Innerhalb dieser Arbeit werden entsprechend der Fragestellung nach der Kommunikation während der UNB unter Berücksichtigung der involvierten Kommunikationsinstanzen unterschiedliche empirische Zugänge zum Feld gewählt. Ihre Berücksichtigung soll dabei nicht verstanden werden als eine Ausschärfung des Datenmaterials im Sinne einer Validierung der erzielten Ergebnisse.Footnote 1 Es soll vielmehr untersucht werden, wie sich die Kommunikationsweisen der drei Instanzen zueinander verhalten.

Bevor die verschiedenen Zugänge im Einzelnen vorgestellt werden, wird auf der methodologischen Ebene zunächst das Verbindende dieser Zugänge beschrieben.

2.1 Rahmungen als kommunikative Orientierung

Die Forschungsfrage, wie die Akteure die Kommunikation im Kontext der UNB gestalten, ist gerade für die LAA mit dem Start ins Referendariat und damit in einen für sie neuen berufsbiographischen Prozess bedeutend. Doch auch für die anderen Beteiligten ist die Situation in der Lehrerausbildung alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Das ist zunächst sicher kein Charakteristikum dieser Berufsausbildung, sondern betrifft jegliches Alltagshandeln, allemal im Umgang mit anderen Menschen. Typischerweise benutzen wir für das Alltagshandeln Sortiermuster, mit denen wir uns orientieren, ohne dass wir uns dessen unbedingt bewusst wären. Diese Muster gestatten gerade im gesellschaftlichen Miteinander die notwendige Orientierung für „die wechselseitige Bezugnahme der beteiligten Akteure“, so Geideck und Liebert (2003: 3), die in diesem Zusammenhang auch von „Sinnformeln“ sprechen. In Anlehnung an Max Weber stellen diese Sinnformeln überhaupt die Möglichkeit für soziales Handeln und soziale Beziehungen dar.

SinnformelnFootnote 2, man könnte auch von Rahmungen oder Deutungsmustern sprechen, haben zwei wesentliche Charakteristika: Sie sind zumeist verbal-sprachlich formuliert und besitzen einen „dynamischen Charakter“, d.h. sie bewegen sich auf einem Kontinuum zwischen „Kontroverse und der Nichtthematisierung“ (ebd.: 5).

Ein Kerngedanke der Rahmentheorie geht davon aus, dass über das „Rahmungswissen“ die Interagierenden soziale Situationen „umgrenzen“. Damit werden „Themen und Schwerpunkte gesetzt, Handlungsabfolgen umschrieben … sowie die Kommunikationsebenen und Deutungswissen selbst spezifiziert.“ Hettlage charakterisiert (1991) Goffmans Rahmenanalyse als die geeignete Theorie, um die „Plastizität“, das „Periphere“ oder auch die „Offenheit“ (ebd.: 100) in den Wechselbeziehungen des sozialen Raums nachzuweisen. Die beschriebene Leistung des Rahmens sichert, so Hettlage (1991: 102), in Kommunikationssituationen die Koordination der Deutungen und damit die Organisation und die „erwartbare Teilhabe“ an der sozialen Wirklichkeit.

Goffman (1980: vgl. 31) unterscheidet bei der Beschreibung von Ereignissen unterschiedliche Rahmungen, wobei soziale Rahmungen für die Ereignisse vorbehalten sind, „an denen Wille, Ziel und steuerndes Eingreifen einer Intelligenz, eines Lebewesens … beteiligt ist.“ (Ebd.: 32) Allerdings wird die aktive Rolle bei der Benutzung oder Anwendung eines orientierenden Rahmens von Goffman (ebd.: 50) relativiert.

„Kurz, die Beobachter tragen ihre Bezugssysteme aktiv in die unmittelbare Umwelt hinein, und das verkennt man nur, weil die Ereignisse gewöhnlich diese Bezugssysteme bestätigen, so daß die Hypothesen im glatten Handlungsverlauf untergehen.“

