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1 Einleitung
Das Forschungsfeld der Sportkommunikation beschäftigt sich mit den Zusammenhängen von Kommunikationsprozessen und Sportkontexten (Allen 2017). Sportkontexte sind alle gesellschaftlichen Bereiche und Ereignisse, in bzw. bei denen Sport produziert, ausgeübt, konsumiert oder diskutiert wird (Allen 2017). Im Fokus stehen dabei sowohl die Entstehungsbedingungen, Kanäle und Inhalte als auch die Rezeption und Wirkungen der Sportkommunikation (Denham 2016). Sportkommunikation umfasst sowohl sportbezogene Kommunikation (Kommunikation über Sport; z. B. die journalistische Berichterstattung über den 100-m-Lauf bei den Olympischen Spielen) als auch sportrelevante Kommunikation (Kommunikation, die Auswirkungen auf den Sport hat; z. B. die allgemeine Debatte über den Stellenwert von ehrenamtlicher Arbeit, wenn diese dazu führt, dass sich mehr Menschen in Sportvereinen engagieren) und schließt sowohl massenmedial vermittelte (z. B. die TV-Übertragung eines Fußball-Länderspiels) als auch (teil-)öffentliche (z. B. die parlamentarische Debatte über ein Anti-Doping-Gesetz) und interpersonale Kommunikation ein.
Sport ist eine häufig auf Wettkampf ausgerichtete Aktivität, die körperliche und/oder geistige Fähigkeiten erfordert (u. a. Röthig und Prohl 2009; Stefani 2017). Das Internationale Olympische Komitee listet aktuell 47 olympische Sommer- und 15 olympische Winter-Sportarten (IOC 2020b), darunter so unterschiedliche Disziplinen wie Leichtathletik, Boxen, Skispringen, Biathlon, Curling, Wasserball oder Golf. Hinzu kommen die historische baskische Sportart Pelota sowie 41 weitere vom IOC anerkannte Sportarten, die aktuell nicht Teil des olympischen Programms sind (IOC 2020a). Hierzu gehören beispielsweise Tauziehen, Bowling, Motorbootrennen, Cheerleading, Billard, Bridge und Schach. Da der Sportbegriff und die Vorstellung dessen, was darunter zu fassen ist, seit jeher im Wandel waren bzw. sind und „das faktische Geschehen des Sporttreibens selbst das Begriffsverständnis von Sport“ verändert (Röthig und Prohl 2009, S. 493), scheint es sinnvoll, den Begriff auch und gerade mit Blick auf die Sportkommunikation weit auszulegen und etwa auch E-Sport einzubeziehen (Borggrefe 2018; Stefani 2017; Wendeborn et al. 2018).
Angesichts der Vielzahl an Sportarten, sportbezogenen Medieninhalten und Möglichkeiten, diese zu nutzen und über Sport und Sportmedieninhalte zu kommunizieren, verwundert es nicht, dass in der internationalen empirischen Sportkommunikationsforschung eine breite Palette an Untersuchungsobjekten analysiert wird. Diese werden je nach Fragestellung und Erkenntnisinteresse mit Befragungen, Beobachtungen – und eben auch Inhaltsanalysen adressiert.
Um einen empirisch fundierten Ein- bzw. Überblick über die Inhaltsanalyse als Forschungsmethode in der Sportkommunikation zu geben, stützt sich der Beitrag mit Blick auf den deutschsprachigen und internationalen Adressatenkreis auf eine standardisierte Inhaltsanalyse von deutsch- und englischsprachigen Fachzeitschriftenartikeln der letzten zehn Jahre. Sammelbandbeiträge und Monographien zum Themenbereich blieben dabei aus forschungsökonomischen Gründen ausgeklammert. Ziel der (Meta-)Analyse war es, zu erfassen, zu welchen Untersuchungsobjekten mit welchen konkreten Methoden in der Sportkommunikation mithilfe inhaltsanalytischer Ansätze geforscht wird. Da hierbei sowohl die kommunikationswissenschaftliche Forschung im deutschsprachigen Raum als auch die Forschung auf internationaler Ebene von Interesse ist, fokussierte sich die Analyse auf jeweils vier deutschsprachige und vier englischsprachige Fachzeitschriften der Kommunikationswissenschaft mit a) allgemeinem und b) sportspezifischem Themenfokus. Im deutschsprachigen Raum wurden die Zeitschriften „SCM – Studies in Communication and Media“, „Publizistik“, „Medien & Kommunikationswissenschaft (M & K)“ und „Journal für Sportkommunikation und Mediensport“ unter die Lupe genommen, auf internationaler Ebene fungierten die Fachzeitschriften „Journal of Communication“, „Communication & Sport“, „International Journal of Sport Communication“ und „Journal of Sports Media“ als Referenzgrößen.
