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Renaissance, Kriege, freier Wille und Judenfeindlichkeit

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Quo Vadis, Humanismus?
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Zusammenfassung

Im 15. und 16. Jahrhundert steht die Renaissance in voller Blüte. Die Zeichen der neuen Epoche finden sich in der Architektur, in der Malerei, in der Bildhauerei, in der Literatur und auch in den Entdeckungen der „Neuen Welt“. Nikolaus Kopernikus, Giordano Bruno und Galileo Galilei rührten an den Schlaf der Welt und rückten die Erde in den Raum, in dem sie sich tatsächlich bewegt, nämlich um die Sonne. In die Wirren der Zeiten lassen sich auch die Arbeiten der Humanisten und Humanistinnen des 15. und 16. Jahrhunderts einordnen. Dazu gehören Christine de Pizan, Rudolph Agricola, Johannes Reuchlin, Giovanni Pico della Mirandola, Sebastian Brant, Erasmus von Rotterdam, Thomas Morus, Willibald Pirckheimer, Ulrich von Hutten, François Rabelais, Philipp Melanchthon und viele andere. Arm an Krisen, Bedrohungen und Katastrophen waren die Zeiten gleichfalls nicht. Um dem gemeinen Volk Erklärungen für die ökonomischen Unsicherheiten, Seuchengefahren und drohenden Naturkatastrophen zu liefern, wurden die falschen Bilder über die Juden genutzt und die Judenfeindlichkeit bewusst geschürt. Martin Luthers judenfeindliche Pamphlete, Tischgespräche und Predigten sollten an dieser Stelle auch erwähnt werden.

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Notes

  1. 1.

    Eine Ahnung, dass sich die Erde um die Sonne drehen könnte, hatte bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. der indische Astronom und Mathematiker Aryabhata (vgl. auch Hüfner & Löhken, 2016, S. 186).

  2. 2.

    Johannes Reuchlin, Philosoph, Jurist, Diplomat, der auch als „Deutschlands erster Humanist“ bezeichnet wird (Schwab, 1998), war Großonkel von Philipp Melanchton, ein herausragender Kenner des jüdischen Schrifttums und kämpfte entschieden für dessen Bewahrung. Nachdem die Juden im 14. und 15. Jahrhundert weitgehend aus den deutschen Regionen vertrieben wurden, sollte auch ihr Schrifttum vernichtet werden. Kaiser Maximilian I. beauftragte deshalb mehrere Experten, darunter auch Reuchlin, Gutachten über die Beschlagnahme jüdischer Schriften anzufertigen. Als einziger der angefragten Experten plädierte Reuchlin für den Erhalt und die Würdigung der jüdischen Schriften, was schließlich zu einem handfesten Bücherstreit mit einem gewissen Johannes Pfefferkorn führte, der als zum Christentum konvertierter Jude in mehreren Schmähschriften die Verbrennung jüdischer Schriften forderte. Max Brod, Freund und Förderer von Franz Kafka, hat Reuchlin in einem lesenswerten Buch gewürdigt (Brod, 1965).

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Frindte, W. (2022). Renaissance, Kriege, freier Wille und Judenfeindlichkeit. In: Quo Vadis, Humanismus?. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36638-4_3

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