Als Frame-Theorie ist Goffmans Idee der sozialen Rahmung vor allem in der Medienforschung ein Kernbegriff geworden. So geht beispielsweise Matthes (2014: 10) davon aus, dass der „Framing-Ansatz“ als eine Art Sammelbegriff für den „aktiven Prozess des selektiven Hervorhebens von Informationen und Positionen“ steht. Im Kontext der Analyse von Berichterstattungen vor allem politischer Kommunikation untersuchen Vertreter des Framing-Ansatzes vorzugsweise sog. „strategische framings“, wie sie vor allem die Kommunikation von „politischen Akteuren“ bestimmen. „Das Ziel der Kommunikatoren ist es, den eigenen Frame zu vermitteln und in der öffentlichen Diskussion zu etablieren“ (ebd.: 14). Der Begriff des „strategischen Rahmens“ verweist im Kontext der politischen Kommunikation auf einen hohen Grad der Bewusstheit bei der Wahl des speziellen Rahmens für einen zu verbalisierenden Inhalt. Dass der Grad der Bewusstheit von den Rezipienten dieser Kommunikation allerdings nicht im selben Maße wie von den Verursachern geteilt wird, zeigt beispielsweise der Titel von Lakoff und Wehling (2016), der davon spricht, dass politische Metaphorik „Auf leisen Sohlen ins Gehirn“ gelangt.

Für die vorliegende Forschungsarbeit wird der Begriff des „Rahmens“ in einem allgemeinen Verständnis vorausgesetzt. Unter dem kommunikativ hergestellten „Rahmen“ wird im Sinne Goffmans der „Verständnishintergrund“ (Goffman 1980: 32) bezeichnet, mit dem die Interagierenden die UNB hinsichtlich der Funktion und ihrer eigenen Beteiligung verstehen. Der Grad der Bewusstheit wird dabei anders als in der Medienforschung keine bedeutende Rolle spielen, weil für die zu untersuchenden Kommunikationssituationen das geschilderte Motiv der Etablierung und Durchsetzung des eigenen Rahmens im Unterschied zur strategisch geplanten politischen Kommunikation eine untergeordnete Rolle spielt.

2.2 Methodische Folgerungen

Goffmans methodisches Vorgehen aus seinen zahlreichen Untersuchungen zu erkennen oder extrahieren zu wollen, ist ein schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Unterfangen. So weist Lüders (1994: 110) darauf hin, dass dies auch der Grund dafür sei, dass sich viele Leser entweder von ihm abwenden oder zumindest Goffmans methodisches Vorgehen „- etwas euphemistisch – als ‚unorthodox‘ einstufen.“ Und obschon sich Goffman für Interviews und andere Gesprächsformen interessiert hat, so z.B. in „Forms of Talk“ (1981), lässt sich auch hier, so Lüders (ebd.: 11) von keiner „ausgearbeiteten Methodologie“ sprechen.

Damit ist man mit dem Problem konfrontiert, wie, ausgehend von Goffmans Gedanken des Rahmens, der von den Interagierenden für soziale Kontexte gesetzt wird, die Strukturierung des involvierten Wissens geschieht und weiter, wie dieses zu beobachten ist. Das Problem lässt sich mit Busse (2009) und seiner Frage nach der „kulturwissenschaftlichen Semantik“ (ebd.: 126) konkretisieren und damit danach, wie die vor allem sprachlich hervorgebrachte Strukturierung von Verstehen konstituiert wird. Im Sinne Busses ist damit der Anschluss an Goffman in einer „semantischen Epistemologie“ (ebd. ) zu sehen.

Busses Diskurs-Gedanken verbindet dabei verschiedene linguistische Einzeldisziplinen mit dem Ziel, einen Themenkomplex bei der Analyse „um benachbarte und relevante Texte“ (ebd.: 128) zu erweitern. Dafür werden semantische Analysen berücksichtigt, die im Sinne der „Frame-Semantik“ Charles F. Fillmores dem „verstehensrelevanten Wissen in seiner Breite und Fülle“ nachgehen. Die Semantik dieser Ausformung setzt ihren Fokus auf das „tacit knowledge“ (ebd.: 132) der Sprechenden. Mit der Verwendung des Begriffes „Frame“ als „kognitivem Grundbegriff“ (vgl. Busse 2018: 73 f.) sieht Busse es als notwendig an, den sich auf sprachlicher Ebene abbildenden Phänomenen eines gesetzten Rahmens dadurch angemessen Rechnung zu tragen, dass Frame-Strukturen bei allen Typen sprachlicher Zeichen zu suchen sind.

2.3 Ein mehrperspektivischer Zugang zum Feld

Bei den im Kontext der Lehrerausbildung zu unterscheidenden drei kommunikativen Instanzen (dem MSB, den ZfsL und den beteiligten Referendar:innen) interessieren im Zuge dieser Forschung die kommunikativen Grundstrukturen oder Frames, die innerhalb der jeweiligen Instanzen bestehen und wie dort, wo sie miteinander interagieren, die Interaktion verläuft.

