Zusammenfassung
Zur Beantwortung der dargestellten Forschungsfragen wurde ein komplexes Untersuchungsdesign entwickelt. Da der organisatorische Rahmen für beide Studien identisch ist, wird er nur in diesem Kapitel referiert. Die wichtigen Aspekte für die zweite Studie werden dann an entsprechender Stelle (Abschnitt 12.1) hervorgehoben.
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6.1 Studiendesign Rahmen
Zur Beantwortung der dargestellten Forschungsfragen wurde ein komplexes Untersuchungsdesign entwickelt. Da der organisatorische Rahmen für beide Studien identisch ist, wird er nur in diesem Kapitel referiert. Die wichtigen Aspekte für die zweite Studie werden dann an entsprechender Stelle (Abschnitt 12.1) hervorgehoben.
In dieser Interventionsstudie wurde ein quasiexperimentelles Pre-Post-Kontrollgruppen-Design auf zwei Ebenen (angehende Mathematiklehrkräfte (im Folgenden: Studierende) und Schüler*innen) verwendet. Die Studierenden der Kontroll- und Experimentalgruppe durchlaufen ein dreigeteiltes Veranstaltungskonzept (s. Abbildung 6.1): In einem vorbereitenden zweitägigen universitären Blockseminar werden die Studierenden inhaltlich auf die Anforderungen der Praxisphase (Planen und Durchführen von mathematischem Förderunterricht) vorbereitet. In der darauffolgenden Praxisphase fördern Studierendentandems oder einzelne Studierende eigenständig leistungsschwache Schüler*innengruppen mit ca. 3 Schüler*innen pro Studierende*r. Dabei werden die Studierenden durch Betreuungslehrkräfte an den Schulen und die Universitätsdozent*innen bei der Planung und Durchführung des Förderunterrichts unterstützt.
Beim Abschlussreflexionstag, der jedoch nicht Teil der eigentlichen Intervention ist und sich in den Untersuchungsgruppen nicht unterscheidet, reflektieren die Studierenden ihre Praxis kriteriengeleitet und stellen sich gegenseitig ihre Ergebnisse vor.
6.2 Beschreibung der Intervention
Die Interventionen in den beiden Untersuchungsgruppen unterscheiden sich in zwei Aspekten. Erstens unterscheiden sie sich hinsichtlich der behandelten Inhalte (s. Tabelle 6.1). In der Experimentalgruppe wurde, ergänzend zu den bereits bestehenden Inhalten, die Förderung von Selbstwirksamkeit gleichwertig neben die Förderung individueller mathematischer Kompetenzen der Schüler*innen gestellt (vgl. Kapitel 4), während in der Kontrollgruppe Inhalte der Selbstwirksamkeitsförderung nicht explizit fokussiert werden. Dadurch ergibt sich eine inhaltliche und zeitliche Verschiebung in der Experimentalgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Zusammenhänge zwischen individueller Förderung und der Förderung von Selbstwirksamkeit, die in der Kontrollgruppe schon implizit vorhanden waren, werden in der Experimentalgruppe explizit gemacht und mit entsprechenden Theorieansätzen aus der pädagogischen Psychologie verknüpft. Beispielsweise wird das Herausarbeiten von Förderzielen für Schüler*innen durch die Formulierung von Nahzielen (vgl. Schwarzer und Jerusalem 2002) als selbstwirksamkeitsförderliche Ergänzung erweitert. Darüber hinaus werden in der Experimentalgruppe einige Inhalte ergänzt: Einführung des Konzepts der Selbstwirksamkeit, Dokumentation und Reflexion von Lernerfolgen, das Nutzen von Erwartungseffekten und Attributionales Feedback (s. Kapitel 4).
Zweitens werden Reflexionswerkstätten, in denen die Studierenden die im Blockseminar an Fallbeispielen erarbeiteten Theorien nun auf ihre eigenen Schüler*innen anwenden, nur in der Experimentalgruppe angeboten.
6.3 Forschungsmethodische Rahmung
Die Durchführung des Veranstaltungskonzepts wurde in beiden Untersuchungsgruppen analog an vier Stellen forschungsmethodisch gerahmt (s. Abbildung 6.2).
Erstens wurden die Studierenden mittels eines jeweils ca. 45-minütigen pen-and-paper-Fragebogens vor der Intervention am ersten Blockseminartag (PRE-Test, Messzeitpunkt 1) und nach der Intervention zu Beginn des Reflexionstages (POST-Test, Messzeitpunkt 2) befragt (s. Abbildung 6.2). Dabei wurden zu beiden Messzeitpunkten Daten zur Untersuchung der Wissens- und Überzeugungsfacetten der KMLF (F1) erhoben (vgl. Abschnitt 8.1). Zum ersten Messzeitpunkt wurden darüber hinaus Daten zur Charakterisierung der Stichprobe (vgl. Abschnitt 7.1) erfragt. Zum zweiten Messzeitpunkt wurden die Studierenden nach einer Bewertung des Veranstaltungskonzepts (F2) und im Rahmen offener Items nach ihren wichtigsten Lernzuwächsen und den Ursachen dafür (F4) befragt (vgl. Abschnitt 8.2; 8.4).
Zweitens wurden die Studierenden der Experimentalgruppe begleitend zur Praxisphase wöchentlich nach ihrer Fördersitzung mittels des Online-Portals „Unipark“ zur jeweiligen Fördersitzung befragt (s. Abbildung 6.2). Dabei wurde insbesondere Nutzung der Methoden aus dem Veranstaltungskonzept in der Förderpraxis erfragt (F5) (vgl. Abschnitt 8.4).
Drittens wurden in beiden Untersuchungsgruppen auf der Ebene der Schüler*innen zu zwei Messzeitpunkten 15–20-minütige Befragungen (i. d. R. in der zweiten und der letzten Fördersitzung) durchgeführt (s. Abbildung 6.2), um die motivationalen Variablen der Schüler*innen zu erheben (F3). Unabhängig vom Veranstaltungskonzept wurde auf Schüler*innen-Ebene eine Kontrollgruppe ohne Förderung (Regelklassengruppe RG, s. Abbildung 6.3) erhoben, welche sich aus zwei Regelklassen zusammensetzt und ebenfalls zu Beginn und zum Ende eines Halbjahres befragt wurde. In dieser Gruppe wurden ebenfalls zu beiden Messzeitpunkten die drei Konstrukte zu motivationalen Variablen der Schüler*innen erhoben (vgl. Abschnitt 8.3).
Viertens wurden ein bis zwei Unterrichtsstunden von Studierenden der Experimentalgruppe videografiert (nicht in Abbildung 6.2; ausführlicher in Abschnitt 12.1).
Die Erhebung der Daten wurde in mehreren Wellen durchgeführt. Die Daten der Kontrollgruppe (bei den Studierenden und den Schüler*innen) wurde im Wintersemester 2016/2017 erhoben. Die Experimentalgruppe besteht jeweils aus drei Kohorten der darauffolgenden Semester, die für die Auswertung zusammengefasst werden (s. Abbildung 6.4). Die Regelklassengruppe wurde zeitlich nach den Erhebungen der Kontroll- und Experimentalgruppe im Folgehalbjahr befragt.
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Hettmann, M. (2022). Studiendesign. In: Motivationale Aspekte mathematischer Lernprozesse. Bielefelder Schriften zur Didaktik der Mathematik, vol 7. Springer Spektrum, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37180-7_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-37180-7_6
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