebd.

  42. 42.

    Vgl. Yatsugi Kazuo 矢次一夫: Shōwa dōran shishi 昭和動乱私史, Bd. 2. Tōkyō 1971.

  43. 43.

    Kokusaku Kenkyūkai 国策研究会: Nanpō shominzoku jijō kenkyū 南方諸民族事情研究. Tōkyō 1943, S. 285.

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Hirafuji, K. (2024). Wie unterstützte die Mythenforschung den Kolonialismus? – Japan als polytheistischer Kolonialstaat. In: Mandelartz, M., Weiß, D. (eds) Religionspolitik und politische Religion in Japan und Europa. Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion, vol 8. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-68773-4_5

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

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