Der Untersuchungszeitraum umfasste die zehn Jahre vom 1. Januar 2010 bis zum 31. Dezember 2019. Die Auswahl relevanter Beiträge erfolgte in einem mehrstufigen Verfahren. Zunächst wurden in einem ersten Schritt alle Abstracts zu wissenschaftlichen Artikeln, die in den oben genannten Zeitschriften im definierten Untersuchungszeitraum erschienen sind, von drei CodiererInnen systematisch auf die Verwendung inhaltsanalytischer Methoden durchforstet. War aus dem Abstract nicht klar ersichtlich, ob eine Inhaltsanalyse Teil der Untersuchung war, so wurden zusätzlich auch die dahinterliegenden Volltexte als Entscheidungshilfe herangezogen. Für die Analyse aufgegriffen wurden letztlich alle Journal-Artikel, die a) thematisch erkennbar im Bereich der Sportkommunikation beheimatet sind und sich b) (auch) auf eine eigene empirische Untersuchung mithilfe einer Inhaltsanalyse stützen. Artikel, die ausschließlich Forschungsergebnisse früherer inhaltsanalytischer Studien referieren, jedoch keine eigene (neue) Untersuchung zum Gegenstand haben, wurden entsprechend nicht aufgegriffen.
Erfasst wurden u. a. die Fachzeitschrift (Reliabilitätskoeffizient nach Holsti R = 1.0), das Erscheinungsjahr (R = 1.0), die AutorInnen (R = 1.0) und das Untersuchungsobjekt des Beitrags (R = .75). Zudem wurden die Sportart(en) (R = 1.0) und Länder (R = .87), auf die sich die empirischen Analysen beziehen, codiert. Als methodische Aspekte der Untersuchungen wurden die Art der Inhaltsanalyse (quantitativ: manuell/automatisiert, qualitativ; R = .87), die Art des verwendeten Untersuchungsmaterials (u. a. Text, Video, Audio, Fotos; R = 1.0), die untersuchten Medienkanäle (u. a. Print, TV, Radio, Online; R = .93) und Inhalte (u. a. non-fiktional, fiktional; R = .87) sowie die Kombination mit anderen Methoden (R = .87) verschlüsselt. Die Codierung wurde von drei CodiererInnen vorgenommen.
Mithilfe der Ergebnisse dieser Inhaltsanalyse soll im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Merkmale von Inhaltsanalysen zu Themen der Sportkommunikation gegeben werden. Dabei werden sowohl die unterschiedlichen Arten der Analysen als auch die fokussierten Inhalte, Sportarten und Länder, die untersuchten Medienkanäle und das Material sowie Methodenkombinationen beleuchtet.
2 Die Inhaltsanalyse als Methode in der Sportkommunikation
2.1 Häufigkeit und Arten von Inhaltsanalysen
Über die zehn Untersuchungsjahre und acht Journals hinweg wurden insgesamt 287 relevante Beiträge identifiziert, die sich jedoch sehr ungleich auf den Zeitraum und die untersuchten Fachzeitschriften verteilen (Abb. 1; Tab. 1). Während im thematisch breit orientierten Journal of Communication im Untersuchungszeitraum kein einziger Beitrag mit Bezug zur Sportkommunikation und der Methode der Inhaltsanalyse veröffentlich wurde, werden gerade in den englischsprachigen Journals, die sich inhaltlich explizit der Sportkommunikation verschreiben, häufig inhaltsanalytische Studien berichtet. In den allgemeinen deutschsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften kommen inhaltsanalytische Untersuchungen aus dem thematischen Bereich der Sportkommunikation nur vereinzelt vor. Dass diese Tatsache weniger einer fehlenden Relevanz inhaltsanalytischer Forschung im deutschsprachigen Raum als vielmehr einer Lücke spezifischer Publikationsmöglichkeiten mit Bezug zur Sportkommunikation geschuldet sein dürfte, zeigt das Journal für Sportkommunikation und Mediensport, in dem seit seinem erstmaligen Erscheinen im Jahr 2016 bereits 13 Studien mit inhaltsanalytischer Ausrichtung publiziert wurden.