Die Mehrperspektivität für diese Forschungsarbeit zur UNB ist gewählt worden, um zu untersuchen, ob die jeweilige Perspektive der unterschiedlichen Akteure miteinander vereinbar ist oder ob wohlmöglich ihre Unterschiedlichkeit die Kommunikation der Interagierenden beeinflusst oder stört.

Innerhalb der sozialwissenschaftlich orientierten Forschung wird die Kombination unterschiedlicher Zugänge zu einem Forschungsfeld als Triangulation beschrieben. Flick unterscheidet zwei Formen von Methodentriangulation:

Zum einen die „Methodeninterne Triangulation“ (2011: 49), die unterschiedliche „Zugänge innerhalb einer Methode systematisch und begründet verwendet“ (ebd.).

Eine andere Form der Triangulation liegt dann vor, wenn „verschiedene qualitative Methoden“ (ebd.) kombiniert und damit „unterschiedliche Perspektiven“ (ebd.) eröffnet werden. In Anlehnung an Schütze (1994: 235, zit. nach Flick, ebd.: 55) kann als Vorteil der Triangulation unterschiedlicher methodischer Verfahren gelten, dass „verschiedene Materialsorten unterschiedliche Realitätsbezüge haben“ und damit ein Forschungsgegenstand unter Beteiligung „unterschiedlicher Realitätsperspektiven“ erforscht wird.

Der hier gewählte Zugang zum Untersuchungsfeld kann im Sinne Flicks als Triangulation verschiedener qualitativer Methoden verstanden werden. Um die unterschiedlichen kommunikativen Instanzen angemessen berücksichtigen zu können, sollen die jeweils üblichen Kommunikationsformen, wie sie im natürlichen Feld dieser Instanzen auftauchen, untersucht werden. Dabei werden sich die jeweiligen Zugänge zum Feld darin ähneln, dass sie hinsichtlich ihres Verständnishintergrunds im Sinne einer „semantischen Rahmung“ analysiert werden.

Die verschiedenen Zugänge im Überblick:

Im Vorfeld dieser Untersuchung wird mittels einer Dokumentenanalyse untersucht, inwiefern das, was alltägliche Praxis im zweiten Teil der Lehrkräfteausbildung ist, auf der Grundlage der ministeriellen Vorgaben ( 1. Instanz) durch die Ausgestaltung der didaktischen Konzepte seitens der ZfsL in NRW (2. Instanz) vorstrukturiert ist. Es stellt sich dabei die Frage, welche Annahmen und Forderungen im Kontext der Ausbildungsordnung von dieser Instanz (der ZfsL) an die UNB herangetragen werden. An dieser Stelle sei schon auf das Konzept des „autonomen Lerners“Footnote 3 verwiesen, mit dem eine gewisse Haltung auch für die Positionierung der Ausbilder:innen im Ausbildungsprozess nahegelegt wird.

Ein wesentlicher Gegenstand dieser Untersuchung ist die UNB selbst, wie sie zwischen einem Fachleiter und einer Referendarin durchgeführt wird. Im Sinne einer explorativen Fallstudie wird die UNB ausführlich kommunikationsanalytisch hinsichtlich des Interaktionsweisen der Beteiligten untersucht. Der hier gewählte sprachanalytische Ansatz bemüht sich dabei um eine größtmögliche Distanz zwischen dem Gegenstand der Untersuchung und dem Standpunkt der Forscherin, die als Akteurin im Feld hilfreiche Felderfahrung aus dem untersuchten Gegenstand mitbringt.

Die auf einer Metaebene angesiedelte linguistische Beschreibung der sich im Gesprächsverlauf zeigenden sprachlichen Phänomene ist in dieser Ausführlichkeit und in diesem Setting ihres natürlichen Auftretens im Kontext der Lehrer:innenausbildung neu. Die im Gesprächsverlauf erkennbaren sprachlichen Interventionen werden vor allem im Hinblick auf die jeweilige Positionierung des Fachleiters und der Referendarin untersucht. Die Positionierungsstrategien sollen dabei Hinweise auf ein differenziertes Verständnis der eingenommenen Interaktionsrolle liefern.

Als dritte kommunikative Instanz gilt im Rahmen dieser Forschungsarbeit die Perspektive der Referendar:innen auf die UNB.

