Zusammenfassung
Schulsozialarbeit hat sich in den letzten Jahren zu einem weitverbreiteten sozialpädagogischen Angebot am Ort Schule entwickelt. Von dieser empirischen Beobachtung ausgehend fragt der Beitrag danach, ob und wie sich Schulsozialarbeit als eigenständiges Handlungsfeld der Sozialen Arbeit etabliert hat. Dabei zeigt sich in der historischen Betrachtung, dass der Ausbau von Schulsoziarbeit oftmals in engen Zusammenhang mit schulischen Problemdefinitionen (sogenannte „Brennpunktschulen“) und gesellschaftlichen Transformationsprozessen stand. Theoretisch-fachliche Begründungsmuster sowie differenzierte Beschreibungen der Methoden und Arbeitsformen von Schulsozialarbeit entstanden demgegenüber erst in den letzten Jahren und reagieren damit auf den steigenden Bedarf nach fachlichen Orientierungspunkten. Der Beitrag kontrastiert diese fachlich-theoretischen Forderungen mit den empirischen Erkenntnissen zu Schulsozialarbeit und zeigt bestehende Differenzen auf. So sind die die Rahmbedingungen von Schulsozialarbeit oftmals durch Teilzeitstellen, Befristungen und den „Einzelkämpferstatus“ der Fachkräfte als prekär zu bezeichnen. In Zusammenhang damit ist die Tendenz zu sehen, dass in der Schulsozialarbeit einzelfall- und schulbezogene Tätigkeiten dominieren. Diese Feststellungen verweisen auf zukünftige Herausforderungen im Handlungsfeld, die der Beitrag abschließend skizziert.
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Notes
- 1.
Für die weiteren Änderungen, die sich bei diesem Vorschlag in den (teilweise neuen) §§ 2 (Aufgaben der Jugendhilfe), 13a (Jugendsozialarbeit), 79 (Gesamtverantwortung), 79a (Qualitätsmanagement) und 90 (Pauschalisierte Kostenbeteiligung) SGB VIII ergeben würden, vgl. Kunkel 2016, S. 41.
- 2.
Gemeint ist hier nicht die Trägervielfalt innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe, sondern vorrangig die Aufteilung auf Jugendhilfe, Landesschulwesen sowie kommunale Ämter, Stiftungen und Vereine (vgl. dazu auch die Schätzung zur Aufteilung der Schulsozialarbeitsstellen von Eibeck 2014, S. 64).
- 3.
Mithilfe von Mitteln aus dem Bildungs- und Teilhabepaket wurde in den Jahren 2011 bis 2013 bundesweit ca. 3.000 Stellen in der Schulsozialarbeit geschaffen (vgl. Eibeck 2014, S. 64).
- 4.
Als ‚weiteres pädagogisch tätiges Personal‘ wird eine sehr heterogene Gruppe von Personen bezeichnet, die im Ganztagsbetrieb SchülerInnen meist außerhalb des Unterrichts in Ganztagsangeboten begleitet. Die Anstellungsverhältnisse und Trägerschaft bzw. Kooperationsbezüge unterscheiden sich erheblich (vgl. Coelen/Rother 2014).
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Zipperle, M., Rahn, S. (2020). Schulsozialarbeit. In: Meyer, T., Patjens, R. (eds) Studienbuch Kinder- und Jugendarbeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24203-9_8
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