Insgesamt ist sowohl im deutsch- als auch im englischsprachigen Raum über den Untersuchungszeitraum hinweg eine Zunahme an Publikationen mit entsprechendem Bezug feststellbar. Mit Blick auf die zeitliche Entwicklung ist allerdings zu beachten, dass einige Zeitschriften nicht über den kompletten Zeitraum hinweg erschienen sind. Dies gilt für die Journals SCM (seit 2011), Communication & Sport (seit 2013) und Journal für Sportkommunikation und Mediensport (seit 2016). Der beobachtete Zuwachs an inhaltsanalytischen Untersuchungen im Zeitverlauf (Abb. 1) lässt sich also zumindest teilweise durch die Neugründung von Zeitschriften erklären. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass auch unter Berücksichtigung der Erscheinungsperioden in den englisch- und deutschsprachigen Fachjournals eine tendenziell steigende Zahl an inhaltsanalytischen Untersuchungen mit Bezug zur Sportkommunikation zu beobachten ist.
In den 287 Studien werden insgesamt 308 eigenständige Inhaltsanalysen berichtet. Hinsichtlich der Arten der durchgeführten Analysen zeigt sich ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis zwischen quantitativen und qualitativen Verfahren (Tab. 2). Bei 52 % der Analysen handelt es sich um qualitative, bei 48 % um quantitative Inhaltsanalysen. Automatisierte Inhaltsanalysen sind mit einem Anteil von zwei Prozent in der Sportkommunikationsforschung (noch) recht selten, jedoch seit 2016 regelmäßig zu beobachten.
2.2 Untersuchungsobjekte, Sportarten und Länder
Neunundneunzig Prozent der untersuchten Studien untersuchen non-fiktionale Inhalte, wobei am häufigsten (auch) die journalistische Berichterstattung (61 %) im Fokus steht. Inhalte der Sport-PR wie Pressemitteilungen, Social Media Posts oder Pressekonferenzen werden in mehr als einem Viertel (28 %), Nutzerkommentare in 14 % der Studien analysiert. Fiktionale Inhalte (wie z. B. Videospiele & Filme) dagegen werden von der Forschung nur in Einzelfällen (1 %) ins Visier genommen.
Die Studien behandeln insgesamt ein breites Portfolio an Untersuchungsobjekten, gleichwohl gewisse Schwerpunkte zu beobachten sind. Vergleichsweise häufig werden die Vereins-, Verbands- und SportlerInnenkommunikation – und damit die Öffentlichkeitsarbeit von Sportakteuren – sowie Geschlechter und Gender in der Sportberichterstattung inhaltsanalytisch untersucht (jeweils 17 %; Tab. 3). Mit Blick auf die PR-Aktivitäten steht dabei beispielsweise im Fokus, wie SportlerInnen und Verbände die Image Repair Strategien nach Benoit (1995, 1997) in Krisensituationen einsetzen, um etwaige Image-Verluste zu begrenzen. Die Studien nehmen hierfür unterschiedliche Fallbeispiele in den Blick. So untersuchen sie u. a., wie Sportakteure auf sportliches (z. B. Dopingvorwürfe und -nachweise; Hambrick et al. 2015; Thomsen und Anderson 2015) oder privates Fehlverhalten (z. B. häusliche Gewalt oder Affären; Husselbee und Stein 2012; Smith und Keeven 2019) reagieren bzw. wie Verbände wie die FIFA auf entsprechende Vorwürfe (z. B. Korruption; Onwumechili und Bedeau 2017) öffentlich antworten.