Dafür werden die Beobachtungen und Kommentare der Referendarin zu der vorliegenden videographierten UNB als „Nachträglich lautes Denken“ einbezogen. Als weiterer Zugang ist eine Gruppendiskussion mit Referendar:innen gewählt worden. Mit diesem weiteren empirischen Zugang wird die Datenbasis durch die Berücksichtigung einer repräsentativen Ausbildungsgruppe vergrößert. Die Wahl einer in der Fächerkombination gemischten Ausbildungsgruppe bietet den Vorteil einer größeren Repräsentativität aus der Gesamtmenge der Referendar:innen und gleichzeitig auch hinsichtlich der involvierten Fachleitungen.

Als Ergebnis der Datenanalyse werden vor allem die sprachlichen Phänomene im Fokus der Auswertung stehen, die im Kontext ihres Auftretens Aufschluss geben über die Orientierung darüber, was die Funktion einer UNB ist.

Das Gefüge unterschiedlicher Perspektiven zur Unterrichtsnachbesprechung veranschaulicht die nachfolgende Grafik (Abbildung 2.1).

Abbildung 2.1
figure 1

Perspektiven auf die Unterrichtsnachbesprechung

In der untenstehenden Tabelle werden die einzelnen Daten, die Art ihrer Erhebung und ihr Umfang als Übersicht zusammengefasst:

Tabelle 2.1 Datenmaterial der Untersuchung

Eine detailliertere Darstellung der einzelnen methodischen Herangehensweisen werden dem jeweiligen Kapitel vorangestellt (Tabelle 2.1).

2.4 Die Kommunikationsanalyse als Schlüssel zum Verständnis

Bei aller Unterschiedlichkeit der hier erhobenen Daten verbindet die „sprachliche Spurensuche“ zu Funktion und Rolle der UNB die verschiedenen empirischen Zugänge dieses Vorhabens. Man kann den hier gewählten Fokus auf die Sprache der Beteiligten im weiteren Sinne als einen Beitrag zur Gesprächsforschung im Erziehungs- bzw. Professionalisierungsbereich von Pädagog:innen verstehen.

In der Gesprächsforschung haben „Talk-at-work“-Studies eine breite Tradition.Footnote 4 Professionelle Handlungsfelder zeichnen sich nach Schützeichel (2012: 250) dadurch aus, dass sie sich in ihrer „Interaktionsarbeit durch eine hohe Kooperationsnotwendigkeit“ für den gemeinsamen Verständigungsprozess auszeichnen. Dabei wird vor dem Hintergrund der Ethnomethodologie davon ausgegangen, dass dieser Verständigungsprozess als ein soziales Produkt der Interagierenden zu betrachten ist. Strukturen sozialen Handelns werden, so Breidenstein (2012), nicht als Gegebenheiten vorausgesetzt noch als „analytische Ressource“ (ebd.: 388) benutzt. Es wird vielmehr untersucht, wie diese Strukturen in actu hergestellt werden.

Die „studies of work“ kann man als einen Forschungsansatz verstehen, der in den 1970er Jahren aus der Ethnomethodologie entstand und durch die Konversationsanalyse wesentliche methodische Impulse erfahren hat (Bergmann 2019: 130). Im Zuge ethnomethodologischer und konversationsanalytischer Arbeiten werden dabei häufig ignorierte Praktiken des alltäglichen beruflichen Handelns entdeckt, die den Akteuren selbst nicht immer bewusst sind.

Die pragmatische Perspektive auf die Sprache der in einem sozialen Berufsfeld Agierenden fragt u.a. nach sprachlichen Konventionen und Mustern, mit denen diese ihre Beziehung zueinander herstellen. Als wichtiger und in seinen Rezeptionen bedeutender Ansatz kann das Konzept von „face work“ Goffmans ([1967], dt. 1986: 10 ff.) gelten. Goffman kann damit auch als Vorläufer des „Impressions-Managements“ gelten, wobei Holly in seinem Übersichtsartikel über „Beziehungsmanagement und Imagearbeit“ (2001) auf den oben schon erwähnten methodischen Mangel (vgl. Abschn. 2.1) der von ihm aufgeführten Forschungsarbeiten hinweist:

„ …in diesen Ansätzen wird zwar gelegentlich auf Sprachliches verwiesen, es geht aber in der Regel nicht um die verstehende Analyse von authentischen Gesprächsdaten“ (ebd. 1383).

