DrogentestungenFootnote 1, im Zuge derer Personen, zumeist per biochemischer Analyse, auf das Vorhandensein von Indikatoren des Drogenkonsums untersucht werden,Footnote 2 sei es per Schnelltest oder laborgebundenem Verfahren, bilden in Deutschland seit Anfang/Mitte der 1990er-Jahre zunehmend verbreitete Praktiken, das Drogenkonsumverhalten von Personen zu überprüfen. In dieser Arbeit werden dabei aufgrund ihrer Bedeutsamkeit in quantitativer – gemessen an der Zahl der Anwendungen – und qualitativer Hinsicht primär die Anwendungen von Drogenschnelltests analysiert. Die diskursive wie praktische Veralltäglichung des Drogentestens hat nämlich gerade deshalb stattfinden können, da technische Möglichkeiten – eben jene Drogenschnelltests – entwickelt wurden, die den Konsum psychoaktiver Substanzen und die damit verbundenen Sicherheitsgefährdungen rasch, ortsungebunden und kostengünstig erheben zu können versprechen (vgl. a. Zimmer/Jacobs 1992: 2; Nock 1993: 99; Hanson 1994: 124; Campbell 2006: 58 f.). Drogenschnelltests sind in diesem Sinne als diskursiv-praktische Ausgangsbedingung zu verstehen, indem sie als kommunikative Referenz sowohl eine Problematisierung von Drogenkonsumierenden nahelegen als auch eine Lösung für dieses Problem versprechen und damit die verbreitete gesellschaftliche Thematisierung und Umsetzung von Drogenkonsumkontrollen als präventive Interventionsoptionen wesentlich initiiert haben. Gleichzeitig kreieren sie wirkmächtige Sicht- und damit Sagbarkeiten, was mit einer nachhaltigen Gestaltung jener Interaktionskontexte verbunden ist, in die sie eingebettet sind, da sie etwas für das menschliche Auge gemeinhin unsichtbare visualisieren und auf diese Weise überhaupt erst bearbeitbar machen. Indem sie beispielsweise im Einstellungsverfahren ein positives Testergebnis anzeigen, was dann als Indikator einer beruflichen Untauglichkeit interpretiert wird, was wiederum zur Folge hat, dass die positiv getestete Person nicht eingestellt wird, greifen sie effektvoll in den Lauf der Dinge ein. Neben der (fast) alleinigen Fokussierung auf Drogenschnelltests werden vorliegend ferner vorrangig die Anwendungskontexte von Arbeitsplatz und Straßenverkehr analysiert, da in diesen die Rationalitäten der Sicherheit zum Tragen kommen und ohnehin beide Bereiche zu jenen gehören, in denen Drogenschnelltests am häufigsten und bisweilen folgenreichsten angewendet werden.Footnote 3

Die vorliegende Studie will Analyse im eigentlichenFootnote 4 und besten Sinne sein: eine Untersuchung, die den studierten Gegenstand aufteilt und zergliedert, um auf diese Weise mit maximaler TiefenschärfeFootnote 5 die fokussierten Gegenstände gegenstandsnah zu untersuchen. Dies wird insbesondere über eine Forschungshaltung im Sinne der „theoretischen Empirie“ (Kalthoff 2008: 8) vollzogen, also in Anerkennung der vielschichtigen und komplexen Verwobenheit von theoretischer Elaboration und empirischen Daten, was sich in der Komposition der Arbeit und in deren Argumentationsgang widerspiegelt. Diese Haltung bedingt, dass weder den gesammelten empirischen Daten zu Drogentestpraktiken in Deutschland noch den verarbeiteten Theorien ein epistemischer Vorrang einräumt wird. Vielmehr sollen beide in wechselseitiger Weise aufeinander bezogen und sich im Ergebnis den hier untersuchten Praktiken und Diskursen des Drogentestens gleichermaßen aus theoretischer wie empirischer Perspektive genähert werden.