Beim Untersuchungsobjekt Geschlechter und Gender in der Sportkommunikation steht häufig die massenmediale Berichterstattung über Sportlerinnen im Fokus (vgl. z. B. Arth et al. 2019; Billings und Angelini 2019; Cooky et al. 2013; Cooky et al. 2015; Kaiser 2018; Turner 2014; Wolter 2015; Xu et al. 2018). So beziehen sich 80 % dieser Studien auf journalistische Berichterstattung und nur etwas mehr als ein Zehntel auf Sport-PR. Am häufigsten wird die entsprechende Darstellung für den Sport im Allgemeinen bzw. über verschiedene Sportarten hinweg betrachtet, ohne direkten Fokus auf eine einzelne Sportart. Knapp 90 % der Studien zu diesem Untersuchungsobjekt beziehen sich auf die USA, wobei die TV-Berichterstattung der Medienkanal ist, der am häufigsten analysiert wird.
Aus inhaltlicher Sicht lässt sich festhalten, dass Frauen in der Sportberichterstattung – abgesehen von der Berichterstattung zu Olympischen Spielen (z. B. Arth et al. 2019; Billings und Angelini 2019; Billings und Young 2015) – immer noch stark unterrepräsentiert sind (vgl. z. B. Billings und Young 2015; Cooky et al. 2013). Cooky et al. (2015) etwa untersuchten in einem Längsschnittdesign die Berichterstattung über Frauensport in den 25 Jahren zwischen 1989 und 2014 in Sportnachrichten und Sportmagazinen in drei lokalen und einem nationalen US-TV-Sender mithilfe einer Kombination aus quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse. Die AutorInnen stellten dabei fest, dass über Frauensport im Vergleich zu Männersport insgesamt sehr wenig berichtet wird, sich die Berichterstattung im Laufe der Zeit jedoch inhaltlich verändert hat. So ist die sexualisierte Berichterstattung über Frauen im Sport tendenziell rückläufig. Gleichzeitig jedoch präsentieren die US-Medien die Sportlerinnen verstärkt in ihrer Rolle als Mütter, Ehefrauen oder Freundinnen, die vor der Herausforderung stehen, Sport- und Familienleben zu vereinbaren – eine Thematik, die in der Berichterstattung über männliche Sportler keine Rolle spielt. Frauensport wird zudem im Vergleich zu Männersport wesentlich nüchterner und weniger unterhaltsam und spannend dargestellt, sodass Cooky et al. (2015) letztlich ein eher ernüchterndes Fazit ziehen: „The last quarter century has seen a dramatic movement of girls and women into sport, but this social change is reflected unevenly in sports media“ (S. 261).
Ebenfalls relativ häufig beschäftigen sich Inhaltsanalysen in der Sportkommunikation mit der Fankommunikation (12 %) sowie der Berichterstattung über (Ausrichter von) Großereignisse(n) wie Fußballweltmeisterschaften oder Olympischen Spielen (7 %). Bezogen auf die Fankommunikation wird beispielsweise analysiert, wie Fans die Übertragung von Wettkämpfen und sportlichen Großereignissen auf Social Media verfolgen und kommentieren (vgl. z. B. Blaszka et al. 2012; Girginova 2015; Rodriguez 2017) oder wie SportlerInnen und Sportteams soziale Medien einsetzen, um mit Fans und Medien zu kommunizieren und eine Beziehung zu ihren Fans aufzubauen (vgl. z. B. Abeza et al. 2017; Hambrick und Kang 2015; Frederick et al. 2014; Wang und Zhou 2015; Waters et al. 2011). Bezogen auf die Berichterstattung über Großereignisse steht z. B. im Fokus, wie über das Gastgeberland und über kritische Aspekte bezüglich der Ausrichtung und Organisation des Ereignisses wie sehr hohe Kosten oder die fehlende Nachhaltigkeit von Bauvorhaben berichtet wird (vgl. z. B. Schallhorn und Häußinger 2019; Yoon und Wilson 2019). Oder es wird analysiert, wie nationale Identitäten in der Berichterstattung über die Wettkämpfe der Großereignisse sichtbar werden (vgl. z. B. Angelini et al. 2012; Li et al. 2016). Zu weiteren und sonstigen Untersuchungsobjekten zählen darüber hinaus u. a. die Medienberichterstattung über (private) Skandale von SportlerInnen (vgl. z. B. Kozman 2013; Meng und Pan 2013), die Berichterstattung über Doping (vgl. z. B. Denham 2019; Starke und Flemming 2017), aber auch die mediale Darstellung von Behindertensport (vgl. z. B. Buysse und Borcherding 2010; Solves et al. 2019, Homosexualität (vgl. z. B. Cassidy 2017) oder der Leistung bestimmter Sportakteure wie SportlerInnen, TrainerInnen oder SchiedsrichterInnen. Nimmt man in den Blick, welche Untersuchungsobjekte in quantitativen im Vergleich zu qualitativen Inhaltsanalysen untersucht werden, zeigen sich nur wenige nennenswerte Unterschiede. Allerdings ist bei den qualitativen Inhaltsanalysen im Vergleich zu den quantitativen Inhaltsanalysen insgesamt eine größere Breite und Vielfalt der behandelten Untersuchungsobjekte zu beobachten.
