Zusammenfassung
Der Beitrag untersucht den Diskurs um Freiheit während der Coronakrise, indem er mediale Aushandlungen von Freiheit, Selbstbestimmung und Corona in der deutschen Tageszeitungsberichterstattung im Frühling des Jahres 2020 beleuchtet. Methodisch orientiert er sich dabei an der Deutungsmusteranalyse und nutzt inhaltsanalytische Codierungsverfahren. Freiheit erweist sich bereits in einer frühen Phase der Pandemie als stark thematisiert und diskursiv umkämpft. Grundrechte und mehrere Bereiche des persönlichen Lebens werden referenziert und Auswirkungen der Coronakrise auf jene unterschiedlich beschrieben. Die analysierten Deutungsmuster beziehen sich u. a. auf die allgemeine Handlungsfreiheit im Zuge einer pandemiebedingten Zäsur, auf Beschränkungen des Reisens, auf die Möglichkeit körperlicher Unversehrtheit, auf die Bedingungen von Versammlungs- sowie Meinungs- und Pressefreiheit. Der Beitrag rekonstruiert über die mediale Auseinandersetzung Folgen und Nebenfolgen, die mit der Krise und den Strategien der Pandemiebekämpfung einhergingen – sie tragen angesichts eines neuen Potenzials von Überwachung und staatlicher Kontrolle auch das Risiko in sich, Freiheitsrechte in (digitalen) Gesellschaften prekär werden zu lassen. Insgesamt zeigt sich der Diskurs als differenzierte sowie detaillierte Auseinandersetzung mit Freiheit in einer außergewöhnlichen Situation.
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Notes
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Zwar wurden auch in den ersten Sichtungsrunden des Materials weitere induktive Kategorien, bspw. Maßnahmen/Beschränkungen und Belastungen, angelegt und Codings zugeordnet, um den Diskurs über die materiellen politischen Instrumente und die psychosozialen Effekte der Pandemie zu charakterisieren; diese Kategorien wurden allerdings im Verlauf der probeweisen und diskutierten Codierungen nicht weiter befüllt, um die Komplexität der diskursiven Deutungszugänge zum Themenkomplex Freiheit und Corona nicht über Gebühr zu erhöhen.
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In gewisser Weise wurden so Berichts- und Deutungsschemata deutscher Medien und das Grundrechtsverständnis des deutschen Verfassungsstaates in verkürzender Weise auf Verhältnisse und Rechtsverständnisse anderer nationaler und globaler Kontexte angewendet und somit möglicherweise nationalzentristische Diskurslogiken reproduziert (vgl. zur grundlegenden Problematik kolonialisierender [Auslands-]Berichterstattung Dießelmann und Hetzer 2018); allerdings stellte die Strategie, ein auf Grundlage deutscher Grundrechts- und Freiheitsverständnisse verfasstes Kategoriensystem zu nutzen, ein begründetes Verfahren dar, da die Auslandsberichterstattung zu dem Thema Corona und Freiheit nie ganz ohne latente Bezugnahmen und Bewertungshorizonte zu der Situation in der Bundesrepublik auskam.
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Danksagung und Förderhinweis
Die Autorinnen möchten zunächst Karsten Weber für seine sehr hilfreichen Hinweise zu den Eingrenzungsoptionen des möglichen Datenkorpus und die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Ressourcen für die Umsetzung ihres Forschungsvorhabens danken. Nicla Kaufner und Anika Borlinghaus seien gedankt für ihre umfangreichen Unterstützungsarbeiten bei der Ablage, Dokumentation, Aufbereitung und ersten Deskription des Datenkorpus. Ebenso danken die Autorinnen Linda Kokott für die Unterstützung beim technischen Zugriff auf die Analysesoftware.
Der vorliegende Aufsatz ist im Rahmen des Corona-Zusatzmoduls zum Planning-Grant-Projekt “Saving autonomy: Assessing patients’ capacity to consent using artificial intelligence (SMART)” entstanden, das von der Volkswagen-Stiftung unter dem Aktenzeichen 97044–1 unterstützt wurde. Die Autorinnen bedanken sich bei der Stiftung und deren Mitarbeiter*innen für die Unterstützung und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
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Gerhards, H., Bittner, U. (2023). „Aber in diesem schwierigen Abwägungsprozess bewegen wir uns sehr weit auf der Seite des Schutzes von Gesundheit und Menschenleben“: Zur medialen Diskursivität von Freiheit während der Coronakrise. In: Frommeld, D., Gerhards, H., Weber, K. (eds) Gesellschaften in der Krise. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39129-4_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-39129-4_11
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-658-39129-4
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