Zusammenfassung
Lässt sich aus pädagogischer Perspektive sinnvoll über Bildung jenseits des Menschen sprechen? (Wie) kann man sich eine Pädagogik vorstellen, die nicht exklusiv von menschlichen Subjekten ausgeht? Und welche Rolle kann Digitalität in diesen Zusammenhängen spielen? Diesen Fragen möchte der folgende Beitrag nachspüren. Im Anschluss an die Darstellung des hier vertretenen transformatorischen Bildungsverständnisses werden posthumanistische Positionen skizziert und in Bezug zu den Prämissen transformatorischer Bildung gesetzt. Im Anschluss daran wird ein Verständnis von (Medien-)Bildung dargelegt, welches die Transformation relationaler Gefüge als Fluchtpunkt von Bildungsprozessen begreift und sich als posthumanistisch versteht. Besonders die damit verbundenen ethischen Herausforderungen werden abschließend diskutiert.
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Notes
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An dieser Stelle sollen weitere bildungstheoretische Stränge, wie etwa die kritische (vgl. Heydorn 1970) oder die kategoriale Bildungstheorie (vgl. Klafki 1996) nicht unterschlagen werden. Diese Richtungen werden im Beitrag zwar nicht weiterverfolgt, wären aber prinzipiell mit Blick auf das im Text verfolgte Anliegen ebenfalls bezüglich potenzieller (Nicht-)Passungen mit posthumanistischen Positionen zu diskutieren.
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Bettinger, P. (2022). Medienbildung als Transformation relationaler Gefüge. In: Zulaica y Mugica, M., Zehbe, KC. (eds) Rhetoriken des Digitalen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29045-0_5
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