Eine solche Forschungshaltung reflektiert sehr treffend den diesem Buch vorangegangenen Forschungsprozess, der als Ausgangspunkt die Erkenntnis besaß, dass Drogentestdiskurse ohne spezifische Beachtung der jeweils genutzten respektive diskursivierten Tests nicht adäquat zu analysieren sind, da in Folge einer solch asymmetrischen Untersuchungsanlage ein zentraler Partizipant der studierten Diskurse und Praktiken, der Drogen(schnell)test, nicht ausreichend mitgedacht werden kann. Und so kam es, dass die empirische Beschäftigung mit dem Feld Drogentesten in Deutschland das Studium techniksoziologischer Ansätze, insbesondere mit Bezug auf die Science and Technology Studies (STS), nahelegte. Aufgrund des bereits verfolgten sozialtheoretischen Weltbilds im Sinne der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA), sah ich mich daher mit der Herausforderung konfrontiert, in diesem Rahmen eine artefaktsensible Konzeptualisierung zu entwerfen, die in der Lage ist, die wirkmächtige Rolle von Drogentests, die gerade auf ihre Eigenart als technische Artefakte zurückgeht, diskursanalytisch systematisch einzugliedern. Herausfordernd war dies, da bis dato nur wenige Ansätze existieren, Gegenstände bzw. technische Artefakte als dezidierte Untersuchungsobjekte diskurstheoretisch zu integrieren, für die Diskursanalytik insgesamt also – ähnlich wie für die gesamte Soziologie – eine „Sachabstinenz“ (Linde 1972: 12) zu diagnostizieren ist, die eine regelrechte „‚Exkommunikation der Dinge‘“ (Hörning 2001: 69) zur Folge hat (vgl. a. Rammert 1998). Der Vorschlag, der vorliegend für die Integration von technischen Artefakten in einen diskurstheoretischen Analyserahmen gegeben wird, rekurriert auf den Foucault’schen Begriff des Dispositivs und folgt der Feststellung, dass Diskurse keineswegs rein sprachliche Gebilde sind, sondern multimodale Entitäten, die gleichermaßen aus Menschen und Materialitäten bestehen.

An die Wissenssoziologische Diskursanalyse anknüpfend, wird soziale Wirklichkeit vorliegend als Ergebnis diskursiver Konstruktionsarbeit verstanden, die Individuen per Interpretationsleistung und auf Basis historisch tradierter, gesellschaftlicher Wissensbestände vollziehen und die über Prozesse kollektiver Verfestigung als ebenso strukturierte wie strukturierende Rahmung ablaufen. Gemäß diesen Prämissen handelt die Arbeit folglich im Kern von Wissen. Wissen – im Sinne von Bedeutungszuschreibung –, das über Drogenkonsumierende besteht und insbesondere in soziotechnischer Kooperation mit Drogentests entsteht und sich in diskursspezifischer Weise entwickelt und arrangiert. Dabei ist eine Kernannahmen, dass diese epistemische Zusammenarbeit von Mensch und Test ganz wesentlich davon beeinflusst ist, dass und wie Drogentests als technische Artefakte wahrgenommen werden und wie aufgrund dessen mit ihnen umgegangen wird. Gleichermaßen ist von Relevanz, welche Wahrnehmungs- und Handlungsweisen Drogentests qua ihrer Materialität evozieren oder inhibieren. Drogentests werden folglich als Diskursaktanten, als potenzielle Diskurspartizipanten verstanden, die im soziotechnischen Zusammenspiel mit menschlichen Akteur*innen an der diskursiven bzw. dispositiven Konstruktion von Wirklichkeit wirkmächtig beteiligt sind. Drogentests greifen in diesem Sinne aktiv in die Wissensproduktionsprozesse von Drogentestdiskursen ein, indem sie als Mediatoren fungieren, auf die zum einen in Praktiken des Drogentestens aktiv zurückgegriffen wird – mit all den damit zusammenhängenden transformierenden Kräften. Zum anderen wird in einschlägigen Diskursen über sie gesprochen, womit sie als diskursive Referenzen dienen, die spezifische, auf ihre Materialität unmittelbar zurückführbare Attributionen implizieren und dadurch z. B. ausgewählte Wissensbestände aufrufen sowie bestimmte Legitimationsstrategien anschlussfähig(er) machen.

Die Fragestellung des hier verfolgten Vorhabens lässt sich vor diesem Hintergrund wie folgt auf den Punkt bringen: Welche Rolle übernimmt der Drogentest, insbesondere in Bezug auf seine wahrgenommene Eigenart als wissenschaftlich-technologisches Artefakt, im Rahmen von Anwendungsrationalitäten der Sicherheit? Wie werden die Diskurse und Praktiken des Drogentestens durch die Testinstrumente präformiert und wie verändern sich dadurch deren wirklichkeitskonstituierende Effekte?