Es wird in dieser Arbeit in Anlehnung an Garfinkel (2002) davon ausgegangen, dass sich im Verlauf eines Gesprächs soziale Phänomene zeigen. Hierbei interessiert vor allem die Frage nach dem Wie des Herstellens. In den Fokus rückt damit ein Untersuchungsdesign, das dem Alltag und den dort zu findenden Kommunikationssituationen gerecht werden kann. Damit werden Daten ausgeblendet, die zum Zwecke der Untersuchung erst hergestellt werden. Mit der Verpflichtung möglichst real-lebensweltliche Phänomene zu untersuchen und zu beschreiben, ist es notwendig, dass im Sinne der ethnomethodologischen Spezifik die zu untersuchende Situation adäquat erfasst werden kann. „Denn um imstande zu sein, eine Praxis zu identifizieren und zu verstehen, muss man die Erfahrung ihrer Hervorbringung machen“ (ebd.: 389, zit. nach Breidenstein, Tyagunova). Entsprechend müssen Forscherinnen und Forscher „mindestens in einem allgemeinen Sinn“ (ebd.) kompetent in Bezug auf das zu klärende Phänomen sein. Andererseits gilt es dabei zugleich eine angemessene Distanziertheit gegenüber den zu untersuchenden Gegenständen einzunehmen, um subjektive Zuschreibungen zu vermeiden. Dazu werden Verfahren der möglichst passiven Registrierung von sozialen Geschehen, wie sie mediale Aufnahmetechniken ermöglichen, genutzt. Die erhaltenen Rohdaten werden danach ausführlich und detailgenau transkribiert, wobei konventionalisierte Transkriptionsverfahren eine möglichst getreue und gleichzeitig nachvollziehbare Lesart dieser Daten garantieren sollen.

Es gilt im Folgenden sprachliche Leistungen wahrzunehmen, zu beschreiben und zu reflektieren vor dem Hintergrund, dass das, was im Alltag eher selbstverständlich erscheint, der großen orientierenden und strukturierenden Leistung unserer Sprache zu verdanken ist. Um dabei die Variationsbreite standardsprachlicher Ausdrücke adäquat untersuchen zu können, kann und soll die systematische Beschreibung ihrer Einzelerscheinungen nicht auf einige wenige Handlungsfunktionen beschränkt werden. Will man die verschiedenen kommunikativen Aufgaben und Zwecke des verwendeten Sprachsystems untersuchen, benötigt man ein umfassendes Werk, das die Vielfältigkeit des Formenaufbaus der (deutschen) Sprache erschließt. Ein solches Regelwerk, das diese Arbeit bei ihrer Analyse vor allem der gesprochenen Sprache begleitet, ist die Grammatik der deutschen Sprache, herausgegeben von den Schriften des Instituts für deutsche Sprache (1997, herausgegeben von Eroms, Stickel und Zifonun) unter Mitarbeit eines großen Autorenteams.

Die Autoren verpflichten sich mit ihrer umfassenden Grammatik folgenden zwei Grundsätzen:

  1. 1.

    „Grammatiken sollen universellen Fragestellungen zugänglich sein, d.h. die Besonderheiten der Sprache, wie sie für Typologie- und Universalienforschung relevant sind, hervortreten lassen und ein Begriffsnetz verwenden, das auch für andere Sprachen verwendet wird oder verwendbar ist. “ (Ebd.: 3)

  2. 2.

    „Grammatiken sollen nicht normativ sein, sondern die Sprachwirklichkeit zum Gegenstand haben.“ (Ebd.)

Mit der Wahl des hier verwendeten linguistisch-beschreibenden Verfahrens sollen folgende Bedingungen für die eigene Forschung berücksichtigt werden:

  • Um der Gefahr subjektiver Eindrücke mit einer möglichen vorschnellen Deutung zu begegnen, bedarf es einerseits einer buchstäblichen Verlangsamung des Erkenntnisweges. Das hier verwendeten linguistische Verfahren bildet eine solche Verlangsamung (im Sinne einer reflektierten Subjektivität) durch die aufwändig beschreibende Analyse und ermöglicht so eine hohe Sensibilität bei der Rekonstruktion des Forschungsgegenstandes.

  • Andererseits sollen damit der Erkenntnisprozess und die Ergebnisse der Sprachanalyse möglichst transparent nachzuverfolgen sein, indem die Interpretations- und Deutungsergebnisse Schritt für Schritt dargestellt werden.