Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im Alter und ihre Familien

Zusammenfassung

Familien von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten unterscheiden sich vermutlich insgesamt wenig von denen anderer Menschen. Eher scheinen die spezifischen Beziehungserfahrungen in den Ursprungsfamilien und deren Verarbeitung die Berufswahl zu prägen, zudem die Spezifika psychotherapeutischer Tätigkeit die Gestaltung der eigenen Familien- und Paarbeziehungen. Psychotherapie wird oft über die übliche Altersgrenze hinaus betrieben. Gleichzeitig müssen sich die „Beziehungsspezialisten“ mit Veränderungen in ihrem Familiensystem, bei Partnerinnen und Partnern, Kindern und Enkeln auseinandersetzen und zu ihren Ursprungsfamilien eine neue Position finden – im geglückten Fall eine der „filialen Reife“. Mit dem eigenen Altern, zunehmender Abhängigkeit und der Neuordnung der „Schuld- und Verdienstkonten“ zwischen den Generationen können „Verrechnungsnotstände“ offenkundig, aber auch neue Entwicklungswege gefunden werden. Durch Patientenkontakte und andere berufliche Aktivitäten kaschierte Einsamkeit ist vermutlich kein seltenes Phänomen. Rechtzeitig familiäre Beziehungen und Freundschaften zu vertiefen, neue Beziehungen zu entwickeln und den allmählichen Autonomieverlust zu bewältigen, scheint Männern schwerer zu fallen als Frauen.