Das analytische Hauptziel ist demgemäß, mithilfe geeigneter empirischer und theoretischer Referenzen die soziotechnische Eigenart des Drogentestens und die daraus folgende Multimodalität entsprechender Diskurse herauszustellen und die dabei vom Drogentest übernommenen Funktionen in ihrer Wirkmächtigkeit nachzuzeichnen. Damit ist auch die Intention verbunden, aufzuzeigen, wie eine materialitätssensible, diskurstheoretisch fundierte Untersuchung, hier konzeptualisiert als Dispositivanalyse, durchgeführt werden kann. Als theoretisches Fundament dieses Unterfangens dienen dabei im Sinne eines sozialtheoretischen Referenzrahmens ein multimodales Diskursverständnis nach Foucault (insb. 1974; 1981 [1973]; 2012 [1974]) und Keller (2011a), diskurstheoretische Arbeiten zum Dispositivbegriff (u. a. Jäger 2006; Bührmann/Schneider 2008; van Dyk 2013) und Kernideen der Science and Technology Studies (STS), insbesondere in den Varianten von Bijker/Pinch (2012; Pinch/Bijker 1984) sowie Latour (insb. 1996; 2002a). In Auseinandersetzung mit den empirischen Daten werden darüber hinaus punktuell theoretische Referenzen herangezogen, die eine gegenstandsnahe analytische Kontextualisierung der empirischen Einblicke ermöglichen. Dazu zählen das in den Security Studies diskutierte Konzept der Präemption (z. B. Aradau/van Munster 2007; de Goede/Randalls 2009; Anderson 2010), bildphilosophische und -soziologische Gedanken zur epistemischen Typizität visuellen Wissens (z. B. Mersch 2006a, 2006b; Heßler/Mersch 2009) und ausgewählte Impulse aus der Wissenschafts- und Techniksoziologie bzw. -philosophie, so z. B. die Idee des Skripts von Akrich (1992), des blackboxing und der zirkulierenden Referenz von Latour (1996: 172; 2002a: 36, 373) und der mechanischen Objektivität nach Daston/Galison (2007: 121 ff.).

Die empirische Basis dieser Studie bilden insgesamt 38 leitfadengestützte Interviews mit vor allem Anwender*innen und Repräsentant*innen von Herstellern von Drogentests, 112 Dokumente und elf teilnehmende Beobachtungen von einschlägigen Schulungen oder Seminaren sowie Drogentestanwendungen im Straßenverkehr.

