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„Sehen und Gesehen werden“? Bildungstheoretische Perspektiven auf Artikulationsformen in digitalen Konferenzen

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Digitalisierte Lebenswelten
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Zusammenfassung

Der Beitrag analysiert die Strukturen virtueller Konferenzsysteme vor dem Hintergrund einer artikulationstheoretischen Fassung von Bildung (Lipkina, 2021) und diskutiert Möglichkeiten und Restriktionen für Bildungsprozesse des Subjekts. Der Fokus liegt dabei auf Phänomen intesiverter Selbstwahrnehmung bei gleichzeitigem Verlust des (an-)erkennenden Blicks der Gegenübers, was zum Scheitern von authentischen Artikulationsentwürfen, Annerkennungsansprüchen und schließlich versagten Bildungsprozessen führen kann.

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Notes

  1. 1.

    Anerkennung versteht Taylor dabei einerseits affirmativ als Wertschätzung bestimmter Eigenschaften von Personen. In diesem Fall dient sie primär der Selbstvergewisserung und ist notwendig, um „das Gefühl meines persönlichen Wertes zu bekräftigen“ (Taylor, 2002, 281). Gleichzeitig geht er davon aus, dass sie auch konstitutiv für Identität ist und diese nicht einfach nur bestätigt, sondern überhaupt erst hervorbringt. Dabei findet Anerkennung gemäß Taylor stets innerhalb eines intersubjektiven Horizonts statt, den das Subjekt (re-)produziert und aufrechterhält (vgl. dazu kritisch: Killius, 2014).

  2. 2.

    Daran anknüpfend wäre zu prüfen, inwieweit Taylors Überlegungen zu einer radikalen Wertung, die das Selbst „vollständig und in seiner ganzen Tiefe in Beschlag nimmt“ (1992, 48), auch an eine radikale Fassung der Negativität, wie sie bspw. Koller (2014) vertritt, anschlussfähig ist.

  3. 3.

    Ergänzen ließe sich dies noch durch die Überlegungen von Reckwitz zu einer „Gesellschaft der Singularitäten“ (2017) und seinen Ausführungen zur „performativen Authentizität“ (Reckwitz, 2017, 247). Er verweist darauf, dass der Wunsch, sich authentisch zu fühlen, in einer Spannung zu dem Zwang steht, sich so inszenieren zu müssen, dass man im gesellschaftlichen Aufmerksamkeitswettbewerb mithalten kann.

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Lipkina, J. (2023). „Sehen und Gesehen werden“? Bildungstheoretische Perspektiven auf Artikulationsformen in digitalen Konferenzen. In: Buck, M.F., Zulaica y Mugica, M. (eds) Digitalisierte Lebenswelten. Kindheit – Bildung – Erziehung. Philosophische Perspektiven. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66123-9_16

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