Ein Drittel der inhaltsanalytischen Untersuchungen bezieht sich auf Sport im Allgemeinen (23 %) oder Olympische Winter- und/oder Sommerspiele (11 %), ohne auf eine spezifische Sportart zu fokussieren. Über die 287 Studien hinweg stehen insgesamt 35 verschiedene Sportarten im Fokus von Inhaltsanalysen. Das Spektrum reicht dabei von A – wie American Football bis Y – wie Yoga. Am häufigsten konzentriert sich die Forschung jedoch auf die populärsten Mannschaftssportarten wie Football, Fußball, Basketball, Baseball und Eishockey (Tab. 4).
Bezüglich der untersuchten Sportarten und Länder sind erwartungsgemäß deutliche Unterschiede zwischen den englisch- und den deutschsprachigen Fachzeitschriften feststellbar, wobei jeweils besonders beliebte Sportarten bzw. große Länder des jeweiligen Sprachraums auch ganz besonders im Zentrum des jeweiligen Forschungsinteresses stehen. In den deutschsprachigen Zeitschriften dominiert der Fußball, 70 % der Studien analysieren Inhalte mit entsprechendem Bezug. In den englischsprachigen Zeitschriften stehen Studien zu Football und Basketball noch höher im Kurs als Fußball, der aber auch hier immerhin an dritter Stelle rangiert. Die vier großen US-Sportarten Football, Basketball, Baseball und Eishockey finden dagegen im deutschsprachigen Raum in den Zeitschriften (bislang noch) keine Beachtung: Sämtliche Studien, die sich mit diesen Sportarten befassen, sind in englischsprachigen Zeitschriften erschienen.
Die inhaltsanalytische Forschung in den analysierten Zeitschriften wiederum zeigt, obwohl die Journals nach ihrem Selbstverständnis international ausgerichtet sind, eine starke Dominanz von Analysen, die sich auf die USA bzw. auf Deutschland beziehen. Zwar werden über alle Studien hinweg Kommunikationsinhalte mit Bezug zu 34 Ländern untersucht. Insgesamt beschäftigen sich jedoch zwei Drittel der untersuchten Studien, in den englischsprachigen Zeitschriften sogar mehr als 70 %, mit Sportkommunikation in den Vereinigten Staaten. Die deutschsprachigen Zeitschriften wiederum fokussieren vor allem auf Deutschland: 90 % der Studien, die in diesen Journals erschienen sind, widmen sich Phänomenen der Sportkommunikation mit entsprechendem Länderbezug.
2.3 Untersuchungsmaterial, Medienkanäle und Methodenkombinationen
Etwas mehr als drei Viertel der Studien (77 %) untersuchen (auch) Merkmale von Texten, in einem Viertel der Untersuchungen stehen Videos (25 %) und in etwas mehr als einem Zehntel Bilder (14 %) im Zentrum der Inhaltsanalysen. Audio-Inhalte zählen dagegen nur in fünf Prozent der Studien zum Untersuchungsmaterial. Die Analyse von Sportkommunikation findet also vor allem textbasiert statt.
Mit Blick auf die untersuchten Medienkanäle liegt der Fokus der Forschung vor allem auf klassischen Printmedien (35 %), gefolgt von sozialen Medien (29 %). Knapp ein Viertel der Studien nimmt (auch) klassische TV-Inhalte in den Blick. Textbasierte Online-Medien wie Nachrichtenseiten, Foren oder Blogs stehen in 19 % der Studien im Zentrum der Analyse, entsprechende Online-Videokanäle in fünf Prozent der Untersuchungen. Audio-Medien wie das (Online-)Radio spielen sowohl in der Off- als auch der Online-Form in der Forschung kaum eine Rolle (1 %).