Auf einige terminologische Grundsätze soll einleitend noch hingewiesen werden: Wenn ich im Folgenden von Technologie spreche, dann werden damit all jene Wissensbestände und Praktiken angesprochen, die technischen Gegenständen vorausgehen und aus ihnen folgen (Hetzel 2005: 289).Footnote 6 Zwar wird der Begriff ‚Technologie‘ auch gelegentlich dafür genutzt, Technik in ihrer sozialen Einbettung zu beschreiben (Sørensen 2012: 123). Dies setzt allerdings voraus, dass etwas überhaupt außerhalb seiner gesellschaftlichen Einbettung zu beschreiben ist und impliziert ferner, dass es Techniken gibt, die nicht sozial eingebettet sind – eine Position, die an dieser Stelle negiert wird.Footnote 7 Unter ‚Technik‘ möchte ich wiederum die materialen Objekte bzw. Artefakte subsumieren, die mithilfe von technologischem Wissen entwickelt, designt und produziert werden (Hetzel 2005: 289; Sørensen 2012: 123), womit Technik immer technologisch und folglich stets an die Wissensdimension gebunden ist.Footnote 8 Dabei gilt es aber anzumerken, dass diese Differenzierung von Technologie und Technik aufgrund der zunehmenden Verschränkung von Wissenschaft und Technik weitgehend trivial geworden ist (Degele 2002: 20), vorliegend aber dennoch für präzisierende Beschreibungen genutzt wird. Die Begriffsunterscheidung ist gerade deshalb banal geworden, so Degele (2002: 20), da sich die Sphären Wissenschaft und Technik zunehmend nicht mehr trennen lassen und eine „Verwissenschaftlichung von Technik“ und eine „Technisierung von Wissenschaft“ zu beobachten ist. Damit spricht sie eine Entwicklung an, die auch unter dem Begriff Technoscience bekannt ist (z. B. Latour 1987: 29; Haraway 1995: 105; vgl. a. Weber 2003: 130–155). Die Begriffe ‚Ding‘ oder ‚Artefakt‘ wiederum beziehen sich auf all jene physischen Gegenstände, die haptisch erfahrbar und damit (halb-)fest, tastbar und mithin stofflich sind (Roßler 2008: 77; vgl. a. 2016: 19–22). Artefakte haben dabei per definitionem einen künstlichen Charakter (von lat.: arte = ‚mit Geschick‘ und facere = ‚machen‘; Eggert 2014: 169), der unmittelbar auf die sie umgebenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verweist (Hörning 2001: 71; Froschauer/Lueger 2018: 11). Technische Instrumente – folglich auch der Drogentest – sind mithin als Artefakte zu verstehen. Synonym zum Artefaktbegriff wird der im Rahmen der Dispositivforschung häufig verwendete Terminus der ‚(materialen) Vergegenständlichung‘ benutzt, der die Übersetzung von diskursivem Wissen in materiale Formen betont. Dies gilt wiederum nicht für z. B. Steine und Blumen, die im Sinne natürlich erwachsener Entitäten als ‚Dinge‘ bezeichnet werden (Roßler 2008: 77). Als ‚Objekt‘ versteht z. B. Roßler (2008: 78) demgegenüber einen relationalen Begriff, der „als Komplement ein Subjekt erfordert oder eine spezifizierte Aktivität (der das Objekt sich entgegen-stellt bzw. deren Gegen-stand es wird)“. Der Einfachheit halber werde ich auf diese Differenzierung an vorliegender Stelle jedoch verzichten und ‚Objekte‘ – ebenso wie ‚Gegenstände‘ – als Oberbegriff für die Gesamtheit von Artefakten und Dingen benutzen.

Einer der Kerntermini, der im Folgenden benutzt wird, ist der von ‚soziotechnischen‘ Zusammenhängen. Da hier eine Auffassung vom Zusammenhang von Gesellschaft und Technik vertreten wird, der, gemäß der STS, von einer untrennbaren Beziehung ausgeht, somit Gesellschaft immer auch technisch aufgeladen, Techniken immer auch gesellschaftlich konstituiert sind, handelt es sich bei dieser Begriffswendung streng genommen um eine ambivalente (z. B. Schulz-Schaeffer 2000: 126–128). Allerdings hat sie sich weitgehend durchgesetzt und kann – trotz ihrer Inkonsistenz – treffend für die Kernthese von der wechselseitigen Verflechtung von Gesellschaft und technischer Welt sensibilisieren, weshalb sie vorliegend aus heuristischen Gründen durchgehend genutzt wird, obgleich damit eine Dichotomie suggeriert wird, die vorliegend gerade nicht vertreten wird.

