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Der Körper als soziale Gesundheitsressource

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Multidisziplinäre Perspektiven auf Körper und Gesundheit
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Zusammenfassung

Entgegen einer rein biologisch-medizinischen Definition des Körpers beschreiben (leib)phänomenologische Ansätze den Körper und seine Funktionen eingebunden in ein soziales Beziehungsgeschehen, das sich interaktiv in und mit der Umwelt ausdrückt. Dabei wird ein enges Wechselverhältnis zwischen Körper, Gesundheit und sozialen Phänomenen postuliert, aus dem Erkenntnisse für die Bedeutung des Körpers als soziale Gesundheitsressource abgeleitet werden können. Gleichwohl erscheint eine Trennung von personal-körperlichen, psychischen und sozialen Gesundheitsressourcen nicht sinnvoll, da körperliche und soziale Prozesse eng miteinander verwoben sind. Praktische Anknüpfungspunkte ergeben sich u. a. für die Gestaltung psychomotorischer Behandlungsansätze bei psychischen Erkrankungen, die mit Leibphänomenen verbunden sind. Der Körper stellt in der Bewältigung von Depressionen eine soziale Ressource dar, indem er – neben der Rückgewinnung von Gefühlen, Antrieb und körperlicher Vitalität – als soziales Ausdrucksmedium einer erfolgreichen Beziehungsgestaltung fungiert.

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Notes

  1. 1.

    Der Terminus Psychomotorik steht für eine Vielzahl interdisziplinärer Theorie- und Praxisansätze, die auf Grundlagen der Leibeserziehung, der Gymnastik, der Rhythmik sowie der Sinnes- und Bewegungsschulung basieren und sich vornehmlich in den Themenfeldern Entwicklung, Bildung und Gesundheit etabliert haben (Kuhlenkamp 2017, S. 18 f.).

  2. 2.

    Die Verletzung sozialer Normen ist ebenso ein wichtiges Kriterium für die Diagnosestellung psychischer Erkrankungen. Für die dissoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2) beispielsweise stellen die „Missachtung sozialer Verpflichtungen“ sowie das Vorliegen einer erheblichen Diskrepanz zwischen dem Verhalten und den „herrschenden sozialen Normen“ zentrale Kennzeichen des Störungsbildes dar (Sperlich und Geyer 2019, S. 3).

  3. 3.

    Hierbei besteht der inhaltliche Fokus in der Analyse von Leibesphänomenen an der Schnittstelle von Körper und Geist.

  4. 4.

    Diese wird nachfolgend mit der Verwendung des Körperbegriffes stets mitgedacht.

  5. 5.

    Ausgehend von leibphänomenologischen Überlegungen wird die soziale Bedeutung von Körper und Gesundheit darüber hinaus anhand der Wechselwirkung von soziokulturellen (Mary Douglas) und sozioökonomisch geprägten (Pierre Bourdieu) Körpervorstellungen und leiblichen Erfahrungen deutlich, die hier nicht weiter vertieft werden können.

  6. 6.

    Salus, lat.: Unverletztheit, Heil, Glück; Genese, griech.: Entstehung.

  7. 7.

    Siehe auch Haas in diesem Band.

  8. 8.

    Mototherapie bezeichnet die Behandlung (psycho)motorischer Auffälligkeiten und Störungen und wird in der Regel bei klarer Indikationsstellung in psychiatrischen Kliniken, Praxen oder Bewegungsambulatorien angeboten (Krus 2015, S. 38).

  9. 9.

    Für ausführliche Beispiele der Mototherapie bei depressiver Erkrankung siehe Beckmann-Neuhaus (2015, S. 194 ff.).

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Staiger, T. (2021). Der Körper als soziale Gesundheitsressource. In: Wendler, M., Schache, S., Fischer, K. (eds) Multidisziplinäre Perspektiven auf Körper und Gesundheit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32999-0_16

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