Vergleichsweise selten sind auch Methodenkombinationen (Tab. 5). Nur 13 % der analysierten Studien setzen entsprechende Kombinationen der Inhaltsanalysen mit anderen Methoden wie Befragungen oder Beobachtungen ein. Am weitesten verbreitet ist dabei die Kombination zwischen Inhaltsanalyse und Befragung (12 %), wobei qualitative Befragungsdesigns (8 %) bei den WissenschaftlerInnen noch etwas höher im Kurs stehen als quantitative (5 %). Formen der Beobachtung und/oder sonstige Methoden (3 %) kommen in der Sportkommunikation in Kombination mit Inhaltsanalysen dagegen nur selten zum Einsatz.
3 Fazit und Forschungsdesiderata
Die Inhaltsanalyse ist auch im Bereich der Sportkommunikation eine bedeutende Methode der Kommunikationswissenschaft. Das Verhältnis, in dem dabei qualitative Ansätze und quantitative Verfahren zum Einsatz kommen, ist weitgehend ausgeglichen. Vor allem in den letzten Jahren sind auch automatisierte Inhaltsanalysen zu verzeichnen, die sich insbesondere Aspekten der Sportkommunikation im Bereich Social Media widmen. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend angesichts der Vielzahl potentieller Forschungsfragen und Untersuchungsgegenstände und vor dem Hintergrund der zunehmenden Verbreitung entsprechender technischer Möglichkeiten, zugänglicher Daten und der Verfügbarkeit des analytischen Know-Hows auch in den kommenden Jahren fortsetzen, mitunter sogar beschleunigen wird.
Methodenkombinationen sind in der internationalen Sportkommunikation noch vergleichsweise selten – hier besteht für künftige Studien in Anbetracht der Optionen, die Inhaltsanalysen gerade bei Längsschnittdaten zur Verknüpfung bieten, deutliches Potential für den Einsatz von entsprechenden Mixed-Method-Designs. Potential besteht methodenunabhängig auch hinsichtlich der Erforschung bisheriger Blind Spots, die sich im Bereich der internationalen Sportkommunikation u. a. bei den untersuchten Sportarten und nicht-westlichen Ländern zeigen. Zu den Untersuchungsobjekten, die in den kommenden Jahren im deutschsprachigen Raum aufgrund steigender Nutzungszahlen und vor dem Hintergrund der offensiven Internationalisierungs- und Expansionspolitik der nordamerikanischen Ligen weiter an Relevanz gewinnen werden, dürften etwa die Berichterstattung über Football und E-Sport zählen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass international operierende, spezialisierte Online-Sport-Streaming-Angebote wie DAZN oder Amazon Prime als Kanäle sportbezogener Kommunikation in Zukunft noch wesentlich stärker in den Fokus der Forschung rücken werden. Gerade angesichts dieser Entwicklungen wäre es sinnvoll, noch mehr „grenzüberschreitende“ Forschung in der Sportkommunikation zu wagen – denn bislang scheint die Forschung noch sehr stark auf die medial traditionell starken Sportangebote vornehmlich des eigenen Kultur- und Sprachraums fokussiert. Der Einsatz von Inhaltsanalysen ist hierbei essentiell, um fundierte Daten zu den massenmedialen Konsequenzen der rasanten Entwicklungen auf den Sportrechtemärkten und der Internationalisierungsstrategien des Sports und seiner Verbände zu sammeln und so den vielfältigen Herausforderungen im Bereich der Sportkommunikation aus empirischer Perspektive in Zukunft noch besser gerecht werden zu können.
Relevante Variablen in DOCA – Database of Variables for Content Analysis
Internal and external attributions for sporting success and failure: https://doi.org/10.34778/2zf
Assessed refereeing decision: https://doi.org/10.34778/2zg
(Olympic) Sports: https://doi.org/10.34778/2zh
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Vögele, C., Schäfer, M. (2023). Die Inhaltsanalyse im Forschungsfeld der Sportberichterstattung. In: Oehmer-Pedrazzi, F., Kessler, S.H., Humprecht, E., Sommer, K., Castro, L. (eds) Standardisierte Inhaltsanalyse in der Kommunikationswissenschaft – Standardized Content Analysis in Communication Research. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36179-2_19
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