Der Argumentationsgang der Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Zunächst wird in Kapitel 2 der sozialtheoretische Rahmen der Arbeit abgesteckt, der gleichzeitig eine intensive Beschäftigung mit der Rolle von Materialität in Diskursen ist und einen entsprechenden Forschungsüberblick gibt. Im zweiten Kapitel wird die Multimodalität von Diskursen betont, indem verdeutlicht wird, dass sich Diskurse aus sprachlichem und schriftlichem Zeichengebrauch, aber auch aus nichtsprachlichem körperlichen Tun und der Herstellung und Nutzung materialer Objekte konstituieren. Im Zuge der Übernahme von Kernideen der STS wird die Multimodalität techniksoziologisch präzisiert, was schließlich zu einer symmetrischen diskurstheoretischen Analyse von soziotechnischen Praktiken und Diskursen des Drogentestens befähigen soll. Es wird sodann, im Rahmen von Kapitel 3, vorgeschlagen, die so gefasste Multidimensionalität von Diskursen mit dem Foucault’schen Begriff des Dispositivs analytisch einzufangen. Dispositive werden dabei verstanden als diskursive Zusammenhänge, in deren Rahmen neben der schriftlichen und mündlichen Sprachpraxis auch nicht-sprachliche körperliche Praxis und Gegenstände bzw. Artefakte eine vermittelnde Rolle spielen. In Kapitel 4 widme ich mich sodann der method(olog)ischen Umsetzung des dispositivanalytischen Konzeptes im vorgestellten Sinne. Neben den Vorschlägen der WDA werden ergänzende, materialitäts- und praxissensible Ansätze präsentiert und nutzbar gemacht (Technografie, Diskursethnografie, Artefaktanalyse, Skriptanalyse), die zusammengenommen einen adäquaten methodischen Rahmen für die Umsetzung einer materialitäts- und praxissensiblen Dispositivanalyse ergeben. Ab Kapitel 5 wird sich schließlich mit den Diskursen und Praktiken des Drogentestens theorie-empirisch auseinandergesetzt, indem Drogentests zunächst als Prä-Mediatoren kontextualisiert werden; als soziotechnische Sicherheitstechnologien, die im Anwendungskontext des Arbeitsplatzes drogenkonsumbezogene Sicherheitsrisiken antizipieren und bereits in der Gegenwart bearbeitbar machen sollen. Die empirischen Daten verdeutlichen dabei, dass Drogenkonsumierende als prinzipielles Sicherheitsrisiko am Arbeitsplatz wahrgenommen werden und dabei eine Anwendungsrationalität zum Tragen kommt, die deutliche Parallelen zu jener der Präemption aufweist, wie sie nach 9/11 von der US-Administration im von ihr ausgerufenen war on terror implementiert und umgesetzt wurde. Diese hängt mit einer Vorverlagerung und Radikalisierung des präventiven Eingriffs zusammen, der hier wesentlich vom Drogenschnelltest ausgeht, da er die Hoffnung nährt, im Rahmen von verdachtsunabhängigen Testungen Personen auf Ihr Drogenkonsumverhalten hin vorbeugend überprüfen zu können. In Kapitel 6 werden daran anschließend die verschiedenen biochemischen Arten der Drogenerkennung (per laborgebundener Verfahren oder per Schnelltest) und deren detektionsanalytischen Grundlagen vorgestellt und Drogenschnelltests dabei nach Akrich (1992) als scripted technology begriffen. Im Zuge dessen wird verdeutlicht, dass Drogenschnelltests spezifisch motivierte technische Entwicklungen darstellen, die durch die Antizipation möglicher Anwender*innen und ihrer Nutzungskontexte charakteristische Eigenschaften besitzen, die sie zwar praktikabel machen, allerdings mit detektionsanalytischen Einschränkungen ausstatten, was Drogenschnelltests als drogendetektorische Kompromisslösungen beschreiben lässt. Im darauf folgenden Kapitel 7 wende ich mich dem Topos der Objektivität zu, allen voran mit Referenz zum Konzept der mechanischen Objektivität nach Daston/Galison (2007). Indem von den Drogentests Anwender*innen und Befürworter*innen bisweilen pauschal eine vom menschlichen Subjekt losgelöste Wissensgenerierung zugesprochen wird, sind sie dafür prädestiniert, die Rolle als ‚Wahrheitsmaschinen‘ zu übernehmen. Daran unmittelbar anknüpfend werden Drogenschnelltests in Kapitel 8 als skopische Medien konzeptualisiert und im Zuge dessen die epistemische Typizität visuellen Wissens hervorgehoben. Drogentests als materiale Artefakte, so die dabei verfolgte These, dienen als Evidenzgaranten, da sie unverzerrte Ergebnisse versprechen, was wiederum die Definitionsmächtigkeit ihrer Resultate vergrößert und die damit zusammenhängende diskursive Dynamik verändert. Kapitel 9 hat den Prozess des Drogentestens als ganzen zum Gegenstand, indem dieser als das Schließen epistemischer Zwischenräume und als Übersetzungskette vorgestellt wird, in deren Rahmen Mensch und Test gemeinsam drogenpositive oder -negative Resultate herstellen und zur Realität werden lassen. In den Schlussfolgerungen (Kapitel 10) werden die Befunde gebündelt und in einen Appell zu einer stärkeren Fokussierung von Materialität und Technologie im Rahmen von diskurstheoretischen und -analytischen Arbeiten überführt sowie die Notwendigkeit ausgerufen, Testprozesse im Rahmen einer eigenen Bindestrichsoziologie – der Soziologie des Testens – fokussiert und vergleichend zu analysieren, um die spezifischen Logiken und Effekte von Tests in der Gesellschaft zukünftig ebenso systematischer wie präziser herausarbeiten zu können.